Ausschüttungen Wo Dividendenjäger ein gutes Geschäft machen

Dividenden sind des Anlegers liebstes Kind. Wichtig ist nicht nur die Höhe der Ausschüttung, sondern auch deren Nachhaltigkeit. Wo Aktionäre auch künftig verwöhnt werden, warum diese Dividendensaison nur Mittelmaß ist.

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Die Ausschüttungen der Dax-Konzerne

Magere Zeiten: Auf dem Tagesgeldkonto bekommen Sparer meist weniger als ein Prozent Zins pro Jahr. Zehnjährige Bundesanleihen bringen ihnen nur noch 1,7 Prozent Rendite (siehe Grafik unten). Aktien werfen fast doppelt so viel ab: Knapp drei Prozent Rendite auf das von ihren Aktionären investierte Kapital schütten die 30 Dax-Aktien in diesem Jahr an Dividenden aus.

Sicher: Auch drei Prozent wirken nicht gigantisch. Dennoch steckt wahre Kraft hinter den Ausschüttungen. Seit Ende 2002 trugen Dividenden mehr als die Hälfte zum Dax-Zuwachs von seither 225 Prozent bei.

Beispiel BMW: Wer vor zehn Jahren die Stammaktie gekauft hat, hat inklusive der diesjährigen Ausschüttung bereits 37 Prozent seines Einsatzes schon wieder heraus. Anleger, die konsequent die jährlichen Ausschüttungen wieder in BMW-Papiere steckten, haben sogar schon einen Puffer von 50 Prozent ihres damaligen Einsatzes. Und wer die Aktie zum Tief vor fünf Jahren erwischte, hat mit der nächsten Zahlung am 16. Mai schon fast die Hälfte seines Einsatzes wieder hereingeholt – und dazu Kurszuwächse von 150 Prozent binnen zehn und gut 300 Prozent binnen fünf Jahren. Am meisten profitiert haben naturgemäß die drei Großaktionäre Susanne Klatten (Anteil: 12,6 Prozent), Johanna Quandt (16,7) und Stefan Quandt (17,4). Sie bekommen Mitte Mai voraussichtlich rund 750 Millionen Euro überwiesen. Alle Eigner der Dax-Unternehmen werden seit Anfang 2008 zusammen über 170 Milliarden Euro kassiert haben, wenn mit dem Aktionärstreffen der Deutschen Post die Dax-Hauptversammlungssaison abgeschlossen sein wird. Dividenden werden immer am ersten Börsenhandelstag nach der Hauptversammlung (HV) ausgezahlt.

Dividenden bringen genauso viel wie Unternehmensanleihen, mehr als Bundesanleihen und deutlich mehr als Kurzfristzinsen (Angaben in Prozent). Klicken Sie hier, um die Grafik zu vergrößern!

„Die Ausschüttungen bieten grundsätzlich einen Puffer. Aktien von Unternehmen, die regelmäßig Dividende zahlen, sind tendenziell weniger riskant“, sagt Sebastian Müller, Fondsmanager des First Private Euro Dividenden Staufer, einem Pionier unter den europäischen Dividendenfonds. Mit Minidividenden sollten sich Anleger nicht zufriedengeben. Andreas Hürkamp, Chef-Aktienstratege der Commerzbank, sieht zwei Prozent Rendite als Minimum, „so viel sollte es schon sein“.

Wer nichts hat, der kann allerdings nichts geben. Die Saison begann für Dividendenjäger wenig verheißungsvoll: Vor Monatsfrist verließen die Aktionäre von ThyssenKrupp mit leeren Taschen die Halle RuhrCongress in Bochum. Die Hauptversammlung hatte dort dem Dividendenvorschlag des Vorstandes zugestimmt: Der von Milliardenverlusten gebeutelte Konzern wird keinen Cent ausschütten. Dass Thyssen-Aktionäre seit Kurzem auf dem Papier dennoch reicher sind, tröstet da wenig: Mit einem Federstrich hatte Finanzchef Guido Kerkhoff das Eigenkapital rückwirkend um 427 Millionen Euro oder satte zwölf Prozent erhöht. Hübsch verpackt hat der klamme Essener Konzern seinen Aktionären das Geschenk aber nicht, sondern es schamhaft versteckt, weit hinten im Geschäftsbericht.

