Arcelor Mittal und Salzgitter Trump schickt europäische Stahlaktien ins Minus

Ein Handelskrieg würde vor allem den deutschen Aktienmarkt treffen. Dabei hinkt der Dax anderen Indizes bereits hinterher.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Glühende Brammen werden im Werk der Salzgitter von einem Kran auf einen Zug geladen. Die Aktie des niedersächsisches Stahlkonzerns verliert deutlich, nachdem US-Präsident Strafzölle auf Stahlimporte angekündigt hat. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf Stahlimporte in Höhe von 25 Prozent zu erheben, zeigte schnell Wirkung. Aus Angst vor einem weltweiten Handelskrieg brachen die Aktienkurse deutlich ein. Am deutschen Aktienmarkt gab es im Vergleich zu anderen europäischen Märkten das größte Minus: Der Dax verlor im Vormittagshandel mehr als zwei Prozent, der Euro Stoxx 50 als europäischen Benchmark „nur“ 1,6 Prozent.

„Von Handelskriegen ist kaum ein Land so negativ betroffen wie das exportlastige Deutschland“, erläutert Robert Halver, Kapitalmarktstratege bei der Baader Bank. „Deutschland hängt an der Weltwirtschaft wie ein Insekt am Fliegenfänger.“

Bereits seit längerer Zeit entwickelt sich der deutsche Aktienmarkt gegen den US-Indizes deutlich schwächer. So liegt die Zwölf-Monats-Performance der Frankfurter Benchmark leicht im Minus, der Dow-Jones hingegen hat in diesem Vergleichszeitraum ein Plus von 16 Prozent erzielt. Bei weiter drohenden Handelskrieg würde sich auch die bereits eingesetzte Underperformance des deutschen Aktienmarkts im Vergleich zu denen anderer europäischer Länder fortsetzen, meint Halver.

Zu den größten Verlierern am heutigen Handelstage zählten zwangsläufig die Aktien der europäischen Stahlwerte. Das größte Minus mit 4,7 Prozent musste das Papier von Salzgitter hinnehmen. Keine Unterstützung für den Aktienkurs war, dass ein Sprecher des Unternehmens erklärte, zunächst die Details der Entscheidung abwarten zu wollen und dann zu prüfen, „welche konkreten Auswirkungen sich für uns ergeben“.

Damit war der Titel der zweitgrößter Verlierer im MDax. Lediglich die Aktie des von einem Bilanzskandal betroffenen Möbelkonzerns Steinhoff verlor mit 13 Prozent mehr.

Eher überraschend ist das deutliche Minus von 4,2 Prozent bei Arcelor-Mittal, der mit Abstand weltgrößte Stahlkonzern der Welt. Denn das internationale Unternehmen zeigte wenig Sorgen, dass eine protektionistische Politik der neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump das Geschäft ausbremsen könnte.

Arcelor-Mittal bedient nach eigenen Angaben das US-Geschäft aus den USA heraus. Der Konzern, der 2007 aus der niederländischen Mittal Steel Company und dem luxemburgischen Konzern Arcelor hervorging, hat mehr als zwei Dutzend Standorte im Land, darunter Stahlwerke und Minen.

Glimpflich kam die Aktie des Stahlhändlers Klöckner & Co davon. Mit einem Verlust von knapp zwei Prozent lag der Verlust im Markttrend.

Ansonsten gab es auf europäischer Ebene aufgrund eines möglichen Handelskrieges keinen großen Markttrend. Fast alle Werte verloren deutlich. Im Euro Stoxx 50 lagen mit dem irischen Baustoffhersteller Cement Roadstone Holding (CRH) und dem Bierbrauer Anheuser-Busch InBev nur zwei Werte im Plus. Im Dax schaffte das nur Beiersdorf.

Für den Dax-Index haben sich mit dem heutigen Handelstag eher verschlechtert: Das deutsche Börsenbarometer hat mit dem Rutsch unter die Marke von 12.000 Punkte das bisherige Jahrestief (12.003 Zähler Anfang Februar) unterboten – für Charttechniker ein negatives Zeichen.

Auch die 200-Tagelinie signalisiert, dass die Korrektur länger dauern dürfte als viele Anleger sich erhoffen. Diese Linie wird von vielen längerfristigen Investoren beachtet. Eine steigende 200- Tagelinie signalisiert ein positives Aktienumfeld und umgekehrt. Doch seit einigen Tagen fällt diese Linie, die derzeit bei 12.733 Zählen liegt.

„Nachdem bislang bei Aktien ein ,Heile-Welt-Szenario‘ gespielt wurde, werden nun die überzogenen Erwartungen korrigiert“, schreiben die Analysten der Helaba. „Insgesamt scheint die Bereinigung an den Aktienmärkten noch nicht abgeschlossen zu sein. Anleger sollten sich daher mit Käufen vorerst zurückhalten.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%