Börse Frankfurt Dax sucht klare Richtung

Die Krisen in der Ukraine und Gaza machen Anleger misstrauisch. Doch es gibt auch ermutigende Nachrichten. Wie wird sich der Dax entscheiden? Vor dem Start in die neue Woche zeichnet sich eine Tendenz ab.

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Kräftemessen an der Börse: Bulle und Bär belauern sich. Quelle: dpa

Frankfurt Der Dax dürfte mit einem kleinen Plus in die neue Woche starten. Nach ersten Indikationen könnte der Index um knapp 20 Punkte zulegen. Die Furcht vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Russland und dem Westen wird die Anleger jedoch weiter in Atem halten.

Noch ist unklar, welche Auswirkungen die zuletzt verschärften Strafmaßnahmen gegen Russland auf die Weltwirtschaft haben werden. Der ungeklärte Absturz eines Passagierflugzeugs über der Ost-Ukraine schürt zudem Spekulationen, dass weitere Sanktionen folgen könnten. Großbritannien hat für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland plädiert. US-Außenminister Kerry sagte zudem, die USA hätten Informationen darüber, dass die Rebellen schwere Waffen und auch Luftabwehrsysteme von Russland bekommen hätten. Russland müsse daher auch die Verantwortung für den Zwischenfall übernehmen.

Die Nachricht über den mutmaßlichen Abschuss treffe den ohnehin schon angeschlagenen Markt mitten ins Mark, sagt Baader-Bank-Aktienstratege Robert Halver. "Es ist nicht auszuschließen, dass es in den nächsten Tagen zu einer gesunden Konsolidierung im Dax kommt." Frank Wieser vom Vermögensverwalter Packenius, Mademann und Partner hält einen Rückgang von 300 bis 500 Punkten für vorstellbar, sollten sich die Ukraine-Krise, aber auch der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern weiter verschärfen.

Andere Beobachter zeigten sich optimistischer. Die Auswirkungen der Ukraine-Krise und des Gaza-Konflikts auf die Börsen dürften begrenzt sein, es sei denn, es komme zu einem Handelskrieg, sagte George Pearkes, Analyst bei der Bespoke Investment Group in den USA. Ein solcher Handelskrieg zwischen den USA und Russland sei aber nicht wahrscheinlich. "Die Anleger werden sich daher auf die Bilanzen konzentrieren", sagte Pearkes mit Blick auf die Wall Street. "Es gibt keine Anzeichen, dass die Fed irgendetwas ändern wird, daher gibt es immer Käufer, die Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen", sagte Michael O'Rourke, Chef-Marktstratege von Jones Trading. Die Bilanz-Saison in den USA ist bisher positiv verlaufen.

In der abgelaufenen Woche hat der deutsche Leitindex 0,6 Prozent auf 9720 Zähler zugelegt. An der Wall Street ergab sich für den Dow-Jones-Index auf Wochensicht ein Plus von 0,9 Prozent auf 17.100 Punkte.

Die USA gehen davon aus, dass die am Donnerstagnachmittag über der Ost-Ukraine abgestürzte Maschine der Malaysia Airlines abgeschossen wurde. In dem Gebiet liefern sich ukrainische Regierungstruppen und pro-russische Separatisten Kämpfe. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Absturz des Flugzeugs verantwortlich.

Kurz vor dem mutmaßlichen Abschuss hatten die USA und die Europäische Union nochmals ihre Strafmaßnahmen gegen Russland verschärft. Die Regierung in Washington nahm eine Reihe russischer Unternehmen ins Visier, darunter die Gazprombank und den Energiekonzern Rosneft.


Thyssen, SAP, Espirito: Die wichtigsten News aus den Unternehmen

  • Der Chef der Stahlsparte von Thyssen-Krupp, Goss, kämpft weiter gegen den Preisdruck in der Branche. "Bei der Umsetzung des Sparprogramms dürfen wir nicht nachlassen", sagte er dem "Handelsblatt". Dies sei notwendig, denn: "Ein Großteil der Stahlhersteller schreibt Verluste, wir machen das nicht."
  • SAP hat die immer wieder aufflackernden Gerüchte über eine Übernahme der Software AG zurückgewiesen. Er sehe nicht, dass das TecDax-Unternehmen ins Portfolio passen würde, sagte SAP-Finanzchef Mucic der Zeitung "Euro am Sonntag".
  • Der britische Bezahlsender BSkyB könnte laut "Sunday Times" in den nächsten zwei Wochen eine Vereinbarung über eine Übernahme der Bezahlsender Sky Deutschland und Sky Italia von Murdoch treffen. Der Coup stehe offenbar kurz bevor, berichtete auch die "FAZ".

  • Nementschek plant weitere Übernahmen. "Wir prüfen derzeit besonders Zukäufe in Nordamerika, Europa bietet aktuell weniger Möglichkeiten", sagte Firmenchef Heider der "WamS". Die Finanzschwierigkeiten der portugiesischen Bankiersfamilie Espirito Santo ziehen immer weitere Kreise. Die in Luxemburg ansässige Holding Espirito Santo International (ESI) beantragte in Luxemburg Gläubigerschutz. Indirekt hält ESI 20,1 Prozent an der Espirito Santo.
  • Roche schließt große Zukäufe aus. "Wir halten an unserer bisherigen Strategie fest", sagte Roche-Chef Schwan der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Dazu gehörten gezielte kleinere Übernahmen und Partnerschaften, wie sie der Konzern bereits in den letzten Monaten verfolgt habe.
  • Opel erwägt die Einführung eines neuen Billig-Modells, um in diesem Segment Marktanteile etwa gegen Dacia zurückzugewinnen. Das sagte Vorstandschef Neumann der "Financial Times".
  • ZF Friedrichshafen will sich durch die geplante Übernahme von TRW Automotive Zugang zu neuer Technologie sichern. TRW wäre eine "ideale Ergänzung", sagte Finanzchef Sauer der "BöZ". Zum Zeitplan für die angestrebte Übernahme und zur Finanzierung des Deals schwieg sich Sauer aus.
  • Bundesfinanzminister Schäuble rechnet offenbar mit keinen größeren Überraschungen beim europaweiten Test der Banken. "Die Prüfung der Vermögenswerte und der Stresstest sind noch nicht abgeschlossen. Aber die Banken haben eine Menge zusätzliches Kapital erhoben", sagte Schäuble dem "Handelsblatt". "Deshalb ist der Finanzsektor viel weniger risikobehaftet als vorher."

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