Nicht nur bei Thyssen-Aktionären hält sich der Applaus in Grenzen. Wenn die Saison der Aktionärstreffen ab März so richtig in Fahrt kommt, dürfte auch auf der HV der Commerzbank wenig Frühlingsstimmung herrschen. Am Tag nach dem Treffen dürfte es ebenfalls keine Ausschüttung geben.

Kritik trotz Top-Renditen

Die verlässlichsten Dividendenaktien
15. Platz: Axel SpringerBranche: MedienAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 7Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 15,7 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 3,8 ProzentAusschüttungsquote (im Median der letzten fünf Jahre): 60,3 ProzentQuelle: FactSet, DZ BANK, Reuters Quelle: dpa
414. Platz: Generali DeutschlandBranche: VersicherungAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 7 Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 11,5 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 4,6 ProzentAusschüttungsquote (im Median der letzten fünf Jahre): 58,2 Prozent Quelle: dpa
13. Platz: GrenkeleasingBranche: LeasingAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 8Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 8,1 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 1,3 ProzentAusschüttungsquote (im Median der letzten fünf Jahre): 26,5 Prozent Quelle: AP
12. Platz: HenkelBranche: KonsumgüterAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 8Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 10,0 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 1,6 ProzentAusschüttungsquote (im Median der letzten fünf Jahre): 25,9 Prozent Quelle: dpa
11. Platz: SAP Branche: SoftwareAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 8Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 12,9 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 1,8 ProzentAusschüttungsquote (Median der letzten fünf Jahre): 30,3 Prozent Quelle: AP
10. Platz: Software AGBranche: SoftwareAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 8Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 6,1 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 1,9 ProzentAusschüttungsquote (Median der letzten fünf Jahre): 22,4 Prozent Quelle: dpa
9. Platz: OHB SystemBranche: RaumfahrtAnzahl der Dividendenerhöhungen in den letzten 10 Jahren: 8Durchschnittliche Erhöhung pro Jahr: 13,9 ProzentDividendenrendite 2014 (geschätzt): 2,9 ProzentAusschüttungsquote (Median der letzten fünf Jahre): 38,0 Prozent Quelle: dapd

Aber selbst Top-Renditen schützen Vorstände nicht vor Kritik: Die Anteilseigner von RWE oder E.On etwa dürften trotz der, am aktuellen Kurs gemessen, hohen Renditen von 3,4 und 4,3 Prozent die deutliche Senkung ihrer Ausschüttungen bemängeln. Denn die hohen Renditen sind eher optische Täuschung als Ausdruck starker Ertragskraft: „Die Versorger leiden außer unter politischer Einflussnahme vor allem darunter, dass sie in Europa ihr Hauptgeschäft machen, und da läuft es eben nicht“, sagt Hürkamp. Vermeintlich viel gibt es bei E.On und RWE nur, weil ihre Aktienkurse massiv gefallen sind. Die hohe Rendite täuscht also nur über die massive Kürzung der Dividende hinweg: Bei E.On etwa fehlt gegenüber dem Vorjahr fast die Hälfte.

Wie viel auf Heller und Cent Eigner von Dax-Aktien dieses Jahr genau kassieren, ist zwar noch offen, da noch nicht alle Unternehmen ihre Vorschläge unterbreitet haben und die Hauptversammlungen die vom Vorstand vorgeschlagenen und vom Aufsichtsrat abgenickten Ausschüttungen – theoretisch – noch verändern könnten. Deutsche-Bank-Finanzvorstand Stefan Krause etwa hatte noch am 20. Januar nach der Bekanntgabe eines Milliardenverlustes im vierten Quartal alles offen gelassen: „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“ Letztendlich sollen Eigner der in diverse Skandale verstrickten Bank (siehe Seite 50) nun doch wieder 75 Cent je Aktie erhalten.

