Bitcoins Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Eine Einheit der Onlinewährung Bitcoin kostet mehr als die Feinunze Gold. Als Ersatz für echtes Gold taugen die virtuellen Münzen trotzdem nicht. Oder würden Sie einen Ehering aus Bitcoins tragen?

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Anfang 2016 rissen Sorgen um Chinas Wirtschaftswachstum die Börsen in die Tiefe. Dieses Jahr könnte eine positive Überraschung dafür sorgen, dass chinesische Aktien gefragt sind und der Shanghai Composite Index um 50 Prozent steigen wird – und die globalen Märkte beflügeln. Jakobsens ungeheuerliche Prognose: Mit acht Prozent Wachstum überflügelt Chinas BIP alle Vorhersagen. Quelle: dpa

Frankfurt Glücklich kann sich schätzen, wer Bitcoins besitzt: Eine Einheit der virtuellen Währung kostete am Freitagnachmittag rund 1.230 Euro und damit sogar mehr als die Feinunze Gold. Bitcoin-Evangelisten sehen darin einen Beleg dafür, dass die virtuelle Währung das Edelmetall als sicheren Hafen ablöst. Aber sie liegen falsch. Bitcoins sind kein Gold wert, und als Krisenversicherung sind sie erst recht nicht geeignet.

Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen beiden Anlagen. Und die sind nicht zufällig, denn der mysteriöse Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto orientierte sich am Gold, als er sein Konzept entwarf. So wie Gold mühsam abgebaut wird, müssen so genannte Bitcoin-Miner die virtuellen Münzen mit viel Rechenaufwand schürfen. Ein Algorithmus sorgt dafür, dass das Schürfen mit steigender Bitcoin-Menge immer schwieriger wird. So wie auch die Goldvorräte eines Tages erschöpft sein dürften, ist auch die Bitcoin-Menge endlich. Die Bitcoins lassen sich wie Goldmünzen an Börsen tauschen, als Zahlungsmittel nutzen und leicht transportieren. Aber da enden die Gemeinsamkeiten auch schon.

Anders als Gold besitzen Bitcoins keinen reellen Verwendungszweck. Gold dient als Industriemetall – und natürlich als begehrtes Statussymbol. Oder würden Sie sich zur Hochzeit einen Ehering aus Bitcoins wünschen? Und auch mit dem Charakter als Krisenversicherung ist das so eine Sache: Goldmünzen ließen sich wohl selbst nach der Zombie-Apokalypse gegen Nahrung eintauschen. Bitcoins brauchen Computer und das Internet.
Als sicherer Hafen sind die virtuellen Münzen aber auch deshalb ungeeignet, weil ihr Wert noch mehr schwankt als der Goldkurs. Allein im vergangenen Jahr legten Bitcoins um rund 130 Prozent zu – doch so schnell, wie der Fahrstuhl nach oben rauscht, kann er auch wieder abstürzen. Solche Crashs gab es in der jungen Geschichte des Bitcoins mehr als genug. Getrieben wird der Bitcoin-Kurs derzeit wohl vor allem deshalb, weil demnächst der erste Indexfonds für die virtuelle Währung genehmigt werden könnte. Die Logik: Mit einem solchen Produkt könnten Anleger noch leichter in Bitcoins investieren – und so den Kurs weiter antreiben. Doch wenn die Börsenaufsicht SEC den Bitcoin-ETF kassiert, könnte der Kurs binnen kürzester Zeit wieder fallen.

Die hohe Volatilität erklärt sich wohl auch über den engen Markt. Denn obwohl die Akzeptanz der virtuellen Münzen steigt, bleiben sie bis auf weiteres zum Nischendasein verdammt: Alle Bitcoins zusammengerechnet sind gerademal 20 Milliarden US-Dollar wert. Zum Vergleich: Allein im vergangenen Jahr wurden rund 3.000 Tonnen neues Gold geschürft – da entspricht einem Gegenwert von rund 120 Milliarden US-Dollar. „Wir sind auf Augenhöhe!“, rufen die Bitcoin-Fans, und stehen dabei auf dem Feldberg, während die Goldfans auf dem Mount Everest müde lächeln.

Zum Ausprobieren oder als Beimischung für das Portfolio eignen sich die virtuellen Münzen allemal, als Ersatz für Gold noch lange nicht: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

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