Börse Frankfurt Dax dürfte mit Gewinnen starten

Brexit, Frexit, Trump - es gibt viele Schreckgespenster, die Börsianer derzeit umtreiben. Auch in der neuen Handelswoche dürften viele Sorgen anhalten. Doch zum heutigen Börsenstart stehen die Zeichen auf Kursgewinne.

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ARCHIV - Händler sitzen am 07.01.2016 in Frankfurt am Main (Hessen) im Handelssaal der Börse morgens an ihren Monitoren. (zu dpa «Börsen zwischen Sorgen um politische Stabilität und Geldschwemme» vom 16.12.2016) Foto: Frank Rumpenhorst/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Frankfurt Politische Unruhe in den USA durch den neuen Präsidenten Donald Trump wie auch in der EU angesichts näherrückender Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland hält die Investoren weiter in Atem. Freude beschert dagegen die bisher überwiegend positiv verlaufende Berichtssaison der Firmen. Strategen stellen sich auf weitere deutliche Auf und Abs der Aktienkurse ein.

Die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street hatte dem Dax aber am Freitag keinen nachhaltigen Aufschwung beschert. Nach dem frühen Sprung über 11 700 Punkte bröckelten die Gewinne beim deutschen Leitindex schrittweise ab. Er rettete ein Plus von 0,2 Prozent auf 11 666 Punkte über die Ziellinie, womit er auch auf Wochensicht nur einen minimalen Gewinn von 0,13 Prozent erzielte. Vor dem heutigen Börsenstart notiert der deutsche Leitindex bei 11 685 Punkten - ein Plus von rund 20 Zählern gegenüber dem Schluss am Freitag.

Die Anleger am US-Aktienmarkt haben sich am Freitag vergangener Woche hingegen weiter zuversichtlich gezeigt. Der Rekordlauf setzte sich fort und trieb den Leitindex Dow Jones Industrial zeitweise bis dicht an die Marke von 20 300 Punkten. Auch die anderen bedeutenden US-Indizes - der S&P 500 und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 - erreichten erneut Bestmarken.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets warnte aber vor zu viel Optimismus: „Am Ende werden wir von einem großen Vakuum sprechen, wenn der neue Präsident die Versprechen, die er gibt, nicht hält.“

Mit seinen Steuer-Ankündigungen habe Donald Trump den richtigen Ton getroffen, hieß es. Zudem habe der deutlich gestiegene Ölpreis gestützt. Positiv sei auch aufgenommen worden, dass Trump keine Konfrontation mit China eingehe. Stattdessen habe er der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft zugesichert, an der „Ein-China-Politik“ - der Anerkennung der Pekinger Führung als alleinige Regierung eines einzigen China - festhalten zu wollen.

Auch die Die Tokioter Börse hat ihren Aufschwung zu Beginn der neuen Woche fortgesetzt. Die Anleger habe ermutigt, dass der Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe bei dem neuen US-Präsidenten Donald Trump am Wochenende harmonisch verlaufen sei, sagten Analysten am Montag. Vorherige US-Vorwürfe, Japan schwäche für Vorteile im Welthandel den Yen und gebe zu wenig für Rüstung aus, seien nicht mehr vorgebracht worden. Es herrsche Erleichterung vor.

Daher sei damit zu rechnen, dass der Rückenwind durch die Rekordjagd an der Wall Street zu weiteren Kursgewinnen führe. Auch positive Konjunkturdaten stützten den Markt. Die japanische Wirtschaft wuchs von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 1,0 Prozent und so das vierte Quartal in Folge. Der Leitindex Nikkei legte bis zum frühen Nachmittag 0,5 Prozent auf 19.483 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,6 Prozent auf 1555 Zähler.

Termine heute: Beim größten deutschen Autobauer Volkswagen ringen heute VW-Markenvorstand Herbert Diess und Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh um die Zukunft von rund 5 000 Leiharbeitern. Während Diess angesichts der finanziellen Belastungen durch den Dieselskandal in den USA kaum Spielraum sieht, beharrt Osterloh auf einer großzügigen Übernahmeofferte für die betroffenen Beschäftigten. Vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags werden heute unter anderem die früheren Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Peter Ramsauer (CSU) zu den Abgasmanipulationen aussagen. Den wichtigsten Zeugen bekommen die Abgeordneten aber wohl nicht zu sehen. Der frühere VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch weigert sich, vor dem Gremium zu erscheinen.

Und der frühere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück muss heute vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss zu den umstrittenen Aktiengeschäften „Cum-Ex“ aussagen. Fragwürdige Aktiengeschäfte haben den Staat über Jahre hinweg Steuereinnahmen in Milliardenhöhe gekostet. Der Untersuchungsausschuss will aufklären, wie es zu dem inzwischen geschlossenen Steuerschlupfloch kam.

Die EU-Kommission stellt heute ihre neue Konjunkturprognose vor. Im November hatte Brüssel noch einen leichten Wachstumsdämpfer für die Euro-Zone vorausgesagt. Die Wirtschaft in den 19 Euro-Ländern sollte demnach 2017 nur noch um 1,5 Prozent zulegen, nach 1,7 Prozent in 2016, wie die Kommission damals mitteilte. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat gerade seine Erwartungen für das deutsche Wirtschaftswachstum um 0,4 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent erhöht. Kein Wunder, die deutschen Unternehmen verdienen glänzend.

In dieser Woche berichten wieder zahlreiche Börsenriesen über ihre Geschäfte. Und Investoren fragen sich, ob Europas größter Versicherungskonzern Allianz vor der Präsentation seiner Jahresbilanz am Freitag noch eine große Übernahme bekanntgeben wird. Allianz-Chef Oliver Bäte betonte erst kürzlich, dass die Allianz „auch in Wachstum investieren“ müsse. Der Konzern hat 2,5 bis drei Milliarden Euro für Zukäufe reserviert. Ansonsten rechnen Analysten damit, dass er eigene Aktien zurückkauft. Das zumindest hatten Vorstandsmitglieder angedeutet.

Die Deutsche Börse veröffentlicht am Mittwoch Quartalszahlen. Firmenchef Carsten Kengeter wird am Donnerstag erstmals seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn wegen möglichen Insiderhandels öffentlich auftreten. In der Schweiz legt Credit Suisse Zahlen vor. Analysten erwarten einen Verlust von rund zwei Milliarden Franken. Zudem berichten der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé sowie dessen Rivale Danone.

Außerdem stehen zahlreiche Konjunkturdaten an, etwa zur deutschen Wirtschaft im vierten Quartal: Analysten der DZ Bank rechnen mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der Index des Mannheimer ZEW gibt einen Einblick über die Konjunkturerwartungen der Börsenexperten.

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