Ziemlich sicher ist, dass die Dividenden im Dax etwas spärlicher fließen werden als vor Jahresfrist: Rund 25,5 Milliarden Euro gehen voraussichtlich dieses Jahr auf die Konten der Aktionäre, schätzt die Commerzbank. Das sind rund 700 Millionen Euro weniger als 2013. Etwas besser, mit einem Rückgang von knapp 27,7 auf knapp 27,3 Milliarden Euro, sieht die Rechnung aus, wenn die Gesamtausschüttung der Dax-Konzerne berücksichtigt wird (siehe Grafik Seite 101). Die höhere Summe ergibt sich aus den Dividenden für die Vorzugsaktien von BMW, FMC und RWE sowie die Stämme von VW und Henkel, die nicht in den Dax eingerechnet werden.

Noch deutlich mehr Rendite als die im Schnitt drei Prozent im Dax bringen interessante Nebenwerte und internationale Aktien (siehe Seite 102). Allerdings müssen Anleger hier auch mögliche Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Wem eine hohe Zahlung zugetraut wird, der sollte auch liefern, sonst wird er abgestraft. So zählte zu Jahresbeginn die amerikanisch-russische Vimpelcom zu den sicheren Top-Dividendenwerten. Als der Telekom-Dienstleister meldete, er werde statt der erwarteten 80 US-Cent nur noch 3,5 Cent zahlen, brach die Aktie in Minuten um 13 Prozent ein.

Wer auf Dividendenaktien setzt, ist also vor Negativ-Überraschungen nicht gefeit. Dennoch ist die zinsähnliche Komponente bei Aktien ein nicht zu unterschätzender Positiv-Faktor. In einer neuen Studie hat die Fondsgesellschaft Threadneedle herausgefiltert, warum Anleger mit einer am Dividendenertrag orientierten Investmentstrategie langfristig besser fahren. Weil Dividenden jährlich angepasst werden, bieten sie zum Beispiel „gewissen Schutz vor Inflation“. Angesichts von künftig eher niedrigeren Wachstumsraten der klassischen Industrienationen dürften nicht Kurszuwächse, sondern regelmäßige Dividendeneinnahmen zunehmend die realen langfristigen Erträge eines Depots bestimmen, so ein Ergebnis der Untersuchung. Entscheidend ist aber, „dass Unternehmen nicht aus der Substanz ausschütten, sondern eine ausreichende Sicherheitsmarge in ihrer Bilanz und in ihren Geschäften haben, zum Beispiel, dass die Auftragslage Wachstum signalisiert“, sagt Frank Fischer, Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen.

Schutz vor Inflation

Bauer-Aktionäre müssen auf Dividende verzichten

Die Frankfurter DZ Bank hat gerade ihre Dividendenaristokraten gekürt. Kriterien waren neben harten Bilanzzahlen eine regelmäßig stabile oder gestiegene Dividende in den vergangenen zehn Jahren. Zu den Siegern gehören aus dem Dax die Münchener Rück und bei den Nebenwerten der Versicherer Talanx, der Mobilfunkanbieter Freenet, der Personaldienstleister Amadeus Fire und Autovermieter Sixt.

Im Dax zählt die Münchener Rück in diesem Frühjahr tatsächlich erneut zu den Werten mit einer Top-Rendite. Insgesamt lassen mit 28 von 30 Unternehmen fast alle Konzerne dieses Jahr ihre Anteilseigner am Unternehmenserfolg des abgelaufenen Geschäftsjahres, für das die Ausschüttung fließt, teilhaben (siehe Tabelle Seite 101). Ausfälle sind ThyssenKrupp und die Commerzbank. Die Lufthansa, die im vergangenen Jahr die Dividende strich, zahlt wieder. 16 Konzerne erhöhen die Dividende, bei acht erwarten Analysten im Schnitt eine Ausschüttung je Aktie auf Vorjahreshöhe oder einen Schnaps darüber. Sechs senken die Ausschüttung. Absolut dürfte Siemens mit Gutschriften für seine Anteilseigner von mehr als 2,5 Milliarden Euro, die bereits Ende Januar flossen, an der Spitze stehen; dahinter folgt BASF mit knapp 2,5 Milliarden Euro. Jeder fünfte Euro der Dax-Gesamtausschüttung kommt damit von Siemens und BASF.

