Aramco plant Börsengang Saudi-Arabien zieht im Ölkampf alle Register

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"Ölpreis liegt für Opec-Staaten unter dem akzeptablen Niveau"

Ölexperten vermuten, dass Saudi Arabien den Ölpreis so lange drücken will, bis die Konkurrenz aus dem US-Schiefergas-Sektor ihre Produktion einstellen muss. Dann hätte man wieder einen höheren Marktanteil und mit der Opec eine Art Monopolstellung zurückerlangt.

„Ein Börsengang von Saudi Aramco würde den Erfolg dieses Szenarios in Frage stellen“, sagt Röhmeyer. „Vielleicht haben sie sich verpokert. Der Börsengang ergibt beim aktuell niedrigen Preisniveau zumindest keinen Sinn."

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Rohstoff-Analyst Axel Herlinghaus von der DZ Bank hält das öffentliche Statement zu einem möglichen Börsengang vielmehr für einen strategischen Schritt.

„Die Saudis werden den Markt abklopfen wollen, um den anderen zu zeigen, was sie im Kampf um Marktanteile noch für Optionen hätten.“ Die Stimmung sei sehr aufgeheizt, jeder beobachte die kleinste Bewegung der Konkurrenz.

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Langsam kommt es zum Showdown. Denn der Preiskampf laufe nun schon deutlich länger, als von allen Beteiligten zunächst vermutet, sagt Herlinghaus. „Ob Saudi Arabien oder die USA, jeder muss zum jetzigen Preisniveau seine Strategie überdenken. Für fast alle Opec-Staaten liegen die Preise doch schon deutlich unter einem akzeptablen Niveau.“

Zudem müsse Saudi Arabien im Livebetrieb lernen, zu welchen Preisen die Amerikaner noch ihre Schiefervorräte anzapfen. „Und im Hintergrund weichen Entwicklungen wie die weltweite Reduzierung der CO2-Emissionen oder die Entwicklung von Elektroautos die langfristigen Nachfrage-Schätzungen auf“, sagt Herlinghaus. Alle Marktteilnehmer seien sehr verunsichert.

Sollte das Königreich seine Pläne wirklich in die Tat umsetzen, scheint es unwahrscheinlich, dass Aramco nur in Saudi-Arabien an die Börse geht. Die Börse Tadawul in der Hauptstadt Riad ist für Privatanleger bislang nicht zugänglich, wenn auch professionelle ausländische Investoren seit Sommer 2015 dort investieren dürfen. „Einen direkten Zugang haben Investoren deshalb noch lange nicht. Die Eintrittsbarrieren auf den Markt sind hoch“, sagt Röhmeyer.

Und während an der New Yorker Stock Exchange zur Jahresmitte 2015 laut "Wall Street Journal" Konzerne mit einem Wert von insgesamt fast 20 Billionen Dollar gelistet waren, waren alle Unternehmen in Tadawul nur mit 570 Milliarden bewertet. Ein billionenschwerer Börsengang wäre für diese Börse vermutlich eine Nummer zu groß.

Eine internationale Platzierung von Saudi Aramco, etwa in New York, wäre wohl eine wahrscheinliche Option. Dann könnten auch deutsche Privatanleger investieren. Bislang äußerte der Konzern sich zu solchen Details aber noch nicht.

(Mit Material von Reuters und Bloomberg)

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