Beging Deutsche-Börse-Chef Insiderhandel? Was Sie zum Verdacht gegen Kengeter wissen müssen

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Verdacht stärkt Bild des Boni-Bankers

Was wollten die Ermittler finden?

Laut Staatsanwaltschaft sollte der Gang der Verhandlungen zwischen Deutscher Börse und London Stock Exchange bis zum 23. Februar 2016 geklärt werden. An diesem Tag hatte die Börse in einer ad-hoc-Mitteilung „als Reaktion auf aktuelle Marktgerüchte erstmals öffentlich bestätigt, dass Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss der Börsenbetreiber stattgefunden haben,“ so die Staatsanwaltschaft. Letztlich geht es darum, dass die Staatsanwaltschaft beweisen will, dass Kengeter, als er die Aktien kaufte, schon lange über die Fusion Bescheid wusste.

Wird Kengeter dadurch entlastet, dass die Käufe nicht heimlich abliefen?

Die Börse hat die Aktienkäufe offiziell gemeldet, im Geschäftsbericht ausführlich erklärt und von ihren Juristen prüfen lassen. Das zeigt, dass sich alle sehr sicher waren, ändert aber nichts daran, dass es sich um Insiderhandel gehandelt haben könnte.

Wer hat die Ermittlungen ausgelöst?

Offenbar nicht die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), sondern zwei Strafanzeigen, eine anonyme und eine von einem Privatanleger. Die BaFin ermittelt auch in der Sache , hat sie aber noch nicht bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Staatsanwälte, Landeskriminalbeamte und Finanzaufseher habe die Räume der Deutschen Börse und weitere Objekte durchsucht. Grund ist der Verdacht auf Insiderhandel durch Vorstandschef Carsten Kengeter.
von Annina Reimann

Wann und wo wurde durchsucht?

Am Mittwochvormittag wurden Kengeters Büro in der Deutsche-Börse-Zentrale in Eschborn und seine Privatwohnung im Frankfurter Westend durchsucht.

Was sagt die Börse zu den Vorwürfen?

Das Erwartbare: Börse und Kengeter „kooperieren in vollem Umfang mit der Staatsanwaltschaft“, sein Aufsichtsratschef Joachim Faber, der ihm das Aktien-Bonbon ja mit verschafft hat, nennt die Vorwürfe „haltlos“.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen den Chef der Deutschen Börse Carsten Kengeter. Der Vorwurf: Insiderhandel. Aufsichtsratschef Faber stellt sich hinter seinen Vorstandsvorsitzenden.

Platzt jetzt die Fusion mit London?

Wacklig ist das Vorhaben ohnehin schon, spätestens, seit die Briten sich für den Brexit entschieden haben. Das politische Klima dürfte die Affäre auf keinen Fall zugunsten Kengeters verbessern. Die Aktienkäufe in letzter Minute und die üppige Zugabe von 4,5 Millionen Euro sind nicht gerade ein Zeichen für Mäßigung, sondern entsprechen eher dem Bild des Boni-Bankers, der den Hals nicht voll bekommt. Das könnte politischen Widerstand gegen Kengeters Pläne beflügeln.

Die hessische Landesregierung und auch Berlin stören sich jetzt schon daran, vor allem an dem geplanten Sitz der neuen Superbörse in London. Rein formal haben Insideraffäre und Fusion aber rein gar nichts miteinander zu tun, zudem gilt auch für Kengeter die Unschuldsvermutung. Sollte er verurteilt werden, wäre er vermutlich als Chef einer fusionierten Börse nicht haltbar, doch das ist Spekulation – und harte Strafen wegen Insiderhandels sind eher die Ausnahme als die Regel.

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