Unter dem Strich ist die Dividendensaison nur Mittelmaß: In den vergangenen acht Jahren gab es viermal mehr und viermal weniger Rendite. „Die oft niedrigen Ausschüttungsrenditen sind vor allem auf das gestiegen Preisniveau an den Börsen zurückzuführen“, sagt Fondsmanager Fischer. Logisch: Wenn die Ausschüttung je Aktie konstant bleibt, sich der Aktienkurs aber verdoppelt, halbiert sich die Dividendenrendite.

Immer die Dax-Papiere mit den optisch höchsten aktuellen und künftig erwarteten Ausschüttungsrenditen zu kaufen ist keine gute Strategie. E.On etwa hätte heute eine Dividendenrendite von fast 20 Prozent, wenn die Erwartungen aus dem Jahr 2008 an die Ausschüttung wahr geworden wären. Aus den einst erhofften 2,50 Euro je Aktie sind heute 60 Cent geworden. Dementsprechend kassieren Anleger, die E.On zu alten Höchstkursen über 40 Euro gekauft haben, aktuell nicht einmal mehr 1,5 Prozent auf ihren Einsatz.

Wie viel Dividende die Dax-Konzerne insgesamt ausschütten und wie viel Dividendenzins Dax-Anleger erzielen konnten (in Prozent). Klicken Sie hier, um die Grafik zu vergrößern!

Denn so robust, wie die Rekordfahrten an den Börsen signalisieren, sind die Bilanzen der 30 Dax-Unternehmen mitnichten. Früher schwergewichtige Dividendenbringer wie E.On, RWE und Telekom haben wegen hoher Schulden zu wenig Kraft, um alte Ausschüttungsträume noch wahr werden zu lassen. „Bei den Versorgern ist der Gewinntrend nach wie vor negativ, E.On und RWE sind deshalb weiter nicht interessant“, urteilt Müller von First Private. Anleger sollten deshalb bei der Auswahl von Dividendentiteln nicht nur auf die simple Rendite je Aktie schauen, sondern auch prüfen, ob die Dividende in Gefahr ist.

„Wichtig sind unter anderem die Bilanzqualität, die Abschreibungspolitik, der Gewinntrend bei den Analystenschätzungen und eben die Schuldenseite. Denn gibt es auf der Ertragsseite Probleme bei gleichzeitig hohen Schulden, ist die Dividende schnell in Gefahr“, sagt Müller. Als Faustformel gibt Fischer vom Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen Anlegern auf den Weg: „Schlechte Bilanzen sind eher noch schlechter, gute eher noch besser.“ Soll heißen: Gute Unternehmen verstecken Gewinne, schlechte blasen sie auf. So kommen Kürzungen bei der Dividende, wie etwa bei der Deutschen Telekom, nicht von ungefähr. Wichtige Bilanzkennzahlen signalisieren schon seit Jahren Schwäche; ob die hohe Dividende dauerhaft zu halten sein wird, ist schon seit Langem fraglich.

