Börse Frankfurt Märkte im Zeichen der Weltpolitik

Die Märkte dürften heute ganz im Zeichen der Weltpolitik stehen. Der US-Angriff auf Syrien und die Gespräche zwischen US-Präsident Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping zeigen die globalen Unsicherheiten.

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Nach einem Start im Minus entwickelt sich der Leitindex zunächst positiv, rutschte dann aber zurück unter die 11.600 Punkte-Marke. Quelle: dpa

Frankfurt An den Märkten dürfte sich heute eine Flucht in als sicher geltende Anlageklassen abzeichnen. Bereits in der Nacht hatte der Goldpreis ein Fünf-Monats-Hoch erreicht. Auch der Ölpreis kletterte auf ein Vier-Wochen-Hoch. Hintergrund ist das militärische Eingreifen der USA in den syrischen Bürgerkrieg. In Japan gab der Nikkei-Index 0,1 Prozent auf 18.577 Punkte nach. Zeitweise lag er auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Dezember.

Die USA hatten in der Nacht einen Flughafen der syrischen Armee angegriffen. Mehr als 50 Geschosse seien von Kriegsschiffen im österlichen Mittelmeer abgefeuert worden, heißt es. Der Angriff sei wohl bereits abgeschlossen. Im Visier seien Flugzeuge, Start- und Landebahnen sowie Treibstofflager gewesen. Bei dem Angriffsziel handele es sich um jenen Militärflugplatz, von dem aus am vergangenen Dienstag nach US-Lesart ein Giftgasanschlag der Assad-Regierung verübt worden sei.

Gespannt dürften Anleger heute auf den US-Bundesstaat Florida blicken, wo sich das Ferienanwesen von US-Präsident Donald Trump befindet. Er und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping setzen am Freitag ihre Beratungen in Florida fort. Im Mittelpunkt stehen neben Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm auch die Handelsstreitigkeiten der beiden größten Wirtschaftsmächte. Die USA werfen China vor, mit unlauteren Mitteln einen unberechtigten Überschuss im bilateralen Handel zu erzielen.

Auch Griechenland dürfte die Märkte erneut beschäftigen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Freitag (14.30 Uhr) zu einem zweitägigen Besuch in Athen erwartet. Nach Paris und Straßburg ist es die dritte Auslandsreise in seiner Amtszeit. Sie gilt als Zeichen der Unterstützung und Wertschätzung für Griechenland, das durch die Schuldenkrise und den Flüchtlingszuzug besonders hohe Belastungen zu schultern hat. Steinmeier trifft zunächst mit Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos und Ministerpräsident Alexis Tsipras zusammen.

Die Auszahlung weiterer Hilfen an das überschuldete Griechenland beschäftigt am Freitag auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seine Kollegen bei einem Treffen der Eurogruppe in Malta. Gesucht wird ein politischer Kompromiss bei zusätzlichen Sparmaßnahmen, die die internationalen Kreditgeber von Athen fordern. Seit Wochen hoffen beide Seiten auf einen Durchbruch, damit das Geld im Sommer fließen kann.

Auf Unternehmensseite dürfte der Industriekonzern Thyssenkrupp im Fokus der Anleger stehen. Er Will Betriebsräten am Freitag erste Einblicke in den geplanten Umbau der Stahlsparte geben. Zunächst sollen nur die Arbeitnehmervertreter bei dem am Nachmittag geplanten Treffen des Wirtschaftsausschusses informiert werden.

Kursgewinne der Wall Street hatten den Dax am gestrigen Donnerstag trotz der politischen Unsicherheiten ins Plus gehievt. Er schloss 0,1 Prozent höher bei 12.230,89 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann sogar 0,6 Prozent auf 3492,51 Zähler. Der Dow-Jones-Index der US-Standardwerte hatte 0,1 Prozent höher geschlossen bei 20.662 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 rückte um 0,2 Prozent auf 2357 Zähler vor. Der Index der Technologiebörse Nasdaq erhöhte sich um 0,2 Prozent auf 5878 Stellen.

Kalt erwischt wurden Investoren am Donnerstag von Überlegungen der US-Notenbank, Geld aus fällig werdenden Wertpapieren aus ihrem Depot nicht mehr zu reinvestieren. Dies ging aus den am Mittwochabend veröffentlichten Protokollen der jüngsten Notenbank-Sitzung hervor. „Eine solche Maßnahme käme einer Zinserhöhung gleich“, betonte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Die Fed hatte nach der Finanzkrise Wertpapiere im Volumen von mehreren Billionen Dollar aufgekauft, um eine Wirtschaftsdepression abzuwenden. Die Aktienrally der vergangenen Jahre geht zum Großteil auf diese Geldspritzen zurück. Auf die Devisenkurse hatten die Fed-Protokolle nur geringe Auswirkungen. Der Euro bröckelte auf 1,0647 Dollar ab.

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