Börse Frankfurt Dax legt Verschnaufpause ein

Die Anleger treten nach Kursgewinnen der vergangenen Tage auf die Bremse, der Leitindex gibt leicht nach. Die wichtigen Themen auf dem Parkett: US-Geldpolitik und die Unberechenbarkeit von Donald Trump.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Handelssaal der Frankfurter Börse: Der Dax bleibt unter den Erwartungen der Analysten. Quelle: dpa

Frankfurt Der deutsche Aktienmarkt ist am Donnerstag nach seiner jüngsten Erholungsrally etwas zögerlicher in den Handel gestartet. Vor allem der Dax nahm sich eine kleine Verschnaufpause, nachdem er in den vergangenen drei Handelstagen mehr als 2 Prozent zugelegt hatte. Gegen Ende der ersten Handelsstunde gab der deutsche Leitindex moderat um 0,1 Prozent auf 12 248 Punkte nach.

Kein Rückenwind kam dabei von den US-Börsen. An der Wall Street ließ das veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed die Investoren über den künftigen Zinspfad im Unklaren. Im Fokus standen derweil aber auch US-Präsident Donald Trump und sein zunehmend angespanntes Verhältnis zu Wirtschaftsvertretern. „Immer mehr Anleger zweifeln nun daran, dass der US-Präsident seine Reformpolitik durchsetzen kann“, schrieb daraufhin die Postbank in einem Kommentar.

„Trump isoliert sich zunehmend und an eine Umsetzung seines Wirtschaftsplans glaubt kaum noch jemand“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. „Trumps Unberechenbarkeit könnte jederzeit zum Risiko werden.“

Die deutschen Indexkollegen schlugen sich derweil besser: Der MDax der mittelgroßen Werte schaffte es zuletzt mit 0,1 Prozent ins Plus auf 24 985 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 0,1 Prozent auf 2270 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 jedoch gab in ähnlichem Maße nach wie der Dax.

Das am Mittwochabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Fed zeigte, dass es unter den Zentralbankern eine große Debatte über die ungewöhnlich schwache Inflation gibt. Laut Christiane von Berg von der BayernLB hat es deutlich gemacht, „dass die aktuelle Inflationsschwäche zunehmend als Problem gesehen wird.“ Der künftige Zinspfad bleibe daraufhin unklar, fügte sie hinzu. Die verhaltene Teuerung gilt als Hauptgrund für einen sehr moderaten Zinsanhebungskurs der Fed.

Im Tagesverlauf stehen mit dem Philly-Fed-Index sowie Wasserstandsmeldungen aus der US-Industrie noch wichtige Wirtschaftsdaten aus den USA auf der Agenda, die dem Markt neue Impulse verleihen könnten.

Auf Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage äußerst dünn. In Dax und TecDax knüpften einige Aktien an ihre Rally vom Vortag an: RWE stiegen im Leitindex um gut ein Prozent und überboten so ihren höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Im TecDax gehen Evotec mit einem Aufschlag von rund drei Prozent weiter durch die Decke. Bei 15,52 Euro erreichten sie ihren höchsten Stand seit 16 Jahren. Berenberg-Analystin Klara Fernandes hatte zuvor ihr Kursziel für die Biotech-Aktien auf 16 Euro nach oben geschraubt.

Zur Schwäche neigten hingegen die Finanzwerte, was Händler mit den eher moderater gewordenen Zinsaussichten in den USA begründeten. Der Sektor hatte seit Mitte 2016 deutlich von gestiegener Fantasie profitiert, weil höhere Zinsen grundsätzlich positiv für das Alltagsgeschäft der Banken sind. Am Donnerstag nun ging es aber europaweit nach unten. Titel der Deutschen Bank waren im Dax mit einem Minus von 0,75 Prozent unter den größten Verlierern.

Bei den Einzelwerten richteten sich auch die Blicke der Anleger auf Lufthansa. Die Aktien gehörten mit einem Kursminus von 0,7 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Die Pläne der Fluggesellschaft zur Übernahme von Teilen des insolventen Rivalen Air Berlin stoßen bei Wettbewerbsexperten auf Kritik.

Analysten bleiben aber trotz der Kursgewinne in den vergangenen Tagen skeptisch. „Nach wie vor befindet sich der Dax im Erholungsmodus. Die neuerlichen Kursgewinne von gestern, das Tageshoch wurde bei 12.301 markiert, sollten nicht darüber hinwegtäuschen“, schreiben die Analysten der Helaba in ihrem morgendlichen Ausblick. Noch immer weise der überwiegende Teil der Dax-Komponenten einen negativen Mittelfristtrend auf. Wie lange der temporäre Aufwärtsimpuls anhalten könne sei fraglich. .

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%