Aufnahme in MSCI-Index Ritterschlag für Chinas Aktien

Peking jubelt über die Aufnahme chinesischer Festland-Aktien in den wichtigen MSCI-Index für Schwellenländer. Doch Anleger an den großen Börsen der Volksrepublik beeindruckt das wenig. Aus gutem Grund.

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Chinesische A-Aktien sind in den wichtigsten Schwellenland-Index aufgenommen worden. Quelle: dpa

Vier Jahre hatte China auf diesen Schritt gewartet. Um 4.30 Uhr Ortszeit in Peking war es endlich so weit: Der US-Indexanbieter MSCI gab bekannt, chinesische Festlandaktien, die sogenannten A-Shares, in seinen Index für Schwellenländer aufzunehmen. Die Entscheidung hat Strahlkraft. Denn viele Fondsmanager orientieren sich an MSCI. Mit der Entscheidung des Börsenbetreibers könnten sie nun in China zukaufen.

Große Marktbewegungen werde es jedoch nicht geben, sagte Huang Weiping, Vorsitzender des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften an der Pekinger Volksuniversität, dem Handelsblatt. „Das ist ein symbolischer Schritt“, urteilte der Professor.

Schließlich sind viele der erfolgreichsten chinesischen Unternehmen in Hongkong gelistet und schon seit Jahren internationalen Investoren zugänglich und in Indexfonds wie dem MSCI China Index enthalten. Besonders Technologiefirmen wie Tencent und Alibaba trieben den Index im diesem Jahr bereits 25 Prozent in die Höhe. Beide Firmen sind mit einer Bewertung von jeweils mehr als 330 Milliarden Dollar in die Riege der größten Firmen der Welt aufgerückt.

MSCI bezieht in seine Schwellenländer-Berechnungen bereits chinesische Aktien ein, die an den Börsen in Hongkong und den USA gehandelt werden – und damit auch die Papiere von Tencent und Alibaba.

MSCI hat sich nun entschlossen, in zwei Schritten zum Mai und zum August 2018 insgesamt 222 sogenannte A-Shares in den 1,5 Billionen Dollar schweren Schwellenland-Index aufzunehmen. Sie machen jedoch nur einen Anteil von 0,73 Prozent aus. A-Aktien sind Wertpapiere von Unternehmen, die in der chinesischen Währung Renminbi gehandelt werden. Ursprünglich konnten die Titel nur von Bürgern aus China gehandelt werden. Hingegen sind die in Hongkong gelisteten H-Share, sowie die in Fremdwährungen notierten B-Aktien auch ausländischen Anlegern zugänglich.

"Bestätigung der Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft"

Beobachter wie Danny Dolan, Geschäftsführer von China Post Global, der international tätigen Vermögensverwaltungstochter der staatlichen Postgesellschaft, kommentierten den Schritt positiv: „Dies ist eine bedeutsame und symbolische Bestätigung der Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft.“

Dies wecke neue Erwartungen: „Für uns ist diese Entscheidung der Beginn einer Aufwärtsspirale, die zu einer höheren Anzahl und einer stärkeren Gewichtung der im MSCI-Emerging-Markets-Index vertretenen chinesischen Unternehmen führen wird.“ Dolan erklärte, er rechne fest damit, dass im Zuge dessen auch die internationalen Investitionen in die chinesische Wirtschaft zunehmen werden.

Die Entscheidung bewegte die Aktienmärkte zum Handelsstart am Mittwoch jedoch wenig. Der Leitindex Shanghai Composite verlor ein leichtes Plus weitgehend innerhalb von Minuten. Ähnlich fiel die Reaktion an Chinas zweiter Festlandbörse in Shenzhen aus. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng drehte sogar knapp ins Minus mit 0,06 Prozent.

Von Chinas Wertpapieraufsicht wurde die Entscheidung hingegen in höchsten Tönen gelobt. „Das spiegelt die Zuversicht internationaler Investoren in die guten Zukunftsperspektiven von Chinas Wirtschaft und der Stabilität der Finanzmärkte wieder“, sagte der Aufsichtssprecher Zhang Xiaojun. In den vergangenen drei Jahren hatte MSCI die Aufnahme der A-Aktien noch verhindert.

Als kritisch wurden von den MSCI-Entscheidern bislang der eingeschränkte Zugang von Investoren zum chinesischen Kapitalmarkt sowie häufige Unterbrechungen beim Aktienhandel gesehen.

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