In den vergangenen Jahren haben meist Aktien aus Schwellenländern dominiert; dieses Jahr fällt die hohe Zahl erfolgreicher US-Unternehmen auf. Wie erklären Sie sich das?
Farag: In vielen Schwellenländern, insbesondere in China, beobachten wir eine leichte Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Unsere Investorenbefragung zeigt auf, dass dies Investoren beschäftigt und sie deutlich zurückhaltender oder "bearish" in die Zukunft blicken. Diese Makroeinflüsse haben sich auch schon in den entsprechenden Aktienrenditen niedergeschlagen. Umgekehrt haben gerade US-Unternehmen ihre Hausaufgaben hinsichtlich Margenoptimierung, Dividendenauszahlungen und fokussierten Wachstumsinvestitionen oder Unternehmensübernahmen gemacht.
Gibt es signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen?
Plaschke: Die Unterschiede zwischen einzelnen Branchen sind erheblich. So haben zum Beispiel die metallverarbeitende Industrie und Minenbetreiber in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt an Wert verloren, obwohl der Gesamtmarktdurchschnitt mit gut zwölf Prozent jährlicher Aktienrendite deutlich über dem langfristigen historischen Mittel lag. Gleichzeitig sind jedoch die Unterschiede innerhalb einzelner Branchen in aller Regel größer als die zwischen verschiedenen Branchen. Das beste Minenunternehmen etwa konnte mit 22 Prozent jährlicher Rendite trotz gesunkener Rohstoffpreise und Markterwartungen den Gesamtmarkt deutlich schlagen. Das extremste Beispiel ist ein führender indischer Fahrzeughersteller, der mit einer jährlichen Aktienrendite von 70 Prozent zehn mal so viel erwirtschaftet hat wie der Durchschnitt aller Automobil- und Fahrzeughersteller.
Wie erklären Sie das gute Abschneiden der Biopharma-Branche ?
Farag: Biopharma-Unternehmen sind die großen Gewinner der vergangenen fünf Jahre. Zum einen haben sie es geschafft, die relativ niedrigen Erwartungen des Marktes hinsichtlich Wachstum und Profitabilität deutlich zu schlagen, etwa indem sie ihre Organisationen gestrafft haben. Zum anderen haben sich viele führende Pharma-Unternehmen auch deutlich besser für die Zukunft aufgestellt. Waren vor einigen Jahren noch die meisten großen Pharmakonzerne 'Gemischtwarenläden', haben sich viele durch geschickte Fusionen und Übernahmen sowie Desinvestitionen auf einige therapeutische Bereiche wie zum Beispiel Onkologie konzentriert. In diesen können sie nun gezielter investieren und auf noch stärkere Forschungs- und Entwicklungs-Kompetenzen zurückgreifen.
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