Schwache Bilanzen

Tipps fürs Börsenjahr 2014
Blick in die GlaskugelSelten waren Analysten bei ihrem jährlichen Blick in die Börsen-Glaskugel so optimistisch wie in diesem Jahr. Im Schnitt erwarten die Banken, dass der deutsche Leitindex Dax am Ende des Jahres bei rund 10.120 Punkten steht. Die größten Optimisten, in diesem Jahr die Analysten von Barclays, erwarten sogar einen Sprung auf 11.000 Punkte. Es gibt aber auch skeptische Stimmen. Die Helaba und die National Bank aus Essen rechnen damit, dass der Schlussstand 2014 etwas unter dem von 2013 liegen wird. "Das war eine ziemlich unglaubliche Rally und irgendwann werden wir eine Korrektur sehen müssen, wenn voraussichtlich auch noch nicht im Januar", prognostizierte Aktienstratege Peter Garnry von der Saxo Bank. Quelle: dpa
Geldpolitischer KurstreiberGrund zur Skepsis gibt es. Denn es sind weniger die fundamentalen Daten, die die Kurse in die Höhe schießen lassen, als die Handlungen der Notenbanker. Mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik haben EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chef Ben Bernanke den Grundstein für die Börsen-Rally 2013 gelegt. Bernanke kündigte kurz vor Weihnachten an, die Wertpapierkäufe der Fed langsam um 10 Milliarden Euro zurückzufahren. Damit sorgte er für ein Jahresend-Feuerwerk an den Börsen, der Dax kletterte auf über 9600 Punkte und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Auch 2014 wird vieles an den Börsen von Draghi und Co. abhängen. Zieht die Fed ihr Tapering durch? Schafft auch die EZB die Kehrtwende? Oder senkt Draghi die Zinsen noch weiter? Genug Unruhepotenzial gibt es auf jeden Fall. Quelle: dpa
Einstieg verpasst?Um rund 25 Prozent hat der Dax im vergangenen Jahr zugelegt. Das Problem: Viele Privatanleger in Deutschland konnten davon nicht profitieren. Die Furcht vor Blasen am Aktienmarkt ist noch so präsent wie nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes. Nur langsam kehren Anleger an die Börse zurück, an den globalen Aktienmärkten war 2013 das erste Jahr seit 2006 mit einem Nettozufluss. Laut dem deutschen Fondsverband BVI wurden zwischen Januar und Oktober sogar über sechs Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen. Dabei gibt es auch für sicherheitsbewusste Anleger passende Aktieninvestments. Quelle: AP
Für SicherheitsfansAuch sicherheitsbewusste Anleger müssen nicht auf Aktien verzichten. Allerdings birgt die Auswahl einzelner Aktien höhere Risiken, gewisse Marktkenntnisse sind erforderlich. Einfacher haben es Anleger mit Indexzertifikaten. Deren Entwicklung ist nicht an einzelne Papiere, sondern an jeweils einen ganzen Index wie beispielsweise den Dax geknüpft. Steigt der Leitindex, ist auch das Zertifikat mehr wert. Zwar ist mit einer Mischung aus Einzelaktien im Zweifel eine noch höhere Rendite drin, dafür ist das Risiko bei Indexzertifikaten aufgrund der Mischung vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass die Papiere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstig sind. Quelle: AP
Überschaubares RisikoWer dennoch Geld für einen aktiv gemanagten Fonds investieren will und Wert legt auf ein überschaubares Risiko, setzt am besten auf Mischfonds. Hier wird nicht nur in Aktien, sondern auch in festverzinsliche Papiere wie Anleihen investiert. Bekannt für ausgewogene Mischfonds ist der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch von Bert Flossbach und Kurt von Storch. Ihr Fonds Multiple Opportunities R investiert neben Aktien und Anleihen auch in Edelmetalle. Die Manager haben dabei keine Beschränkungen, was den Anteil von Aktien oder Anleihen angeht. Was zählt, ist die positive absolute Rendite. Auch DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen ist für seinen ausgewogenen Mischfonds bekannt. Quelle: dpa
DividendenjagdWer als sicherheitsverliebter Anleger auf Aktien setzen will, stürzt sich mit Vorliebe auf dividendenstarke Titel. Grundsätzlich kann die Strategie zum Erfolg führen. Allerdings ist auch da Vorsicht geboten. Denn nicht immer bedeutet eine hohe Dividende gleichzeitig ein florierendes Geschäftsmodell. Wird die Dividende aus der Substanz gezahlt statt aus erwirtschafteten Gewinnen, ist das kein gutes Zeichen. Dennoch gibt es einige Papiere, die sich auch aufgrund ihrer stabilen Ausschüttungen lohnen. Im Dax gehört dazu die Allianz. Die Versicherung ist für eine stetige Ausschüttungspolitik bekannt, außerdem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als dem zehnfachen des Jahresgewinns vergleichsweise günstig. Ähnlich sieht es beim Rückversicherer Munich Re aus. Wem die Auswahl einzelner Aktien zu kompliziert ist, kann auch hier auf einen Fonds setzen. Einige investieren gezielt in Papiere mit hoher Dividendenrendite, etwa der DWS Top Dividende oder der M&G Global Dividend A. Quelle: dpa/dpaweb
Mittleres RisikoWer mit Zukäufen ins neue Jahr starten will und etwas risikofreudiger ist, kann auf einzelne Aktien setzen. Dabei muss immer auf den Preis geachtet werden. Gerade lukrative Papiere im MDax, der zweiten Börsenliga, sind oft schon sehr teuer - Anleger zahlen ein Vielfaches des Jahresgewinns für eine Aktie. Es gibt aber auch noch Aktien großer Dax-Konzerne, die erschwinglich sind. Dazu zählt unter anderem die VW-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn. Sollte die globale Konjunktur 2014 wie erwartet weiter anziehen, dürften die Wolfsburger davon profitieren. Insbesondere die Entwicklung in China ist entscheidend. Auch Vorzugsaktien von BMW punkten bei Privatanlegern mit einem niedrigen KGV bei gleichzeitig attraktiver Dividendenrendite. Wem die Rendite bei Mischfonds zu niedrig ausfällt, der kann auch auf spezialisierte Fonds setzen, die beispielsweise gezielt in deutsche, europäische oder US-Aktien investieren. Quelle: dpa

