Bayer kauft Monsanto Übernahme lässt die Börse kalt

Bayer ist am Ziel, Monsanto nimmt das Übernahmeangebot für stolze 66 Milliarden Dollar an. An der Börse überzeugt Bayers Zukauf jedoch noch nicht.

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Bayer-Logo Quelle: dpa

"Das ist ein wahrhaft historischer Tag für Bayer und Monsanto", freute sich Bayers Vorstandschef  Werner Baumann am Mittwoch. "Dieser Schritt wird die Position von Bayer als führendem Life-Science-Unternehmen in der Welt deutlich stärken."

Dass Baumann dieser Auffassung ist, mag niemanden überraschen. Ganz so einhellig fällt das Urteil unter Börsenanalysten jedoch nicht aus. Und das liegt nicht nur am hohen Preis für die Übernahme.

Der deutsche Chemieriese ist bereit, 66 Milliarden Dollar (58,8 Milliarden Euro) zu bezahlen. Ein entsprechendes Abkommen sei unterzeichnet worden. Demnach zahlt Bayer den Aktionären 128 Dollar pro Aktie. Das ist ein Aufschlag von 44 Prozent auf den Schlusspreis von Monsanto am 9. Mai, dem Tag, bevor die beabsichtige Übernahme bekanntgegeben wurde.

Die Aktien der Agrarchemie-Riesen

Der hohe Kaufpreis sei ohnehin nur zu rechtfertigen, wenn der zuletzt schwächelnde Markt für Saatgut und Agrarchemikalien in den nächsten Jahren einen neuen Boom erlebt. Doch daran bestehen erhebliche Zweifel.

Kauf ist strategisch sinnvoll

Nach Einschätzung vieler Markexperten ist der Kauf für Bayer dennoch strategisch und ökonomisch sinnvoll. Bei Bayer-Anteilseignern stieß der Deal bislang aber auf wenig Gegenliebe. Sie hatten ihn als zu teuer kritisiert und haben Bedenken, dass durch die Übernahme von Monsanto das Pharmageschäft zu kurz kommen könnte. Außerdem stören sich einige am sehr schlechten Image von Monsanto wegen aggressiver Geschäftsmethoden, gentechnisch veränderter Produkte und dem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat.

Nach Bekanntgabe der Einigung reagierten beide Aktien verhältnismäßig schwach. Die Bayer-Aktie konnte zwar zeitweise um gut vier Prozent zulegen, musste aber im Handelsverlauf den größten Teil der Gewinne wieder abgeben. Die Monsanto-Aktie reagierte hingegen enttäuschend. Bei einem Barkaufangebot für die Aktien zu 128 Dollar wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass der Kurs stark auf diese Marke zustrebt.

Aktionäre fürchten Verwässerung ihrer Anteile

Selbst wenn die Übernahme noch die Zustimmung der Aktionäre braucht und kartellrechtlich genehmigt werden muss, wäre bei einer Übernahme ein deutlicher Kursanstieg zu erwarten gewesen – wie eigentlich immer bei der Aktie eines gekauften Unternehmens. Offenbar haben die Anleger ihr Urteil im Wesentlichen schon bei Bekanntgabe des ersten Übernahmeangebots im Mai über 122 Dollar gefällt und bleiben skeptisch. Ende Mai war die Monsanto-Aktie zumindest zeitweise auf mehr als 114 Dollar geklettert. Bis zum Handelsschluss in Frankfurt notierte sie knapp unter 107 Dollar.

Die Finanzierung der Übernahme stellt hingegen keine große Hürde dar, zumal Zinsen derzeit keine große Rolle spielen. Bayer hatte erklärt, man werde Schulden aufnehmen und Eigenkapital aufwenden, unter anderem durch eine verbindliche Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht. Letztere bedeutet für Aktionäre allerdings auch eine Verwässerung ihrer Anteile.

Die ersten Analystenkommentare zur Einigung zwischen Bayer und Monsanto klangen dementsprechend wenig euphorisch. Die Schweizer Großbank UBS belässt die Bayer-Aktie auf „neutral“ mit einem Kursziel von 100 Euro. Es werde schwer, die erhofften Gewinneffekte in den nächsten Jahren zu erreichen.

Die DZ Bank belässt es ebenfalls bei ihrer Einschätzung und empfiehlt „Halten“ mit einem fairen Wert von 100 Euro je Bayer-Aktie. Analyst Peter Spengler hätte erst ab einem Übernahmeangebot von 135 Dollar je Aktie seinen Daumen gesenkt. Ab dieser Höhe sei eine Übernahme von Monsanto wertvernichtend gewesen.

Monsanto-Chef bezeichnet Geschäft als überzeugend für Aktionäre

Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe bleibt für die Bayer-Aktie bei "Kaufen" mit einem Kursziel von 103 Euro. Analyst Volker Braun sieht Bayer durch die Übernahme in einer Führungsposition in einer sich zunehmend konsolidierenden Brache. Bayer sichere sich so einen Spitzenplatz unter den vier verbleibenden Big Playern, wenn auch die Übernahme von Syngenta durch ChemChina wie geplant kommt, und Dow Chemical und DuPont zusammenwachsen.

Monsanto-Geschäftsführer Hugh Grant sagte, das Geschäft sei für die Aktionäre überzeugend. Die größte Sicherheit werde dadurch erzielt, dass der Preis für die Aktien in bar bezahlt werden soll. Aber noch, so scheint es, sind Aktionäre und Investoren nicht gänzlich überzeugt.

Die Übernahme muss nun noch von den Monsanto-Aktionären und den Kartellbehörden gebilligt werden. Sie würde einen weltweiten Saatgut- und Agrargiganten schaffen.

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