Bank of America Merrill Lynch Bundesanleihen sollten stärker als US-Staatsanleihen von einem Handelskrieg profitieren

Ein drohender globaler Handelskrieg lässt die Anleger Zuflucht in Staatsanleihen suchen. Doch nicht alle Papiere dürften in gleichem Maße gefragt sein.

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Anleger suchen angesichts des Handelsstreits sichere Häfen für die Geldanlage. Davon könnten Bundesanleihen stärker als US-Staatsanleihen profitieren. Quelle: dpa

Frankfurt Die Bank of America/Merrill Lynch (BofAML) bevorzugt deutsche Bundesanleihen gegenüber US-Treasuries. Anlass dürften die Zollpläne des US-Präsidenten Donald Trump und eine mögliche Gegenreaktion des chinesischen Präsidenten Xi Jinping sein. Die BofAML begründet ihr Vorgehen so: Die Wirtschaft im Euro-Raum sei aufgrund eines Einbruchs des Handelsgeschäftes verletzungsanfälliger.

Das könnte die Europäische Zentralbank veranlassen, Zinserhöhungen zu verschieben, was die Attraktivität der Anleihen erhöhe. Neben der BofAML präferiert auch Alberto Gallo von Algebris Investments Staatsanleihen von Euroländern.

„Wenn die Handelsstreitigkeiten eskalieren und die EZB reagieren muss oder will, kann sie die finanziellen Bedingungen nicht durch eine Optimierung des „Quantitative Easing (QE)“ lockern, sondern muss auf traditionellere Instrumente zurückgreifen – das sind Zinserhöhungserwartungen“, sagt Erjon Satko, ein Stratege bei BofAML. „Wir bleiben long bei den Euro- gegenüber den US-Renditen.“

Mit dem sogenannten Quantitative Easing – der quantitativen Lockerung – ist der Aufkauf von Vermögenswerten gemeint, das monatliche Anleihenkaufprogramm der EZB in Milliardenhöhe.

Der Renditeaufschlag für zehnjährige US-Staatsanleihen (Treasuries) gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen bewegt sich derzeit in der Nähe der Höchststände, die zuletzt gegen Ende 2016 beobachtet wurden – vor allem, weil die Federal Reserve ihren Zinserhöhungszyklus früher eingeleitet hat.

Seit Anfang Februar eskalieren die globalen Handelsspannungen, und Kurseinbrüche an den Aktienbörsen haben sowohl bei deutschen als auch bei US-amerikanischen Staatsanleihen für Kapitalzuflüsse in „sichere Häfen“ gesorgt, die aber bei den Bundesanleihen deutlich höher ausfielen.

Der Renditeabstand zwischen zehnjährigen Treasuries und Bundesanleihen lag am Donnerstag bei 228 Basispunkten, gegenüber 198 Ende 2017. Die Rendite deutscher Papiere ist seit Ende Januar um 20 Basispunkte auf 0,50 Prozent gefallen, während die Verzinsung der US-Bonds im gleichen Zeitraum um sieben Basispunkte auf 2,78 Prozent gestiegen ist.

EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré sagte letzte Woche, es bestehe ein Risiko, dass Handelsstreitigkeiten die Belastung für die Zentralbanken über eine Eintrübung der globalen Wachstumsaussichten erhöhen. Die Euroraum-Notenbanker, die derzeit darüber nachdenken, wann sie ihr Anleihekaufprogramm stoppen sollen, haben wiederholt davor gewarnt, dass eine ungerechtfertigte Anspannung an den Märkten den Ausstieg aus den Stimulus-Maßnahmen verzögern könnte.

Es gebe Anzeichen dafür, dass EZB-Vertreter wegen der kurzfristigen politischen Risiken besorgt sind, sagt Gallo von Algebris. Dies könnte das Timing und die Geschwindigkeit möglicher Zinserhöhungen im nächsten Jahr beeinflussen – was den Kurs der Euro-Anleihen stützen würde, erwartet er.

Zusätzliche Faktoren können ebenfalls europäische Anleihen gegenüber ihren amerikanischen Pendants begünstigen. Euro-Raum-Anleihen dürften in diesem Monat Unterstützung von planmäßigen Tilgungen im Volumen von mehr als 100 Milliarden Euro finden, die einen möglichen Renditedruck aufgrund von Emissionen ausgleichen würden.

Gleichzeitig stoßen ausländische Zentralbanken und Investoren Treasuries ab, angesichts des steigenden Angebots und höherer Kosten für die Absicherung von Dollar-Engagements. Japanische Anleger verkauften im Februar netto 3,6 Billionen Yen (27,2 Milliarden Euro) an US-Staatsanleihen - der höchste Wert seit April 2017.

Seit Februar gebe es laut Gallo eine lange Kapitalbindungsdauer in Euro-Anlagen. „Handelskonflikte, das globale geopolitische Risiko und das politische Risiko im Euroraum sind alles Gründe für eine Verzögerung des Normalisierungsprozesses der EZB.“

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