BIZ-Warnung Wer die scheintoten Zombie-Banken sind

Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt vor sogenannten Zombie-Banken. Wer die Scheintoten sind - und wieso sie die Wirtschaft gefährden.

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Filiale einer spanischen Bank. Quelle: dpa

Die obersten Zentralbanker von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sind skeptisch. In ihrem am Sonntag veröffentlichten Jahresbericht warnen die Finanzexperten, Europas Bankensektor befinde sich weiter in einer kritischen Situation. Die "Bank der Zentralbanken" aus der Schweiz sieht vor allem die hohe Verschuldung der Institute als Risiko. Doch auch die Europäische Zentralbank (EZB) kommt nicht ungescholten davon. Die BIZ warnt, mit ihrer lockeren Geldpolitik würde Europas Notenbank eine Art Zombie-Bankensystem riskieren. Doch was meint die BIZ damit?

Was sind Zombie-Banken?

Ursprünglich stammt der Begriff Zombie aus dem afrikanischen und bezeichnet einen Totengeist. Ein scheinbar von den Toten auferstandener Mensch wird gerne als Zombie bezeichnet. Im Zusammenhang mit Banken wurde der Begriff erstmals während der Japanischen Krise 1993 genutzt.

Ökonom Edward Kane benannte damit insolvente Finanzinstitute, die dennoch weiterhin toleriert wurden. Normalerweise haben Zombie-Banken ein Minus auf der Eigenkapital-Seite. Dennoch können sie ihre Verpflichtungen einhalten, da sie von Staaten oder anderen Gläubigern am Leben gehalten werden.

Sobald eine Bank zur Zombie-Bank wird, muss sie einen Bankrun ihrer Kunden fürchten, die ihre Ersparnisse in Sicherheit bringen wollen. Das passiert, sobald bekannt wird, dass die Bilanzen der "Scheintoten" voll von faulen Papieren sind.

Auch die BIZ beruft sich bei ihrer Warnung auf das Beispiel Japans. Dort waren die Bankbilanzen nach der Krise in den Neunzigerjahren ebenfalls nicht schnell genug von den faulen Krediten bereinigt worden. Das hinderte unter anderem die Kreditvergabe, da die faulen Papiere in den Bilanzen die Kreditwürdigkeit der Banken minimierte. Erst Anfang des neuen Jahrtausends fingen die Banken mit den Aufräumarbeiten richtig an.

Ein ähnliches Verschleppen fürchtet die BIZ auch für Europa. In Peripheriestaaten wie Spanien und Italien ist die Zahl der faulen Kredite in den vergangenen zwei Jahren sogar weiter gewachsen. Dort stehen sie für etwa zehn Prozent des gesamten Kreditvolumens. Bessert saniert hat sich die USA, dort sind es nur noch vier Prozent.

Ein Grund für die langsame Säuberung sei, dass die Banken Verluste kaschieren könnten. Und daran sei die EZB Schuld. Indem sie die Institute mit reichlich Liquidität versorgt und die Kreditmargen so ausweitet, rücken die Altlasten in den Hintergrund. Dabei ist die Sanierung der Bilanzen so wichtig.

Die Experten hoffen, dass der Banken-Stresstest durch die EZB einige Gefahren aufspüren wird. Denn das Beispiel Japans habe gezeigt, dass zu viele faule Papiere in den Bilanzen auch das Kreditangebot belasten. Die mangelnde Kreditvergabe in der Euro-Zone will auch die EZB wieder ankurbeln - allerdings mit dem falschen Mittel: indem sie noch mehr billiges Geld auf den Markt bringt.

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