Mario Draghi hat die Katze aus dem Sack gelassen. Doch nachhaltigen Eindruck hat der EZB-Präsident am deutschen Aktienmarkt zunächst nicht hinterlassen. Nach der überraschenden Zinssenkung stieg der Dax zwar zwischenzeitlich auf ein neues Rekordhoch von 9193,98 Punkten.
Doch zum Ende des gestrigen Börsentages stand er wieder auf 9.040,87 Zählern. Auf diesem Niveau pendelte der Index bereits vor der Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkt auf 0,25 Prozent. Und hier hält sich der Dax auch heute vor Beginn des Präsenzhandels auf.
Nach der Zinssenkung wächst in Deutschland die Kritik: Politiker von Union und SPD warnten vor spekulativen Blasen in Folge der umstrittenen Geldpolitik. Die Zinsentscheidung sei zwar vor dem Hintergrund einer niedrigen Inflation zu sehen, sagte der für Finanzpolitik zuständige stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Meister, der "Berliner Zeitung".
Allerdings sei schon jetzt zu viel Liquidität in den Kapitalmärkten. "Die Gefahr von Vermögenspreisblasen existiert und wird durch diese Entscheidung nicht geringer", erklärte der CDU-Politiker. Der SPD-Haushaltspolitiker Carsten Schneider sagte: "In Deutschland steigt das Risiko von kreditgetriebenen Vermögenspreisblasen bei Immobilien oder Aktien weiter", warnte Schneider.
Die Ursache für den schnellen Dax-Rückgang ist in den USA zu suchen. Das fulminante Börsendebüt des Kurznachrichtendienstes Twitter half den Kursen an der Wall Street am Donnerstag nicht. Die wichtigen Indizes gingen mit deutlichen Abschlägen aus dem Handel. Die Anleger ließen sich von enttäuschenden Quartalsberichten die Stimmung verderben. Der Dow Jones verlor ein Prozent und schloss mit 15.593 Punkten.
In Deutschland erfahren Anleger heute September-Handelsbilanzsaldo. Zudem kommt eine Reihe von Daten aus den USA. An erster Stelle steht der Arbeitsmarktbericht. Aus Unternehmenssicht stehen Zahlen von Allianz, IAG, Puma, Rheinmetall und Telefónica an.
Quartalsberichte bewegen die Anleger
Der weltweit drittgrößte Sportartikelhersteller Puma wird nach Einschätzung von Analysten eine eher maue Bilanz vorlegen. Das vom französischen Luxusgüterkonzern Kering kontrollierte Unternehmen kämpft bereits seit geraumer Zeit gegen sinkende Erträge an und will mit Kostensenkungen, neuen Produkten und neuem Führungspersonal die Wende schaffen.
Jedoch ging auch im zweiten Quartal der Umsatz deutlich zurück. Der Gewinn brach sogar um ein gutes Drittel ein. Für das Gesamtjahr rechnete der Konzern zuletzt mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich.