Börse Dividenden-Rekord verpufft für Privathaushalte

Heimische Börsenunternehmen schütten so viel Geld aus wie nie. An den Deutschen geht der Geldregen allerdings größtenteils vorbei.

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Ein Mann zeigt symbolisch seine leeren Taschen Quelle: dpa

Mit 46 Milliarden Euro schütten die börsennotierten Unternehmen in diesem Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie noch nie. Das zeigt die jährliche Dividendenstudie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Allein die 30 größten und wichtigsten Aktiengesellschaften zahlen in Summe 31,6 Milliarden Euro Dividende. Die etwas kleineren 50 Unternehmen im Index MDax, der zweiten Börsenliga, steigerten ihre Ausschüttungen sogar um 19,8 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro.

Größter Dividendenzahler ist der Autohersteller Daimler, gefolgt vom Versicherungsriesen Allianz. Als sogenannter Dividendenaristokrat qualifiziert sich der Gesundheitskonzern Fresenius. Diese aus den USA stammende Definition soll Unternehmen auszeichnen, die ihre Dividende seit 25 Jahren in Folge anheben.

Der in diesen Tagen von einer Leerverkaufsattacke heimgesuchte börsennotierte Finanzinvestor Aurelius hat seit 2008 seine Dividenden Jahr für Jahr um 50 Prozent erhöht.

In fetten Jahren üppige Dividenden auszuschütten, ist kein Kunststück. Dies aber wie Fresenius oder Aurelius lang- oder mittelfristig durchzuhalten, ist nur mit einer ausgeklügelten Dividendenstrategie mit passendem Finanzmanagement möglich.

Aus Sicht der DSW-Anlegerschützer ist der Dividendenregen einerseits ein Festtag für die deutsche Wirtschaft. Für viele deutsche Sparer sei es aber ein Trauertag, denn sie sind bei der Verteilung des Geldes nicht dabei.

Das liegt daran, dass nur wenige Verbraucher in Aktien investieren. Rund neun Millionen Aktionäre gibt es in Deutschland, nur 14 Prozent der Bevölkerung. Rund 70 Prozent der Anteile an den 30 größten und wichtigsten börsennotierten Unternehmen des Dax befinden sich in ausländischem Besitz.

Auch wenn man in Betracht zieht, dass deutsche Aktionäre auch Anteile an ausländischen Unternehmen besitzen und einige der im Dax vertretenen internationalen Investoren die ihnen zugerechneten Anteile nur als Treuhänder für Inländer halten, kommt bei den deutschen Privatanlegern nur ein Bruchteil der Rekorddividenden an.

Laut DSW könnten Steuererleichterungen für langfristige Aktieninvestments Privatleuten dabei helfen, ihre Börsenscheu abzulegen. Gegenfinanziert werden könnten diese Privilegien durch höhere Steuern auf kurzfristige Spekulationsgeschäfte.

So viel schütten die Dax-Unternehmen aus

Dividenden sind ein Qualitätsmerkmal bei der Geldanlage. Doch vor Pauschalisierungen ist Vorsicht geboten. Nicht jeder Dividendenzahler ist automatisch ein gutes Investment. Darauf weist auch die DSW deutlich hin. Schließlich haben 30 der 50 schlechtesten deutschen Börsenunternehmen Dividende gezahlt.

Das Problem: Bei kriselnden Unternehmen kommt die Ausschüttung oft aus der Substanz. Sie zahlen nur, um ihre geplagten Aktionäre über Kursverluste hinwegzutrösten. Nachhaltig sind solche Trostdividenden jedoch auch aus Sicht der Anteilseigner nicht. Laut DSW sollten Dividenden erst fließen, wenn das Unternehmen das Geld auch wirklich verdient hat und wenn alle erforderlichen Investitionen für die Zukunft getätigt sind.

von Christof Schürmann, Malte Fischer, Anton Riedl
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