Auf Jobsuche US-Hedge-Fonds schnappen sich Händler aus Europa

Viele Banken in Europa bauen Jobs ab oder kürzen ihren Mitarbeitern die Boni. Auch einige Hedge-Fonds mussten bereits schließen. Die Konkurrenten in den USA nutzen die Gunst der Stunde und holen die besten zu sich.

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Sachen gepackt: Dutzende Banker wechseln von London nach New York. Quelle: Reuters

London/New York Die US-Hedge-Fonds Pine River Capital Management, Millennium Management und SAC Capital Advisors nutzen die derzeitige Schwächephase bei neu gegründeten europäischen Konkurrenten aus und werben Händler für ihre Fonds an. Zusammen verwalten die drei insgesamt 46 Milliarden Dollar.

In den vergangenen zwölf Monaten haben die drei Gesellschaften jeweils Mitarbeiter eingestellt, die zuvor für Hedge-Fonds tätig waren, die von Ex-Bankern in Europa gegründet wurden. Das geht aus aufsichtsrechtlichen Unterlagen sowie Angaben informierter Kreise hervor. Unter anderem kamen die neuen Mitarbeiter von Edoma Partners, Occitan Capital Partners und Portman Square Capital – alles Londoner Hedge-Fonds, die entweder schlossen, ihr angepeiltes Kapital nicht erreichten oder Verluste verzeichneten, wie mit den Vorgängen vertraute Personen berichten.

Die US-Hedge-Fonds stellen selektiv Top-Händler ein, die teilweise erst im vergangenen Jahr ihre Stellen bei Banken aufgegeben haben, da die Kreditinstitute Risiken begrenzen und die Boni einschränken. Leichter wird ihnen die Suche dadurch, dass viele Banken aufgrund der Krise Arbeitsplätze abbauen, Fonds Verluste verzeichnen und Investoren Gelder von Fonds abziehen, die keine Gewinne erzielen, wie Personalberater und Manager berichten.

„Es ist die Unterscheidung zwischen denen, die etwas haben, und den Habenichtsen“, konstatiert Charles Morrison von Altus Partners in London, einer Personalberatung für Hedge-Fonds. „Einige vielversprechende Neugründungen in Europa sind gescheitert. Während es sich im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2012 etwas gebessert hat, gibt es immer noch sehr viel mehr Bewerber als Stellen.“

Wenn Hedge-Fonds keine Gewinne mit ihren Investments erzielen, erhalten sie auch keine Performance-Gebühren, die normalerweise 20 Prozent der Investmentgewinne ausmachen. Damit bleiben ihnen nur die normalen Verwaltungsgebühren in Höhe von zwei Prozent des verwalteten Geldes, um ihre Kosten für Personal, Handelssysteme und andere Betriebsmittel abzudecken. Schwache Ergebnisse und Probleme beim Einwerben neuer Gelder haben im vergangenen Jahr zur Schließung von 873 Hedge-Fonds weltweit geführt, zeigen Daten des Analyseunternehmens Hedge Fund Research aus Chicago. Das ist die höchste Zahl seit 2009.


Vor allem große Hedge-Fonds profitieren

Zu den aufgegebenen Hedgefonds gehört auch die 2010 von Pierre-Henri Flamand, dem ehemaligen Leiter der Eigenhandelsabteilung von Goldman Sachs, gegründete Edoma. Im November entschied Flamand, seinen Hedgefonds nach Verlusten zu liquidieren und den Anlegern die Gelder zurückzuzahlen. Das Anlagekapital von Edoma war von einem Hoch bei über zwei Milliarden Dollar auf rund 850 Millionen Dollar zurückgefallen.

„Die kleineren und neu gegründeten Gesellschaften sind wirklich ziemlich gefährdet“, sagt John Purcell, Leiter der Personalberatung Purcell & Co. in London. „Wenn bei ihnen Kapital abfließt, haben sie echte Probleme, neues einzuwerben – das ist das Risiko, wenn man zu einer kleineren Gesellschaft wechselt. In schwierigen Zeiten führt das zu einer Flucht in die Qualität nicht nur bei den Investoren, sondern auch bei den Mitarbeitern.“

Große Hedge-Fonds profitierten von der Entwicklung, sagt Saleem Siddiqi, Managing Partner bei Musst Investments in London. „Schließlich sind das alles ziemlich schlaue Leute“, erläutert er. „Für eine große Gesellschaft ist das eine hervorragende Möglichkeit sich Leute zu sichern und ihnen Geld und ein gutes Arbeitsklima zu bieten, so dass sie Höchstleistungen erbringen können.“

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