Die Folge: Großanleger schichten um. Allianz-Chef Michael Diekmann kündigte an, keine Staatsanleihen mehr mit neuen Kundengeldern kaufen zu wollen. Der weltgrößte Anleihemanager Pimco, eine Allianz-Tochter, will massiv von Anleihen in Aktien umschichten. Ehrhardt ist überzeugt: „Bei vielen Pensionsfonds, Staatsfonds und Versicherern, gibt es solche Pläne. Das wird die Börse weiter stützen.“
Dabei kaufen die Kapitalsammelstellen alle ähnlich ein: „Sie suchen große, weltweit operierende Konzerne mit hohen Cash-Flows, soliden Bilanzen und stabilen Dividenden“, beobachtet Dominic Wilson, Goldman-Sachs-Analyst, „diese Käufe lassen sich in den Anlageausschüssen leichter durchsetzen, und die Dividenden bringen den Versicherern genau jene regelmäßigen Renditen über der Inflation, die sie dringend brauchen.“ Zyklische, also stark von der derzeit schwächelnden Konjunktur abhängige Unternehmen, wie Maschinenbauer, Stahlkonzerne oder Automobilhersteller, lassen sie links liegen.
Trotz relativ hoher KGVs sollten sich Anleger weiter an Substanzaktien halten, deren überdurchschnittliche Entwicklung dürfte anhalten. „Wir beobachten an der Börse ein ähnliches Phänomen wie am Immobilienmarkt“, sagt Frank Ebach, Leiter der Kölner Niederlassung der BHF-Bank, „nach Qualität und 1a-Lagen steigt die Nachfrage ungebremst, 1b wird mit überhöhtem Risiko gleichgesetzt und gemieden.“ Anleger, die nur Zinspapiere und Tagesgeld haben, können – trotz der bisher nur auf billigem Notenbankgeld fußenden Rally – einen Teil ihres Vermögens in Dax-Aktien investieren. Zumal der Index weiter besser laufen sollte als andere Börsen.
Deutscher Wettbewerbsvorteil
„Sehr viele deutsche Firmen haben sich Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten aus Europa und den USA erarbeitet“, sagt Schlote, „dass deutsche Produkte auf dem Weltmarkt, speziell in Asien, erfolgreicher sind als amerikanische, liegt nicht nur am schwachen Euro.“ So konnte der Softwareriese SAP dank neuer Produkte dem Konkurrenten Oracle aus den USA viele Kunden abjagen; auch BASF baut seine Weltmarktführerschaft weiter aus; selbst zuletzt gebeutelte Werte, wie der unter der Energiewende leidende Versorger E.On oder die Telekom, bieten nun Chancen.
Die WirtschaftsWoche hat neun aussichtsreiche Papiere aus dem Dax ausgewählt: drei solide Dax-Werte, die in keinem Depot fehlen sollten, drei Nachzügler mit hoher Dividendenrendite und drei Papiere für eine offensive Spekulation.