Börse Frankfurt Dax-Anleger setzen auf die tiefen Zinsen

Nach den Kursverlusten der vergangenen Woche ist die Unsicherheit an den Aktienmärkten gestiegen. Vorbörslich steigt der Dax jedoch wieder. Die Akteure nehmen die nächsten Konjunkturdaten in den Blick.

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Der Dax am Freitag. Quelle: Reuters

Frankfurt An den Aktienmärkten dürfte es heute eher ruhig zugehen. Denn wegen Feiertagen bleiben der britische und der US-Markt geschlossen. Nach dem herben Einbruch an den weltweiten Börsen werden Aktienanleger zudem wohl noch einige Tage brauchen, um sich zu erholen.

"Der Schock sitzt tief und muss erst einmal verarbeitet werden", sagt Marktstratege Tobias Basse von der NordLB. "Ich erwarte keinen neuerlichen Absturz der Märkte, aber neue Höchststände werden wohl nicht mehr so zackig aufeinanderfolgen." Die Geldflut der Notenbanken werde die Börsen jedoch weiter stützen. Zugleich wächst unter den Anlegern allerdings die Sorge, dass die US-Notenbank Fed den Liquiditätsfluss doch in absehbarer Zeit drosseln könnte.

Auf Wochensicht hat der Dax rund 1,1 Prozent verloren. Zuvor hatte er vier Wochen in Folge gewonnen und war in der Spitze bis auf ein Rekordhoch von 8557,86 Punkten gestiegen. Am Freitag verabschiedete er sich mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 8305,32 Punkten ins Wochenende. Vorbörslich notiert das Marktbarometer im Vergleich zum Freitag im Plus.

Die große Frage ist: Markierte die Entwicklung der vergangenen Woche einen Wendepunkt oder wird sie nur als eine Delle im langanhaltenden Aufwärtstrend zurückbleiben? Viele Marktstrategen bleiben für die kommenden Wochen optimistisch. So lang die globalen Notenbanken die Märkte weiter mit Geld fluten, sei allerdings kein allzu starkes Verlustrisiko auszumachen. Alternativen zu Aktien seien schwer zu finden.

Schwierig wird es nach Einschätzung von Marktstratege Carsten Klude von MM Warburg für die Börsen erst, wenn die Notenbanken den Fuß vom Gaspedal nehmen. "Ich fürchte, dass die negativen Konsequenzen für die Konjunktur sehr dramatisch zu spüren sein werden", sagt der Experte. "Wir sind auf Gedeih und Verderb auf das niedrige Zinsniveau angewiesen."

DWS-Fondsmanager Andre Köttner warnt vor einer Überschätzung des Dax. "Sie können nicht die wirtschaftliche Stärke eines Landes allein an der Kursentwicklung der 30 größten börsennotierten Unternehmen messen - das ist ein Indiz unter vielen, mehr nicht", sagte der Anlageexperte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Sie müssen die ganze Welt in den Blick nehmen."


Was in dieser Woche ansteht

Der aktuelle Punktestand des Dax interessiere ihn nicht. Er beobachte vielmehr die Entwicklung des weltweiten Index MSCI World, weil dieser den Zustand der Weltwirtschaft gut abbilde. Köttner trat im März die Nachfolge von DWS-Urgestein Klaus Kaldemorgen an und verwaltet seitdem zwei Flaggschiffe der Fondsgesellschaft, den Vermögensbildungsfonds I und den Akkumula.

Angesichts der sich dem Ende zuneigenden Bilanzsaison rücken nun Konjunkturdaten verstärkt in den Fokus. Kapitalmarktanalyst Stefan Scheurer von Allianz Global Investors geht davon aus, dass der Index der Federal Reserve von Richmond zum verarbeitenden Gewerbe am Dienstag das Bild einer sich erholenden US-Wirtschaft belegen wird.

Auch die Lage am Wohnungsmarkt werde sich mit den am Dienstag und Donnerstag erwarteten Daten wohl weiter verbessern. Der unter anderem durch gestiegene Immobilienpreise erreichte Vermögenszuwachs dürfte sich in einem verbesserten Verbrauchervertrauen am Dienstag widerspiegeln. Am Donnerstag bekommen die Anleger zudem Einblick in vorläufige Zahlen zum US-Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal.

Für die Euro-Zone stehen unter anderem am Donnerstag Statistiken zum Wirtschaftsvertrauen und am Freitag zum Arbeitsmarkt an. Die Job-Daten werden wohl die unterschiedlichen Entwicklungstrends in Deutschland und anderen großen europäischen Volkswirtschaften bestätigen, schätzt die UniCredit.

Der Unternehmenskalender ist dünn bestückt: Der im SDax gelistete Autovermieter Sixt wird am Montag höchstwahrscheinlich für das Auftaktquartal 2013 einen kräftigen Gewinneinbruch bekanntgeben. Zudem wird die Baumarktkette Hornbach am Dienstag über den Geschäftsverlauf informieren.

Auch das Zahlenwerk des Wiesbadener Gabelstapler-Herstellers Kion ebenfalls am Dienstag dürfte für Börsianer interessant werden. Die den Finanzinvestoren KKR und Goldman Sachs gehörende Gesellschaft könnte nach bisherigen Informationen aus Finanzkreisen schon im Juni den Gang aufs Börsenparkett wagen.

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