Apple, Microsoft, Intel Investoren leiden unter schrumpfendem Wachstum der IT-Riesen

Das Wachstum von Konzernen wie Microsoft oder Apple schwächelt, ihre Aktienkurse stagnieren. Doch neue Innovationsschübe werden folgen, Investoren sollten das Smartphone noch nicht abschreiben.

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Wachstum von Technologieaktien: IT-Riesen von Microsoft bis Apple schwächeln. Quelle: Getty Images, Montage

In der Hightechwelt kommt es derzeit stark auf den Blickwinkel an. Für Konsumenten sind die Zeiten wunderbar: Nie gab es eine größere Auswahl an faszinierenden Geräten. Investoren hingegen kommen kaum auf ihre Kosten. Das Wachstum der etablierten IT-Produkte, wie PC oder Smartphone, geht zurück, die Aktien der Protagonisten fallen. Neue Produkte, wie Virtual Reality (VR), bringen bislang nicht einmal ein Promille der Umsätze der alten. VR-Hersteller werden dieses Jahr nur ein paar Millionen Headsets ausliefern. Die Technologie ist noch nicht ausgereift.

Wo sollten Techinvestoren in so einer Lage ihr Geld anlegen? Eines ist sicher: Die alte Welt der über Jahre steigenden Techaktien, wie Intel und Microsoft bis 2000, kommt nicht zurück. Für 2016 rechnen Experten mit 17 Millionen weniger verkauften PCs. Und, sorry, Apple-Fans: Der Smartphone-Absatz schrumpfte im vergangenen Quartal ebenfalls um zehn Millionen Stück. Auch er wird nicht mehr die Wachstumsraten der Jahre bis 2014 erreichen.

Kaum wichtige Innovationen bei iPhone und Co

Viele Experten konstatieren schon einen generellen Mangel an Innovationen. Apple-Chef Tim Cook war vor Kurzem in Jim Cramers bekannter TV-Show „Mad Money“ zu Gast. Dort versicherte Cook, die Innovationskraft des Silicon Valley und Apples sei ungebremst. Cramer, sein iPhone in Händen, konterte aus Verbrauchersicht: Das iPhone könne schon so viel, dass er sich keinen überzeugenden Grund vorstellen könne, das nächste Modell zu kaufen.

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Cook überzeugt nur noch wenige. Die „New York Times“ forderte Apple auf, mehr in riskantere Projekte zu investieren, bei denen „erhebliche Ressourcen und ein Teil des guten Rufs aufs Spiel gesetzt werden, um vielleicht einen Erfolg der Größenordnung des iPhone einzufahren“, anstatt immer nur eigene Aktien zurückzukaufen oder Hedgefondsmanagern Dividenden nachzuwerfen.

In der Tat wirken viele IT-Innovationen etwas hausbacken. Hauptmerkmal der Handys von Huawei und Oppo, zwei der Hersteller, die Apple jüngst Marktanteile abgenommen haben, ist eine Kamera, die zwei Fotos gleichzeitig machen kann – kaum weltbewegend. Dabei gibt es sehr viele Innovationen. Aber entweder sind sie nicht in gleichem Ausmaß erfolgreich wie das iPhone und der PC, oder die Technologie rückt in den Hintergrund.

Investoren sollten das Smartphone nicht abschreiben

Vielleicht sind wir in der Ära von Amazon. Nach den Erfolgen mit dem technisch wenig anspruchsvollen E-Buch Kindle befeuert der Versandhändler die Fantasie des Publikums neuerdings mit einem Ding namens Echo: Ein etwa 20 Zentimeter hoher, schwarzer Zylinder, den man zu Hause aufstellen und auf Zuruf steuern kann. Per Sprachbefehl kann Echo dann eine Packung Windeln oder eine Pizza bestellen. Im April präsentierte Facebook seine Bots: Das sind kleine Softwareprogramme, die auf Textnachrichten reagieren. Sie können Informationen wie eine Wetterprognose liefern oder kleine Aufträge erledigen, etwa einen Blumenstrauß versenden.

Das Auto steht vor der nächsten Entwicklungsstufe

Toll. Etwas fehlt in der Zukunftsvision, die uns die neuen Techlangweiler offerieren. Die herausragenden Entwicklungen der vergangenen 40 Jahre – von der PC-Maus bis zum iPhone-Touchscreen, den man mit kribbeligen Fingern anfasste – waren Werkzeuge. Gemacht für eine Spezies, die immer schon Werkzeuge verwendete. Sie förderten nicht passiven Konsum, sondern vergrößerten die menschliche Produktivität. Eine Zukunft, in der Bots oder Echo im Hintergrund stumm alle Aufgaben erledigen, läuft unserem innersten Wesen als Spezies zuwider.

Deshalb sollten Investoren das Smartphone nicht übereilt abschreiben. Es ist, anders als Börsen-TV-Star Cramer glaubt, noch nicht ausgereizt. Derzeit werden weitere Fortschritte durch technische Hürden gebremst. Aber mit höheren Mobilfunk-Übertragungsraten werden neue, komplexere Anwendungen kommen, mit denen sich viel Geld verdienen lässt. Die Mobilfunkgeneration 5G wird 2018 oder 2019 verfügbar sein.

Neben dem Smartphone steht ein anderes altes Produkt vor der nächsten Entwicklungsstufe: das Auto. Chiphersteller wie Nvidia und NXP liefern in großem Maßstab neue Chips an Tesla. Je weiter die Entwicklung hin zum selbstfahrenden Auto geht, desto mehr Daten müssen verrechnet werden, desto mehr Chips werden gebraucht. Die Innovation ist nicht tot; sie hat nur ein Plateau erreicht. Investoren steht eine Durststrecke mit bescheidenerem Wachstum und Aktiengewinnen ins Haus. Danach wird es wieder spannend.

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