Begehrte Anleihen Billiges Geld strömt nach Frankreich

Rezession, Arbeitslosigkeit, Haushaltsloch: Frankreich ist derzeit nicht in bester Verfassung. Die Investoren scheren sich darum wenig und kaufen französische Anleihen. Billiges Geld der Zentralbanken macht es möglich.

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Frankreich ist in schlechter Verfassung, wird seine Anleihen aber trotzdem los. Quelle: dapd

Paris Vor etwas mehr als einem Jahr wurde Frankreich von der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) herunter gestuft. Seitdem haben Anleger mit französischen Staatsanleihen gute Erträge erzielt, genauer gesagt ein Plus von zwölf Prozent. Das ist etwa dreimal so viel wie bei Bundesanleihen. Gold hat in demselben Zeitraum 17 Prozent verloren, auch wenn einige Anleger meinen, dass das Edelmetall von Abstufungen der Länderratings profitieren sollte.

„Französische Anleihen sind fundamental schwach, aber sie ziehen eine hohe Nachfrage an“, sagte Soeren Moerch, Leiter Rentenhandel bei der Danske Bank in Kopenhagen. „Frankreich könnten weitere Herabstufungen drohen, aber das macht nichts, solange es da draußen massive Geldsummen gibt, die nach Gewinnen streben. Frankreich ist Teil einer weltweiten Geschichte von Liquiditätsschüben und der Suche nach höheren Renditen.“

Die Zentralbanken unterstützen die Wirtschaftsentwicklung in einem noch nie dagewesen Maße, in Form von Leitzinssenkungen und Asset-Käufen. Das drückt die Renditen von Staatsanleihen mit Spitzennoten und zwingt Anleger dazu, über Kreditratings und Defizite bei den wirtschaftlichen Fundamentaldaten hinwegzusehen, um höhere Erträge einzuheimsen.

Die Rendite der französischen Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit ist im Mai auf das Rekordtief von 1,659 Prozent gesunken. In diesem Jahr haben sich die Frankreich-Anleihen besser entwickelt als Papiere mit der Spitzenbonitätsnote „AAA“, zeigen Daten von Bloomberg und der European Federation of Financial Analysts Societies. Während Frankreichs Anleihen auf einen Ertrag von 1,4 Prozent kommen, haben die Staatsanleihen aus Deutschland 0,1 Prozent, aus den Niederlanden 0,3 Prozent und aus Finnland 0,3 Prozent eingebracht.

Nach der Aberkennung der Spitzenbonitätsnote durch S&P im Januar vergangenen Jahres verlor das Land im folgenden November auch das „Aaa“-Rating von Moody's. Frankreichs Wirtschaftsentwicklung bleibt düster: das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Jahresviertel um 0,2 Prozent geschrumpft, nach revidiert minus 0,2 Prozent im Vorquartal. Die Arbeitslosenquote liegt auf dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Die Verschuldung, gemessen an der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts ist von 79 Prozent 2009 auf 90 Prozent 2012 angestiegen, zeigen Daten von Eurostat.

Das sinkende Angebot hochqualitativer Bonds und die Zufuhr billigen Zentralbankgeldes stützt nach Einschätzung des Strategen Salman Ahmed von Lombard Odier Investment Managers in London die Nachfrage nach Anlagen wie französischen Anleihen. Die Zahl der mit „AAA“ bewerteten Bonds fiel auf 3478, verglichen mit 5254 vor fünf Jahren, zeigt der Bank of America Merrill Lynch's AAA Global Fixed Income Markets Index.

„Ich sage nicht, dass Fundamentaldaten keine Rolle spielen, aber es gibt derzeit andere wichtige Faktoren“, betonte Ahmed. „Die Welt ist mit Liquidität überflutet, und Anleger müssen das Kapital arbeiten lassen. Die Maßnahmen der Ratingagenturen bei den größten Märken sind meistens nur eine Bestätigung dessen, was man eigentlich schon wusste.“

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