Börse Frankfurt Dax: Pro-Sieben-Sat.1-Aktie stürzt ab

Der deutsche Leitindex rutscht zum Handelsbeginn unter die Marke von 12.000 Punkten. Gefragt sind dagegen die vermeintlich sicheren Anlagehäfen wie Gold. Die Aktie des Medienkonzerns Pro Sieben Sat.1 fällt deutlich.

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Frankfurt ist der wichtigste deutsche Finanzplatz. Quelle: Reuters

Frankfurt Sorgen über eine Verschärfung des Nordkorea-Konflikts haben am Dienstag auf die Stimmung der Anleger gedrückt. Nordkorea feuerte eine Rakete ab, die über Japan hinweg flog und in den Pazifik stürzte. Investoren flüchteten aus Aktien, der Dax rutschte zu Handelsbeginn um 1,3 Prozent auf 12.971 Punkte ab. Damit steuert der Leitindex auf den dritten schwächeren Tag in Folge zu.

Für den MDax - Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen - ging es am Dienstagmorgen um 0,8 Prozent auf 24 449 Punkte bergab, während der Technologiewerte-Index TecDax um 0,9 Prozent auf 2235 Zähler nachgab. Der Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 sank um 0,9 Prozent auf 3390 Punkte.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer ernsthaften Bedrohung. „Alle warten jetzt auf die Reaktion von Donald Trump“, sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partner. „Trump hat es jetzt in der Hand, die Börsen zu beruhigen oder richtig zu verunsichern.“

Im Dax brachen die Aktien von Pro Sieben Sat.1 um 11,3 Prozent ein, nachdem der Medienkonzern eine Neuordnung seiner Unternehmensbereiche ankündigte. „Die Aktie von Pro Sieben Sat1 Media reagiert auf wenig überraschend rückläufige Werbeeinnahmen im TV-Bereich mit deutlichen Abschlägen, obwohl die Zukunftsfelder Digitalisierung, Content und Produktion sich sehr erfolgreich entwickeln. Hier sieht man eigentlich einen gelingenden Wandel zur Digitalisierung“, meint Markus Schön, Geschäftsführer der DVAM Vermögensverwaltung. „Wenn die Reaktion an den Kapitalmärkten zukünftig immer so sein sollte, muss man raus aus Aktien, weil dann Werte wie Amazon, Alphabet, Apple oder Facebook einbrechen müssen.“

Die Analysten von Goldman Sachs kassierten ihre Kaufempfehlung und stuften die Aktien herunter auf „neutral“ von „buy“ und strichen die Aktien von ihrer europäischen Auswahl-Liste. Die Warnung vor einem schwächeren TV-Werbegeschäft sei eine "große negative Überraschung“, begründeten die Analysten ihre Entscheidung.

„Das ist die dritte Senkung des Ausblicks im Werbegeschäft in diesem Jahr“, erklärte Analystin Laurie Davison von der Deutschen Bank. Zudem komme die Aussage nur drei Wochen nach der Vorlage des Halbjahresberichts. ProSieben hatte am Montagabend mitgeteilt, dass das Fernsehwerbegeschäft im laufenden Quartal überraschend schwach gewesen sei. Im Sog von Pro7 brachen im MDax die Aktien des Rivalen RTL um 8,8 Prozent ebenfalls auf ein Vier-Jahres-Tief von 59,89 Euro ein.

Schockiert reagierten Anleger auch auf die Senkung der Umsatzprognose des Netzwerkausrüsters Adva Optical. Die im TecDax notierten Aktien sackten um 15 Prozent ab.

Die Nordkorea-Sorgen lasteten auch auf dem Dollar, der sich im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen abschwächte. Der Euro nahm Fahrt auf und kostete erstmals seit Januar 2015 wieder mehr als 1,20 Dollar. „Wir erwarten eine Euro-Rally auf 1,30 Dollar in den nächsten zwei Jahren“, so die Prognose der französischen Großbank BNP Paribas, was zusätzlichen Gegenwind für die Aktien erzeugen werde. Die Analysten haben bereits die Belastung der zehnprozentigen Euro-Erhöhung auf die Unternehmensgewinne für breite Indizes kalkuliert. Da liegt der Dax mit einem Abschlag von über acht Prozent vorne.

Der Nikkei-Index mit den Standardwerten gab in Tokio um 0,6 Prozent auf 19.330 Punkte nach. Zeitweise lag er auf dem niedrigsten Niveau seit fast vier Monaten. Der breiter gefasste Topix fiel um 0,3 Prozent auf 1595 Zähler. In Seoul büßte der Kospi-Index sogar mehr als ein Prozent auf 2343 Punkte ein. Das südkoreanische Finanzministerium teilte mit, bei Bedarf die Märkte zu stabilisieren.

Der Wirbelsturm „Harvey“ hat die Wall Street am Montag vorsichtig gestimmt. Die Unwetter sorgten für eine gewisse Risikoscheu, sagte Anlagestratege Matt Lloyd vom Vermögensverwalter Advisors Asset Management. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte trat auf der Stelle und beendete den Handel mit 21.808 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 legte knapp 0,1 Prozent auf 2444 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,3 Prozent auf 6283 Stellen.

Börsianer in Europa dürften neben der Lage in Asien den GfK-Konsumklima-Index für Deutschland im Blick behalten. Mit den in dieser Woche laufenden Gesprächen über den EU-Austritt Großbritanniens könnte zudem das Thema Brexit wieder in den Vordergrund rücken.

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