Annäherung zwischen USA und Kuba Aktien für das kubanische Wirtschaftswunder

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Die Internet-Riesen kommen

Den Mangel an Betten in Kuba macht sich ein unbequemer Konkurrent internationaler Hotelketten zunutze: Airbnb wies in ganzseitigen Anzeigen in den großen US-Zeitungen darauf hin, dass es künftig einen der letzten weißen Flecken weltweit bei seiner privaten Zimmervermittlung erobert habe. Hunderte von privaten Bed & Breakfast, legale sogenannte casas particulares, hat Airbnb nun im Angebot. Obwohl erst ein Fünftel der Kubaner Zugang zum Internet hat und die meisten Vermittlungen über Internet-Cafés laufen, ist sich Airbnb sicher, dort schneller wachsen zu können als konventionelle Hotelketten. Auch der private Taxidienst Uber soll sich in Kuba bereits nach Marktmöglichkeiten umschauen.

Solange das Helms-Burton-Gesetz gilt, das Unternehmen für Kuba-Geschäfte empfindlich bestraft, müssen US-Konzerne bei ihrer Expansion vorsichtig vorgehen. Verschärft werden die Strafen noch, wenn die Unternehmen – auch ohne es zu wissen – von enteignetem ehemaligem US-Besitz profitieren. Die französische BNP Paribas wurde gerade mit 7,4 Milliarden Euro Strafe belegt – unter anderem, weil sie Geschäfte mit Kuba abwickelte. Die Kreditkartengesellschaft Mastercard dagegen darf bereits seit Dezember letzten Jahres in Kuba abrechnen. Auch dürfen Kubaner bei anderen US-Instituten Konten eröffnen.

Gute Startchancen in Kuba haben auch Konzerne aus Mexiko und Brasilien. Unternehmer aus beiden Staaten sind zusammen mit ihren Regierungen dabei, Investitionsmöglichkeiten auf der Insel zu checken. Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras etwa sucht vor Kuba nach Öl. Aus Mexiko gelten der Zementhersteller Cemex sowie Carlos Slims Telekomriese America Móvil als aussichtsreich, ihre Positionen auf Kuba auszubauen. Cemex hat in Mexiko das Logistik-Know-how perfektioniert, wie kleine Bauherren mit Material versorgt werden müssen. Tycoon Slim hat in ganz Lateinamerika den größten Telekomkonzern der Region geschmiedet. Die Chancen stehen gut, dass Slim auch in Kuba zum Zuge kommt. Er hat in komplizierten Märkten der Region bewiesen, dass er gut mit Politik und Behörden zurechtkommt.

Den längsten Atem müssen jedoch Investoren beweisen, die direkt auf den kubanischen Markt setzen: Denn das Monatsgehalt eines Arztes von 25 Dollar zeigt, wie arm die Bürger der Karibik-Insel nach 55 Jahren Sozialismus sind. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von der Größenordnung Sri Lankas, welches sich pro Kopf auf der Höhe des Kongo bewegt, darf die Bedeutung Kubas nicht überschätzt werden: Dort leben mit elf Millionen Einwohnern so viel Menschen wie in Belgien, aber auf einer dreimal so großen Fläche.

Fonds für Direktinvestments

Investor Herzfeld ist dennoch zuversichtlich, dass sich auch Kuba selbst schneller in Richtung Marktwirtschaft entwickelt als allgemein erwartet. Er will jetzt für Anleger, die direkt in Kuba investieren wollen, einen Private-Equity-Fonds auflegen – auch wenn es vermutlich noch eine Weile dauern wird, bevor ausländische Direktinvestitionen dort erlaubt werden. Herzfeld ist die Kritik an seinem Kuba-Enthusiasmus schon bekannt: „Ich weiß, dass ich mit meinen Investitionen möglicherweise meiner Zeit etwas zu weit voraus bin.“

Grundsätzlich hat das an der Börse aber noch nie geschadet.

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