Bankbilanzen Investoren mögen faule Kredite aus Italien

Die italienischen Banken sitzen auf einem Berg fauler Kredite. Anscheinend haben sie dafür nun einen Abnehmer gefunden. Hedgefonds reißen sich um die Papiere – und gehen damit eine heiße Wette ein.

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Zentrale der Unicredit in Mailand: Italienische Banken bereinigen ihre Bilanzen. Quelle: ap

Mailand Hedgefonds sehen sich verstärkt in Italien um. Sie kaufen italienischen Banken sogenannte notleidende Kredite ab. Davon könnten beide Seiten profitieren: Die Geldinstitute bereinigen ihre Bilanzen. Die Investoren könnten von an der wirtschaftlichen Erholung des Landes verdienen.

Notleidende Kredite, auch toxische Kredite oder faule Kredite genannt, sind Kredite, bei denen die fristgerechte Rückzahlung ungewiss ist. Wer diese Papiere kauft, geht eine heiße Wette ein: In einer Wirtschaftskrise drohen massenhafte Ausfälle. Erholt sich die Konjunktur jedoch, können Investoren mit solchen Krediten hohe Gewinne erzielen.

Die italienischen Banken sitzen auf einem hohen Berg fauler Kredite. In den Bankbilanzen finden sich laut aktuellen Daten des italienischen Bankenverbandes 166 Milliarden Euro an nicht bedienten Darlehen – ein Rekord. Im Jahr 2008 lag das Volumen noch bei 42 Milliarden Euro.

Die Banken versuchen, solche Papiere loszuwerden, um neue Kapitalvorschriften zu erfüllen. Zudem prüft die Europäische Zentralbank die Fähigkeit der Kreditinstitute, eine Krise zu überstehen, indem sie die Aktiva der Banken untersucht. Auch 15 italienische Institute gehören zu den überprüften Banken.

„Die Prüfung der Aktivaqualität wird der Auslöser dafür sein, dass Banken sich darauf konzentrieren, ihre Bilanzen sauber zu halten, Kosten zu senken und notleidende Aktiva abzustoßen”, sagte Pietro Stella, Portfoliomanager bei Ares Management in London. „Italien wird das neue Epizentrum für den Abbau von Nicht-Kern-Aktiva der europäischen Banken.“


Erst Spanien und Irland, jetzt Italien

Für einige Investoren scheint das ein gefundenes Fressen zu sein. Nachdem Anleger Problemkredite aus Großbritannien, Spanien und Irland aufgekauft haben, wenden sie sich jetzt Italien zu. Gesellschaften wie Anacap Financial und Fortress Investment haben bereits sieben Milliarden Euro in italienische Problemkredite investiert, wie aus Daten von Pricewaterhouse Coopers hervorgeht.

Die ausländischen Investoren setzen damit offenbar auf die Erholung im Land. „Das Aufwärtspotenzial ist sehr hoch“, erläutert Massimiliano Bertolino, Gründer und Vorstandschef von Fare NPL, einem in Mailand angesiedelten Immobilienkreditfonds.

Die zwei Jahre anhaltende Rezession in Italien hat den Anteil notleidender Kredite am gesamten Kreditvolumen auf 8,9 Prozent im Mai anschwellen lassen. Das war der höchste Stand seit über 15 Jahren. Im zweiten Quartal ist die italienische Volkswirtschaft immerhin wieder in die Wachstumszone vorgedrungen und wird dieses Jahr im Schnitt 0,3 Prozent wachsen und nächstes Jahr 1,1 Prozent.

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