Börse Frankfurt Dax-Anleger erwartet Flut der Bilanzen

Die Fed kauft keine Anleihen mehr, der Dax zeigt sich davon vorbörslich recht unverdrossen. Interessanter als die Geldpolitik dürften am Donnerstag die Unternehmenszahlen werden. Mehrere Dax-Konzerne sind an der Reihe.

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Händler in Frankfurt: Die Fed und die Inflation in der Euro-Zone bewegen den Dax. Quelle: dpa

Frankfurt Die Fed stoppt ihr Anleihekaufprogramm, den Leitzins belässt sie auf nahe null Prozent: Mit der Entscheidung dürfte Notenbank-Chefin Janet Yellen nur weniger überrascht haben. Dennoch rutschten als erste Reaktion die Aktienmärkte in den USA ab. Da die Entscheidung erst nach Handelsschluss der Frankfurter Börse gefallen war, können Anleger gespannt sein, wie die Märkte hierzulande nachträglich reagieren.

Erste Indikatoren zeigen vor offiziellem Börsenstart, gegen 6:50 Uhr, ein positives Bild. Wie der Broker IG Markets meldet, notiert der Leitindex Dax vorbörslich leicht besser als zum Handelsschluss am Vortag. Genauer bei 9.095 statt 9.085 Punkten. Der MDax war dagegen deutlicher, um 0,8 Prozent auf 15.765 Zählern nach oben geklettert, der TecDax gewann ein volles Prozent und stieg auf 1.217 Punkte.

Im Fokus der Anleger lagen gestern neben der Fed wieder Zahlen einiger Unternehmen. Vor allem die Deutsche Bank war von größtem Interesse, die mitten in einem größeren Vorstandsumbau steckt. Die Börsianer zeigten sich skeptisch – die Papiere des Bankhauses schloss mit einem Minus von 2,4 Prozent. Der Quartalsbericht der Bank sorgte für Sorgenfalten bei den Anlegern. Hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten haben den Gewinn aufgefressen. Unterm Strich stand ein Verlust von 92 Millionen Euro.

Außerdem waren am Mittwoch viele Augen auf Fiat Chrysler gerichtet: Der Konzern will die Sportwagen-Tochter Ferrari abspalten. Zehn Prozent sollten an den Aktienmarkt gebracht werden, kündigte das Unternehmen am Mittwoch an. Die restlichen Anteile würden an die Aktionäre von Fiat Chrysler gehen, darunter auch die Agnelli-Familie, die Fiat einst gründete.

Die Transaktion dürfte nächstes Jahr über die Bühne gehen. Ferrari-Aktien sollen vor allem in den USA gehandelt werden. Investoren reagierten euphorisch auf die Nachricht. In Mailand verteuerten sich Fiat-Aktien um mehr als 13 Prozent auf 8,64 Euro, obwohl der Quartalsgewinn hinter den Erwartungen zurückblieb.

Am Donnerstag nun ist die Lufthansa mit ihren Quartalszahlen an der Reihe. Analysten zufolge dürfte sie ihren operativen Gewinn im dritten Quartal um ein Fünftel steigern. Neben den Belastungen durch Streiks dürfte die Airline-Branche Rückenwind bekommen, da die Kerosinpreise stark gesunken sind. Noch im Juni kostete ein Barrel Öl 116 Dollar – seitdem purzelte der Preis auf zwischenzeitlich gut 82 Dollar, ein Minus von 30 Prozent. 


Flut der Bilanzen: Lufthansa, VW und Bayer zeigen Zahlen

Auch Volkswagen hat den Gewinn im Q3 nach Einschätzung von Analysten gesteigert. Von der Volkswagen-Tochter MAN ist derweil nichts ermunterndes zu hören: Nach einem Gewinneinbruch wegen schlechter Geschäfte in Europa und Südamerika fährt der Lastwagen- und Maschinenbauer MAN seine Prognose ein weiteres Stück zurück. Von Juli bis September brach das operative Ergebnis um fast die Hälfte auf 82 Millionen Euro ein.

„Insgesamt sind die Zahlen sicher nicht erfreulich“, räumte Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen am Dienstag ein. Der Großteil des Gewinns der Volkswagen-Tochter stammte aus dem Geschäft mit großen Dieselmotoren, etwa für Schiffe, oder Turbomaschinen – und nicht aus dem Verkauf von Lkw und Bussen. MAN schlug deutlich weniger Nutzfahrzeuge los, weil im wichtigsten Absatzmarkt Europa, aber auch in der einstigen Boomregion Südamerika Dauerkrise herrscht.

Vom Chemiehersteller Bayer sind ebenfalls keine guten Neuigkeiten zu erwarten – der operative Gewinn ist Analysten zufolge im dritten Quartal leicht gesunken. Im Schnitt gehen die Experten davon aus, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereffekten – wie etwa Restrukturierungen – binnen Jahresfrist um 1,2 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro zurückgegangen ist.

Der Leverkusener Konzern will heute auch über die Entwicklung im Zeitraum Juli bis September berichten. Zudem werden zahlreiche Unternehmen aus dem Chemie-Sektor ihre Zahlen zeigen, darunter Linde, Evonik und Wacker Chemie.

Den Märkten in Fernost konnten die Neuigkeiten von der amerikanischen Notenbank indessen nichts anhaben. Mehr als die Geldpolitik aus Übersee interessierte Händler der Devisenkurs. In Tokio legt der Aktienmarkt am Donnerstag vor allem dank eines schwächeren Yen zu. Im frühen Handel lag der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,6 Prozent im Plus bei 15.655 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,7 Prozent auf 1279 Zähler.

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