Begehrte Schalke-Anleihen Hohe Schulden sind kein Grund zum Jubeln

Anleihen-Anleger rennen Schalke 04 die Bude ein. Der Verein könnte 100 Millionen Euro bekommen, will aber nur 50 Millionen umschichten. Schon das ist zu viel. Ein Fußballverein sollte schuldenfrei sein. Ein Kommentar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Das Spiel der Saison ist immer das Match gegen den BVB: Das muss gewonnen werden. Quelle: Reuters

Erfolge im Fußball sind schwer kalkulierbar. Schneller als erwartet, kann es wieder nach unten gehen. In Deutschland gibt es wohl nur einen Klub, der sich von diesem Auf und Ab im Fußball weitgehend gelöst hat: Bayern München. Dem Dauermeister der vergangenen Jahre fließt das Geld von allen Seiten zu. Nennenswerte Verbindlichkeiten haben die Münchner nicht.

Das ist bei Schalke 04 anders. Der Verein hat zwar eine unverwechselbare Marke, gehört aber sportlich nur zu den Top sieben der Liga. Die Schulden sanken innerhalb von gut fünf Jahren um mehr als 100 Millionen Euro. Dennoch sind knapp 150 Millionen Euro (Stand Ende 2015) immer noch viel – schließlich beträgt der Basisumsatz bloß gut 200 Millionen Euro (ohne Transfererlöse).

Optimal ist ein Fußballverein wegen des volatilen Geschäftsmodells erst ohne Schulden aufgestellt – es sei denn die Gelder werden für Investitionen in Stadion oder sonstige Infrastruktur investiert, wodurch sich dann die künftigen Einnahmen des Vereins erhöhen können. Besser wäre es also, wenn Schalke weiter zügig seine Schulden senken würde.

Diese Chance hat der Verein in diesem Jahr verpasst. Denn statt bis zu 50 Millionen Euro zu tilgen (durch die Kündigung einer Anleihe), wurde die Summe umgeschichtet. Zwar zahlt Schalke nun weniger Zinsen, doch die Schulden bleiben vorerst. Irritierend wirken zudem die Jubelgesänge des Finanzvorstandes Peter Peters zur Aufnahme des Umtauschangebots.

„Für uns ist die Emission ein voller Erfolg. Nicht nur, weil wir unsere Finanzierung optimieren können, sondern auch, weil unsere wirtschaftliche und sportliche Entwicklung am Kapitalmarkt so gewürdigt wird.“ Der Grund für den Jubel: In wenigen Tagen hat Schalke Zeichnungsangebote von mehr als 100 Millionen Euro für seine neuen Anleihen erhalten – obwohl nur 50 Millionen zu verteilen sind.

Das öffentliche Umtauschangebot, das eigentlich von heute bis zum kommenden Mittwoch an der Börse Frankfurt laufen sollte, wurde daher kurzerhand gecancelt. Klar, die Überzeichnung zeigt die Not der Anleger, die händeringend nach Rendite suchen. Und da sind 4,25 Prozent bis 2021 und fünf Prozent bis 2023 allemal interessant – wenn man die Risiken im Fußball ausblendet.

 


Nach einer Abwärtsspirale sieht es kurzfristig nicht aus

Aus der Sicht von Schalke sollte dieses hohe Interesse der Anleger nun aber nicht dazu führen, übermütig weitere Schulden zu machen. Im Gegenteil, strategisch muss ein Fußballverein genau in die andere Richtung denken. Auf keinen Fall dürfen Anleihegläubiger dazu missbraucht werden, um sich sportlichen Erfolg zu kaufen.

Diese Versuche, schnell mehr Tore mit viel Geld zu erzwingen, sind oft schief gegangen im Fußball. Schalke befindet sich hier aber offenbar auf dem richtigen Weg, auch wenn die zahlreichen Diskussionen rund um den Klub oft den gegenteiligen Eindruck erweckten, wie Finanzvorstand Peters einräumt. Er lobt eine „hohe innere Stabilität und Professionalität in allen Vereinsbereichen“.

„So planen wir grundsätzlich konservativ und legen dabei ein Szenario zugrunde, das auf dem Abschneiden in der Vergangenheit und der sportlichen Leistungsfähigkeit des aktuellen Kaders basiert. Davon ausgehend werden mögliche Best- und Worst-Case Szenarien berechnet“, sagte er in einem Interview mit dem Internetportal Finanzen.net.

Solche Sätze sagen Finanzvorstände gern. Und natürlich glaubt Peters auch, dass Schalke seine Abhängigkeit von der sportlichen Entwicklung der Profimannschaft verringert hat. Selbst wenn die gewünschten Erfolge ausblieben, sei man „in der Position, souverän agieren zu können und nicht reagieren zu müssen“. Den Beweis für diese Behauptung muss der Verein aber noch antreten.

Gleichwohl: Nach einer Abwärtsspirale sieht es zumindest kurzfristig nicht aus. Ein neuer Manager (Christian Heidel) und ein neuer Trainer (Markus Weinzierl) werden für viel Schwung in allen Bereichen sorgen. Beide kommen mit großen Vorschusslorbeeren nach Schalke. Und beide sind bisher nicht dafür bekannt, dass sie gerne großzügig mit Geld um sich werfen.

Sollte Schalke also künftig so wirtschaften wie die Vorgängervereine der beiden Neuen, Mainz 05 und FC Augsburg, dann stehen die Chancen gut, dass die Königsblauen ihre Schulden weiter und kontinuierlich senken können. Und sportlich in der Bundesliga unverändert um die Plätze in der Champions League mitspielen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%