Bitcoin-Börse Mt.Gox ist insolvent

Die Gerüchte gab es schon länger, nun ist klar: Die Bitcoin-Börse Mt.Gox hat einen Insolvenzantrag gestellt. Schon seit Wochen kommen Anleger nicht mehr an ihr Geld.

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Ein Demonstrant mit einem Plakat ist in Tokio zu sehen. Mt.Gox ist offenbar pleite. Quelle: REUTERS

Die größte Handelsplattform für die Digital-Währung Bitcoin, Mt.Gox, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Dies teilte Firmenchef Mark Karpeles am Freitag mit. Karpeles sagte, eine Schwäche im System der Börse stecke hinter dem großen Verlust. Er entschuldigte sich für den Ärger, den er vielen Menschen verursacht habe. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo hat Mt.Gox mehr als 6,5 Milliarden Yen (rund 47 Millionen Euro) Schulden.

Erst am Donnerstag hatte Karpeles Gerüchte um eine Flucht aus Japan dementiert. „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und jedem versichern, dass ich weiterhin in Japan bin“, versuchte Mark Karpeles in einer knappen Mitteilung unter der Internetadresse mtgox.com die Anleger zu beruhigen. Er arbeite „sehr hart daran, mit der Unterstützung verschiedener Parteien eine Lösung für unsere jüngsten Probleme zu finden“.

Zuvor hatte Mt.Gox mitgeteilt, dass der Handel bis auf weiteres ausgesetzt bleibe. Gerüchte über eine Insolvenz machten schnell die Runde, auch von riesigem Diebstahl war die Rede. Mt.Gox war am Dienstag überraschend offline gegangen. Als Grund gaben die Betreiber den Schutz der Nutzer an. Anleger kommen nicht mehr an ihre dort gespeicherten Einlagen. Karpeles bat die Nutzer der Handelsplattform, von Anfragen an die Mitarbeiter von Mt.Gox über den Verbleib der Gelder abzusehen. Die Mitarbeiter seien angewiesen worden, keine Auskunft zu geben. Nach einem Bericht der „Financial Times“ fürchten Kunden den Verlust von Einlagen in Höhe von umgerechnet 400 Millionen Dollar. Die Zahl der Kunden von Mt.Gox wird auf eine Million geschätzt, nur relativ wenige davon sollen Japaner sein.

Die Bitcoin-Stiftung gibt den Betreibern von Mt.Gox die Schuld am plötzlichen Scheitern des Dienstes. Die Schließung sei auf Fehler des Unternehmens zurückzuführen, sagte Stiftungsdirektor Jon Matonis am Donnerstag auf dem Mobile World Congress in Barcelona. „Sie sind gescheitert, weil sie - wie es aussieht - nicht die nötigen Prüfungen durchgeführt haben“, sagte Matonis. „Mt.Gox war nie wie eine Bank aufgestellt. Die Aufsichtsregeln wurden nicht befolgt. Die Nutzer hätten ihre Bitcoin vermutlich besser auf ihrem Laptop oder dem Smartphone behalten.“

Matonis sah die Verantwortung auch bei den Behörden in Japan, wo Mt.Gox seinen Firmensitz hat. „Die japanische Regierung hat die Regeln, die bestehenden Regulierungen, nicht durchgesetzt“, sagte Matonis. Bitcoin brüstet sich damit, als unabhängige Digitalwährung ohne die Aufsicht von Zentralbanken auszukommen.

Bitcoins sollen einen Zahlungsverkehr ermöglichen, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert und die Transaktionskosten niedrig hält. Bereits Ende 2013 hatten Handelsbeschränkungen in China und Warnungen von Finanzaufsehern und Notenbanken den Bitcoin zurückgeworfen. Die auch als „Hacker-Währung“ bezeichneten Coins gibt es seit dem Jahr 2009. Sie werden in komplizierten Rechen-Prozessen auf den Computern der Nutzer erzeugt, können aber auch im Internet mit etablierten Währungen wie Dollar oder Euro gekauft werden. Sie kommen vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz.

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