Börse Frankfurt Dax bleibt auf Talfahrt

Der Deutsche Leitindex hat wieder eine Verlustwoche hingelegt. Wirtschaftsdaten trübten die Stimmung. Die Commerzbank enttäuschte und überraschte zugleich. Anleger beobachteten derweil den G20-Gipfel genau.

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Börsenhändler in Frankfurt. Der Dax hat wieder eine Verlustwoche hingelegt. Quelle: dpa

Frankfurt Am letzten Wochenhandelstag hat der Dax seine Talfahrt nicht beenden können. Der Leitindex wechselte ohne große Ausschläge mehrmals das Vorzeichen und schloss am Freitag 0,5 Prozent tiefer bei 7.593 Punkten. Auf Wochensicht steht beim Dax ein Minus von 0,7 Prozent zu Buche. Unterm Strich steht der Dax dort wo er zu Beginn des Jahres stand. Die Gewinne vom Januar sind futsch.

Anleger hielten sich am Freitag mit Käufen zurück und beobachteten das G20-Gipfeltreffen genau. Große Sprünge gab es bei der Commerzbank-Aktie.

„Die Rezessionsdaten der Euro-Zone von gestern waren schon ein ordentlicher Schreck, die hallen nach“, sagte ein Händler. „Die Abwertungsdebatte beim G20-Treffen ist zwar hauptsächlich ein Thema für den Devisenmarkt, aber wenn der Euro inzwischen rund 15 US-Cent teurer ist als noch im Sommer, dann wird das für unsere Exporteure irgendwann auch ein Thema.“ Zur Unterstützung seiner exportabhängigen Wirtschaft forciert Japan derzeit eine Abwertung seiner Währung und hat damit eine internationale Debatte ausgelöst.

Aber auch die USA stehen im Kreuzfeuer der Kritik. „Man kann schon darüber debattieren, wer das Feuer eigentlich gelegt hat“, sagte William De Vijlder, der die Finanzanlagen von BNP Paribas Investment Partners verantwortet. „Der eine sagt, die Japaner seien richtig aggressiv geworden, aber dann hält ihm jemand anderes entgegen, was denn die USA gemacht hätten, und wie es denn bei den Briten stehe. Und so setzt sich das Spiel fort.“ Der Euro verlor 0,04 Prozent an Wert und notierte um 1,3354 Dollar.

Börsen fürchten Berlusconi

Zunehmend rückte zudem die Ende des Monats anstehende Parlamentswahl in Italien in den Fokus. Der als sicherer Hafen geltende Bund-Future zog deshalb um bis zu 42 Ticks auf 143,01 Zähler an. Italienische Zehnjährige wurden dagegen verkauft. „Die große Angst ist, dass das Schreckgespenst Berlusconi wiederkommt“, sagte Halver von der Baader Bank. Silvio Berlusconi, der viele Reformen zurückdrehen will, hat in jüngsten Meinungsumfragen an Zustimmung gewonnen.

US-Daten durchwachsen

Am Nachmittag kamen Zahlen aus den USA. Die US-Industrie enttäuschte, das Verbrauchervertrauen dagegen hellte sich überraschend auf. Das entsprechende Barometer stieg im Februar nach vorläufigen Berechnungen auf 76,3 Punkte von 73,8 Zählern im Januar, wie Thomson Reuters und die Universität Michigan am Freitag mitteilten. Das ist der höchste vorläufige Monatswert seit November. Dem Dax konnte das allerdings nicht helfen, während der Nasdaq-Index auf ein 12-Jahres-Hoch stieg.


Commerzbank verärgerte Aktionäre - Aktie mit Achterbahnfahrt

Übernahmegerüchte sorgten im Dax für Kurssprünge. Die Lanxess-Aktie war mit einem Plus von 3,5 Prozent der größte Gewinner im Dax. Bereits am Donnerstag sprang die Aktie um vier Prozent nach oben. Händler verwiesen auf ein Gerücht, dass Dow Chemical an Lanxess interessiert sei. Der amerikanische Chemieriese wolle wohl 70 bis 80 Euro pro Aktie bieten. Aktuell kostet die Lanxess-Aktie um die 66 Euro. Lanxess und Dow Chemical wollten keinen Kommentar abgeben. Main First stuften die Lanxess-Aktie hoch auf „outperform“ von „underperform“ und erhöhten Kursziel auf 71 von 58 Euro.

Die Commerzbank hat viele Probleme. Das vierte Quartal fiel nach vorläufigen Zahlen tiefrot aus, im Gesamtjahr erreichte die Bank mit sechs Millionen Euro gerade noch die Gewinnzone. Bis zu 6000 Vollzeitstellen stehen bei dem teilverstaatlichten Dax-Konzern auf der Kippe.

Die Aktie brach zunächst um 1,5 Prozent ein, sprang dann aber auf ein Plus von bis zu 4,4 Prozent hoch und schloss 1,15 Prozent fester. Mehrere Händler konnten sich den Anstieg zunächst nicht erklären. Einer verwies auf eine Kaufempfehlung der Analysten von Equinet. Darin heißt es, dass es der richtige Zeitpunkt sei, um in die Commerzbank-Aktie zu investieren, da sich das Marktumfeld für das Institut in den vergangenen Monaten signifikant verbessert habe. Die Anleger dürften trotz der schwachen Quartalsergebnisse die Titel in den kommenden Monaten auf Basis der Erwartungen für 2014 und 2015 bewerten, erläuterten die Analysten.

Händler in London begründeten das Plus der Papiere mit Aussagen von Finanzvorstand Stephan Engels, die Eigenkapitalquote werde 2013 „komfortabel über neun Prozent“ liegen. Das werde vom Markt positiv gesehen, sagte einer der Händler. „Sie bewegen sich in die richtige Richtung.“

Die Aktionäre der Commerzbank, darunter der Bund mit 25 Prozent, leiden unter den schlechten Zahlen des Instituts. Der Unmut in der Politik über Vorstandschef Blessing wächst. Manche trauen ihm den Job nicht mehr zu.

Schlusslicht im Dax war die Aktie der Deutschen Telekom. „Sollten Vodafone und Kabel Deutschland tatsächlich zusammengehen, wird es für die Deutsche Telekom ungemütlicher, gerade auch im deutschen Festnetzgeschäft“, sagte Equinet-Analyst Adrian Pehl. Einem Insider zufolge prüft Vodafone eine Offerte für Kabel Deutschland. Entschieden sei aber noch nichts. Die Telekom-Aktie weitete ihre Vortagesverluste aus und schloss 3,3 Prozent tiefer.

In Paris honorierten Anleger gut laufende Geschäfte des Luxuskonzerns PPR mit einem Kursplus von 7,7 Prozent. Die Töchter Gucci und Bottega Veneta machten dabei einen Gewinneinbruch von Puma mehr als wett. Die Puma-Aktien, an denen PPR beteiligt ist fielen im MDax um knapp drei Prozent.

In Mailand erfreute unterdessen der Ölkonzern Eni seine Anleger mit einer optimistischen Prognose. Der Konzern hofft auf sprudelnde Geschäfte durch den Förderungsbeginn auf einem neuen Feld in Kasachstan. Die Aktien schlossen 2,8 Prozent höher.

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