Für die börsennotierten Unternehmen hat die Bilanzsaison begonnen. Welche Aktien werden denn in den kommenden Monaten besonders von der Börsenrally profitieren?
Vor allem von den Zyklikern erwarte ich verbesserte Aussichten. Profitieren werden dabei die konjunkturabhängigen Konsumwerte, die Industrieaktien und auch die Ausrüster. Denn die Investitionen der Unternehmen werden wegen verbesserter Konjunktureinschätzungen und Kriseneindämmung steigen. Vergessen sollte man aber definitiv auch die Dividendenwerte nicht, die uns einen Ersatz für fehlende Renditen im Zinsvermögen bieten. Überhaupt, während sich eine robuste Gewinnentwicklung von US-Aktienwerten aufgrund des konjunkturellen Vorsprungs der USA bereits eingestellt hat, fängt dieser Prozess für die Breite der Aktienunternehmen der Euro-Länder nach Beruhigung der Krisensymptome erst an. Die Euro-Konjunkturerholung steht im Vergleich zur US-amerikanischen erst noch am Anfang, was höhere Wachstumsraten bei Unternehmensgewinnen verspricht.
Sehen Sie auch ein Comeback der Finanztitel, die allen Skandalen zum Trotz mittlerweile mehrheitlich wieder gut im Geschäft sind?
Ein Comeback halt ich in der zweiten Jahreshälfte für möglich. Dann wird das politische Spiel „Haut den Banker“ wohl aufhören, der Stresstest für Banken durch Europäische Bankenaufsicht und EZB ist ohne große Reibungsverluste beendet und die EZB wird Liquiditätsproblemerkennung und Liquiditätsproblemlösung mit großer Fürsorge durchführen. Es wäre ja auch verrückt, wenn wir es nochmal zuließen, dass Banken derart krisengefährdet wären wie bei Ausbruch der Finanzkrise. Die Banken werden das Notwendige tun, um die Anforderungen zu erfüllen – oder haben es bereits getan.
Nachdem die Prognosen für den Dax vom vergangenen Herbst schon fast erfüllt sind: Welches Potenzial sehen sie für den deutschen Aktienmarkt noch?
In so einer Marktphase können die Analysten ständig die Prognosen anheben. Ich glaube, der Dax steigt zum Jahresende bis auf 10.500 Punkte. In der Spitze können es auch bis 11.000 Punkte werden. Aber die Anfälligkeit für Kursschwankungen wird definitiv größer als 2013 sein.
Sie rechnen also auch mit einer Korrektur?
Mit massiven Korrekturen bis zu zehn Prozent müssen Anleger rechnen – und das müssen sie aushalten. Dennoch: 2014 wird insgesamt ein guter Aktienjahrgang. Die Frage ist nicht, warum sollten Aktien steigen, sondern warum nicht.