Zulasten von deutlichen Dividendensteigerungen gehen häufig Zukäufe. So braucht der Gesundheitskonzern Fresenius Geld für die Übernahme von Krankenhäusern des Konkurrenten Rhön. Auf die Dividende drücken nicht nur neue Schulden, sondern auch frisches Eigenkapital: So hatte Fresenius bereits im Mai 2012 bei einer Kapitalerhöhung Aktien für gut eine Milliarde Euro ausgegeben. Die damals anvisierte Komplettübernahme von Rhön scheiterte. Die jährlichen Ausschüttungen verteilen sich aber nun trotzdem erstmals auf ein Mehr an Aktien. Ohne die Kapitalerhöhung läge die für 2013 erwartete Dividende je Aktie bei geschätzt 1,30 statt 1,20 Euro. Und die Zinszahlungen für im Januar begebene neue Anleihen allein kosten jährlich knapp 21 Millionen Euro oder rund zwölf Cent an möglicher Dividende je Aktie, steuerliche Komponenten außen vor gelassen.

Ob seiner expansiven Schuldenpolitik ordnen große Ratingagenturen wie Standard & Poor’s und Moody’s den Konzern schon seit Jahren in den Junk-(Schrott-)Bereich ein, wenn auch immerhin nur eine Stufe unterhalb der Investitionsklasse. Nicht nur für Schuldner, sondern auch für Aktionäre ist das ein Signal: Spielraum für eine hohe Dividende ist kaum da.

