Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag zu dem von den Anlegern erhofften Befreiungsschlag angesetzt. Positive Signale kamen von der Konjunkturseite mit überraschend guten Stimmungsdaten aus der Industrie und der Dienstleistungsbranche der Eurozone. Der Dax erklomm am Vormittag ein Jahreshoch bei 10.820 Punkten. Zuletzt notierte der Leitindex 0,98 Prozent im Plus bei 10.815,52Punkten.
Im August hatte der Dax kurz die Marke von 10.800 Punkten überwunden; seitdem kam der Index trotz einigem Auf und Ab kaum vom Fleck. Sollte der Dax die Marke von 10.800 Zählern nun deutlicher hinter sich lassen, würde die Börsenampel auf Grün springen und es könnte weiter aufwärts gehen, erklärte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin „Index-Radar“.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax gewann zum Wochenstart 0,82 Prozent auf 21.516,96 Punkte, und für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 0,32 Prozent auf 1788,31 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog um 0,87 Prozent an.
Erleichterung über das Ende des monatelangen Tauziehens bei der Regierungsbildung in Spanien hat Bankinvestoren in ganz Europa zuversichtlicher gestimmt. Der europäische Branchenindex stieg am Montag um 1,6 Prozent auf 152,60 Zähler und markierte damit den höchsten Stand seit Anfang Juni. Spanische Institute wie Banco Popular, Caixabank und BBVA gehörten mit einem Plus von bis zu 3,7 Prozent zu den größten Gewinnern. Deutsche Bank kletterten um 2,7 Prozent auf den höchsten Stand seit sechs Wochen. Stark gefragt waren auch Credit Suisse und Societe Generale, die jeweils rund 2,5 Prozent zulegten.
Keine Sonderbehandlung für Deutsche Bank
Rückenwind erhält die Aktie der Deutschen Bank gleich von mehreren Seiten. Zum einen wurden Vorwürfe gegen die Bank ausgeräumt. Die Deutsche Bank hat laut den Bankenwächtern der Europäischen Zentralbank (EZB) beim jüngsten branchenweiten Stresstest keine Sonderbehandlung erhalten. Das Geldhaus sei nicht anders behandelt worden als die anderen, sagte die oberste Bankenaufseherin der EZB, Daniele Nouy, am Montag auf einer Veranstaltung in Mailand. "Wir haben die bestehenden Regeln in vollem Umfang angewendet." Die "Financial Times" hatte diesen Monat berichtet, mit dem Institut sei beim jüngsten Stresstest besonders umgegangen worden.
"Meine Leute sind paranoid, was Regeln betrifft, und auch ich bin dies. Man kann nur streng sein, wenn man fair ist", sagte Nouy. Die Deutsche Bank steckt momentan mitten in einer umfangreichen Sanierung. Aktuell versucht das Institut, eine Forderung des US-Justizministeriums über umgerechnet 12,5 Milliarden Euro wegen des Verkaufs fauler Hypothekenpapiere herunterzuhandeln.
Zum anderen hat sich das Umfeld für Banken in Europa aufgehellt. Spaniens Sozialisten beschlossen am Wochenende, sich bei der Wiederwahl des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy zu enthalten. Damit wird die seit zehn Monaten andauernde politische Blockade des Landes beendet. "Anleger sind erleichtert über die nun anstehende Regierungsbildung", sagte Marktstratege Heino Ruland von Ruland Research. "Dadurch wird das Ausfallrisiko für spanische Banken deutlich reduziert." Auch ein Aktienhändler sagte, die Kursgewinne der europäischen Banken seien auf die Einigung in Spanien zurückzuführen.
In Italien, wo die Banken besonders angeschlagen sind, weil sie unter einem riesigen Berg fauler Kredite ächzen, gewannen vor allem die Aktien der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena. Sie stiegen um 11,5 Prozent auf 30 Cent, das war der höchste Stand seit Anfang August. Auch die Aktie der Commerzbank profitierte von der guten Stimmung gegenüber Bankaktien.
Aixtron und Solarworld mit Kurseinbruch
Auf der Unternehmensseite erhielt die Hoffnung vieler Aixtron-Aktionäre auf eine Übernahme durch einen chinesischen Investor einen Dämpfer: Das Bundeswirtschaftsministerium widerrief nach Unternehmensangaben eine Unbedenklichkeitsbescheinigung und kündigte eine Wiederaufnahme des Prüfverfahrens an. Eigentlich schien der Deal bereits in trockenen Tüchern. Der Kurs des Anlagenbauers für die Halbleiterindustrie knickte um mehr als sieben Prozent ein.
Schockiert reagierten auch die Aktionäre von Solarworld. Der angeschlagene Konzern kassierte unter anderem wegen einer rückläufigen Nachfrage in China seine Jahresziele. Die Aktien sackten um 14,5 Prozent ab.
Beim Labor- und Pharmazulieferer Sartorius machten einige Anteilseigner nach der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftszahlen erst einmal Kasse. Ein Händler sprach von durchwachsenen Resultaten. Die Papiere, die im bisherigen Jahresverlauf zu den gefragtesten TecDax-Werten zählen, fielen um 1,31 Prozent.
Ansonsten lieferten Analystenkommentare Impulse: Die Papiere des Flughafenbetreibers Fraport profitierten mit einem Plus von 5,31 Prozent von einer Kaufempfehlung der US-Investmentbank Merrill Lynch.
Zu den Anteilsscheinen des IT-Dienstleisters Cancom äußerten sich die Experten der Baader Bank positiv. Der Kurs stieg ebenfalls um mehr als fünf Prozent.