Ausblick Wall Street Wenn die Fed abwartet, greifen die Anleger zu

Die Kurse in New York sind abgestürzt. Erst am Freitag kam die Wende – weil Anleger wieder auf billiges Geld hoffen dürfen. Die US-Notenbank könnte die Zinsen länger niedrig lassen. Am Montag rückt Apple in den Fokus.

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New York Lässt sie sich doch noch Zeit? Die Anleger in den USA spekulieren darauf, dass die US-Notenbank die angedrohte Zinserhöhung doch noch mal verschiebt. In der Hoffnung auf eine längerfristig lockere Geldpolitik stiegen sie am Freitag wieder in die Aktienmärkte ein; nachdem die Börsen zuvor tagelang gefallen waren.

„Fed-Chefin Janet Yellen dürfte angesichts der aktuellen Gemengelage nicht übereilt handeln, sondern lieber noch abwarten“, meint Philippe Waechter, Chefvolkswirt bei Natixis Asset Management. Er kann sich deshalb gut vorstellen, dass die USA den Leitzins erst im übernächsten Jahr erhöhen wird.

Angeheizt wurden die Spekulationen auf zusätzliche Notenbank-Hilfen durch Aussagen von James Bullard. Der Chef der Federal Reserve Bank von St. Louis hatte am Vorabend eine Pause bei der Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank ins Gespräch gebracht.

„Dass auch der Chefvolkswirt der Bank of England davon sprach, dass die Zinsen in Großbritannien länger als erwartet niedrig bleiben könnten, deutet darauf hin, dass auch die internationalen Geldpolitiker die Marktturbulenzen beobachten und nun koordiniert verbal eingreifen“, sagte Marktanalyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets.

Aus Sicht seines Kollegen Chris Weston von IG Markets werden diese Äußerungen die Kurse aber nur vorübergehend stabilisieren. „Wir brauchen eine längere Periode mit starken Konjunkturdaten aus den USA und vor allem aus Europa, damit sich die Märkte beruhigen.“

Der Dow-Jones-Index konnte trotz der Erholung zum Wochenschluss seine Verluste nicht wettmachen. Für den Dow ergab sich auf Wochensicht ein Minus von einem Prozent auf 16.380 Punkte, auch der S&P-Index verlor ein Prozent. Die Nasdaq büßte auf Wochensicht 0,4 Prozent ein. Für Unruhe hatten vor allem enttäuschende US-Konjunkturdaten gesortg, die die Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der Weltkonjunktur verschärften.


Unternehmen überraschen positiv

Für neue Hiobsbotschaften könnte in den kommenden Tagen China sorgen. Am Dienstag stehen die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und zur Industrieproduktion an. Analysten gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik im dritten Quartal auf 7,2 Prozent von 7,5 Prozent abgeschwächt hat. Das wäre das kleinste Plus seit mehr als fünf Jahren. Etwas optimistischer sind die Experten für die Industrieproduktion gestimmt. Diese dürfte im September etwas stärker zugelegt haben als im August.

Chinas Wirtschaft hat in diesem Jahr einen holperigen Kurs zurückgelegt. Schwankende Exporte, eine Abkühlung der heimischen Nachfrage und ein schwächelnder Immobiliensektor haben die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zuletzt belastet.

Neben den Konjunkturdaten behalten Anleger jedoch auch die die Berichtssaison im Blick. In den USA lassen sich unter anderem Apple (Montag), der Baumaschinen-Hersteller Caterpillar (Donnerstag) und der weltgrößte Paketdienst UPS (Freitag) in die Bücher schauen.

Bislang ist die aktuelle Berichtssaison sehr ordentlich verlaufen. Nach einer Analyse der UBS haben fast 70 Prozent der Firmen die Umsatzerwartungen und 66 Prozent die Gewinnschätzungen übertroffen. Dazu muss man allerdings wissen, dass der Markt immer ein gewisses Maß an positiven „Überraschungen“ erwartet, alles andere wäre eine weitere Enttäuschung.

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