Bill Gross warnt vor Trump Der Fuchs im Hühnerstall

Das Beben auf den Weltfinanzmärkten ist nach der Trump-Wahl ausgeblieben. Dafür stieg der Dow Jones auf ein Rekordhoch. Aber Investment-Experte Bill Gross warnt: Die, die ihn gewählt haben, werden am meisten leiden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Investment-Experte der Janus Capital Group hält nicht viel von Trumps Politik. Quelle: Reuters

New York Steuersenkungen für Konzerne, weniger Regulierungen für die Finanzindustrie und hohe Zölle auf Importprodukte: Damit, hat Donald Trump seinen Wählern versprochen, kurbelt er Amerikas Wachstum an und schafft Arbeitsplätze. So konnte der Republikaner selbst den eigentlich demokratisch wählenden mittleren Westen auf seine Seite ziehen. „Und genau diese Menschen werden die nächsten vier Jahre am härtesten treffen“, warnt Investment-Experte Bill Gross im Ausblick seines Arbeitgebers Janus Capital Group.

„Ich schreibe in einer erstaunten, fast amüsierten Verwirrung, was amerikanische Wähler sich da selbst angetan haben“, schreibt Gross. Die Hühner hätten sich mit Donald Trump den Fuchs selbst ins Haus geholt. Die Geringverdiener und Arbeitslosen, deren Stimmen ihm zum Sieg verholfen haben, würden noch sehen, dass seine wirtschaftspolitischen Pläne Amerika eben nicht wieder groß machen und auch keine Jobs bringen. Wo andere Entwarnung geben, ist der Investmentguru sicher: „Das werden kurze, aber schädliche vier Jahre.“

Größere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben, kombiniert mit niedrigeren Steuern für Konzerne, um den privaten Sektor zu beleben, begünstigten weiterhin das Kapital gegenüber der Arbeit, die Märkte gegenüber den Löhnen, so Gross. Das sei nichts anderes als eine Fortsetzung des Status quo.

Ob es Trump angesichts der bestehenden Probleme tatsächlich gelingen kann, das Wirtschaftswachstum auf vier Prozent pro Jahr zu verdoppeln und 25 Millionen Jobs zu schaffen, ist fraglich. Rein rechnerisch, das zeigt eine Analyse der Deutschen Bank USA, wäre es aber möglich: Demnach könnte Trumps Plan das Wachstum der kommenden vier Jahre um insgesamt etwa 2,5 Prozentpunkte erhöhen und die Arbeitslosenquote allein bis Ende 2017 von heute 4,9 auf 3,7 Prozent drücken.

Der Preis wäre allerdings ein Anstieg der Staatsschuld um 4,6 Billionen Dollar binnen zehn Jahren. In die Quere kommen könnte dem Präsidenten auch die Notenbank Fed, die die Leitzinsen schrittweise anheben will. Allerdings kann er Fed-Chefin Janet Yellen 2018 durch einen ihm genehmeren Kandidaten ersetzen.

Trotzdem, Gross bleibt hart. Eine alternde globale Bevölkerung bedeute, dass Populismus weiterhin „weltweit auf dem Vormarsch“ bleibe. Vor allem müsse der Abwärtstrend bei den Arbeitseinkommen im Vergleich zum Bruttoinlandprodukt (BIP) rückgängig gemacht werden. Sonst, prophezeit Gross, würden Populisten die etablierten Parteien bei allen zukünftigen Wahlen mühelos abhängen.

Die bessere Alternative sieht er in einem klassisch keynesianischem Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen. „Man müsste Sozialleistungen mit einem patriotischen ‚Hilf Amerika‘ Job-Programm ergänzen. Auch wenn es von der Regierung kommt.“ Gross selbst hat übrigens keinen der beiden Kandidaten gewählt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%