Auch RWE könnte seine klamme Konzernkasse erneut durch Ausgabe neuer Aktien füllen. Zuletzt hatte das Unternehmen im Dezember 2011 mit neuen Papieren rund zwei Milliarden Euro eingesammelt. Noch bis zum 21. April 2014 gilt zudem ein alter Beschluss, der RWE erlaubt, Wandel- und Optionsanleihen, die zum Teil in Aktien getauscht werden können, mit einem Gesamtnennwert von bis zu sechs Milliarden Euro herauszugeben. So oder so: RWE-Chef Peter Terium möchte sich von der Hauptversammlung erneut die Möglichkeit für eine Kapitalerhöhung genehmigen lassen. Die Kommunen, darunter hoch verschuldete Städte in Nordrhein-Westfalen wie Dortmund und Essen, lehnen dies ab. Die Städte kritisieren auch die Kürzung der Dividende für 2013. Dabei verkennen sie, das RWE nicht nur seinen Aktionären, sondern auch und in erster Linie seinen Gläubigern verpflichtet ist. So wertet Niel Bisset, Analyst bei der Agentur Moody’s in London, den Dividendenschnitt bei RWE „positiv“ für das Rating. Denn inklusive Pensionslasten und Verbindlichkeiten aus der Atomkraft ächzt RWE unter mehr als 30 Milliarden Euro Schulden. Die Essener warnten schon verklausuliert davor, dass die Dividende zugunsten neuer Investitionen ausfallen könnte.

Auch bei der Lufthansa, HeidelbergCement und vor allem ThyssenKrupp engen hohe Schulden den Spielraum ein (siehe Tabelle Seite 104). Trotz auf den ersten Blick sehr hoher Schulden stehen zum Beispiel die Automobilkonzerne deutlich besser da. Bei VW, BMW und Daimler stammen die Schulden aus der Absatzfinanzierung.

Probleme könnten diese nur machen, wenn die Kunden ihre Kredit- oder Leasingraten in Massen nicht mehr zahlen können. Das ist zurzeit aber eher unwahrscheinlich. „Exportorientierte Unternehmen, die nicht so stark vom schwachen Europa abhängig sind, sollten in den nächsten Jahren zuverlässige Dividendenbringer sein. Dazu zählen die Automobilkonzerne, aber auch Chemieunternehmen wie BASF“, sagt Hürkamp.

Anders als die gebeutelten Versorger kann Konsum-Multi Henkel die Dividende sogar erhöhen, ohne seine Kreditwürdigkeit zu gefährden. Um Aktionäre stärker an Gewinnen zu beteiligen, schrauben die Düsseldorfer die Ausschüttungsbasis für die Dividenden in die Höhe. Die Anteilseigner sollen statt bisher 25 Prozent künftig „zwischen 25 Prozent und 35 Prozent“ des um Sondereinflüsse bereinigten Jahresüberschusses als Dividende erhalten. Diese Anhebung passe „gut zur konservativen finanziellen Strategie“, lobt Oliver Giani von Moody’s in Frankfurt.

Im Durchschnitt reichen die Dax-Konzerne weniger als 40 Prozent der Konzerngewinne weiter. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fordert eine Quote von 50 Prozent. Die erfüllt laut DSW aber nicht einmal ein Fünftel der in den wichtigeren Aktienindizes gelisteten Unternehmen. Siemens spendierte im Januar immerhin 61 Prozent des Nettogewinns an seine Aktionäre.

Um die Kasse zu schonen, denken sich Unternehmen immer neue Ausschüttungsvarianten aus. Die Telekom etwa lässt ihre Eigner zwischen Bardividende und neuen Aktien wählen. 2013 entschieden sich die Besitzer von 38 Prozent aller T-Aktien für neue Aktien. Die Bonner sparten so rund 1,2 Milliarden Euro.

Auch der Vorstand des SDax-Werts Grenkeleasing will seine Aktionäre am 10. April vor die Wahl stellen: Bares oder Wahres? Anleger brauchen allerdings fast 70 Aktien im Gegenwert von mehr als 5300 Euro, um ein neues Papier dazugebucht zu bekommen. Die Dividende soll einen Euro je Aktie betragen – das entspricht einer Rendite von 1,3 Prozent.

Zu mager? Kommt darauf an, wie man es betrachtet: Wer vor fünf Jahren Grenke-Aktien kaufte, dessen Papiere rentieren schon mit fünf Prozent auf den damaligen Einsatz – Tendenz steigend.

Es ist eben alles eine Frage der Perspektive – auch die Beurteilung der Dividende.

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