Börse Frankfurt Noch kein neuer Schwung für den Dax

Der Leitindex ist gut durch die Woche gekommen und konnte den Mittwoch im Plus beenden. Trotzdem bleiben die Anleger in Sorge, vorbörslich gibt der Dax nach. Börsianer blicken heute nach Stuttgart – und auf die Banken.

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Die Anleger hoffen, dass der Dax den Schwung vom Wochenstart auch am Donnerstag mitnehmen kann. Quelle: ap

Frankfurt Die Konjunktursorgen scheinen am deutschen Aktienmarkt vorerst in den Hintergrund zu rücken: Am Mittwoch hat der Dax wieder die Marke von 8.900 überwunden und schloss am Abend mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 8.940 Zählern deutlich darüber. Auch die 9.000 Punkte scheinen allmählich wieder in Schlagweite.

Vor offiziellem Handelsstart am Donnerstag allerdings sieht es noch nicht ganz so rosig aus. Wie der Broker IG Markets meldet, notiert der Leitindex vorbörslich wieder unter den 8.900 Punkten, genauer: bei 8.877 Zählern gegen 7.30 Uhr.

Wegen anhaltender Sorgen um die Weltwirtschaft in den vergangenen Wochen folgte der Dax einem Zickzack-Kurs und war zwischenzeitlich bis auf 8.355 Punkte abgerutscht. Am Dienstag hatte der Dax in der Kernhandelszeit aber wieder knapp zwei Prozent gewonnen. Für den MDax der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen ging es am Mittwoch um 1,0 Prozent auf 15.583 Punkte hoch. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,6 Prozent auf 1208 Punkte. 

Wenige Tage vor der Veröffentlichung des EZB-Bankenstresstests nimmt allerdings die Nervosität der Anleger zu. Viele hielten sich am Mittwoch zurück, sagten Händler. Für Unruhe sorgte ein Bericht der spanischen Nachrichtenagentur EFE, wonach mindestens elf Banken aus sechs Euro-Ländern den seit Monaten laufenden Fitnesscheck der Aufseher nicht bestanden haben.

Indessen hat die zweitgrößte Schweizer Bank Credit Suisse im dritten Quartal einen Gewinnsprung vermeldet. Grund: das florierende Investmentbanking. Das Nettoergebnis hatte sich auf 1025 (Vorjahr: 454) Millionen Franken mehr als verdoppeln und übertraf damit die Analystenschätzung von 810 Millionen Franken. Bankaktien dürften auch am Donnerstag weiter im Fokus stehen.

Die Lufthansa forciert unterdessen ihren Sparkurs und lagert ihre gesamte IT-Infrastruktur an den amerikanischen IBM-Konzern aus. Die Fluggesellschaft verspricht sich davon bei den IT-Aufwendungen jährliche Einsparungen von 70 Millionen Euro. Der Outsourcing-Schritt solle einmalig in diesem Jahr etwa 240 Millionen Euro vor Steuern kosten, teilte die Lufthansa am Mittwoch mit. An den endgültigen Vertragskonditionen werde zwar noch gefeilt.

Die Pläne verhalfen der Lufthansa-Aktie am Mittwoch zu einem Kursplus. Die Anteilsscheine gewannen zeitweise 1,2 Prozent auf 12,20 Euro. Es sei positiv, dass Lufthansa jährlich 70 Millionen Euro einsparen könne, kommentierten die Analysten von Equinet. Einmalkosten von 240 Millionen Euro seien akzeptabel.

Daneben blicken Anleger am Donnerstag gebannt nach Stuttgart: Dort wird der Autobauer Daimler seinen Zwischenbericht über das dritte Quartal vorlegen. Die Aktien des Herstellers von Marken wie Mercedes-Benz und Smart erlebten am 10. Oktober mit einem Kurs 56,01 Euro einen Tiefstand – konnten sich aber etwa durch den Verkauf der Beteiligungen am amerikanischen Elektroauto-Produzenten Tesla wieder erholen.


US-Börsen angeschlagen

Indessen zeigten sich die US-Börsen abgeschlagen, nachdem ein Unbekannter am Mittwoch auf einen Soldaten im Zentrum Ottawas, der Hauptstadt Kanadas, geschossen und den Mann getötet hatte. Das Unglück raubte den Anlegern in New York endgültig die Kauflust.

Schon zuvor war nach den kräftigen Kursgewinnen der vergangene Tage wieder Vorsicht auf dem Parkett eingekehrt. Neue Quartalszahlen offenbarten Börsianern zufolge Licht und Schatten. Yahoo und Broadcomm waren nach den Zwischenberichten gefragt, Boeing und Biogen verloren dagegen in der Gunst der Investoren.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 16.653 und einem Tief von 16.459 Punkten. Er ging mit einem Minus von 0,9 Prozent auf 16.461 Stellen aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,7 Prozent auf 1927 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,8 Prozent auf 4382 Punkte nach.

Fallende Kurse an der Wall Street und der Rückgang des Ölpreises haben schließlich auch die japanische Aktienbörse nach unten gezogen. Der Nikkei-Index verzeichnete am Donnerstagmittag ein Minus von 0,2 Prozent auf 15.169 Punkte. Der breiter aufgestellte Topix fiel um 0,7 Prozent auf 1927 Zähler. Der Preis für US-Rohöl war am Mittwoch fast auf sein Zweijahrestief gefallen. Dies schürte die Furcht vor einer schwächeren Weltkonjunktur.

Auch die Aktien japanischer Handelsfirmen gerieten wegen der Turbulenzen am Ölmarkt unter Druck: So verbilligten sich Papiere von Mitsui um 1,2 Prozent. Bei Marubeni betrug das Minus dagegen nur 0,3 Prozent. Aktien des Autozulieferers Takata gaben 5,6 Prozent ab. Der Skandal um defekte Airbags, die Fahrzeuginsassen verletzen können, weitet sich in den USA immer weiter aus.

Während der Export unter Druck ist, freuen sich allerdings die Einkäufer: Die Anzeichen mehren sich, dass sich die japanische Wirtschaft von einer Mehrwertsteuererhöhung im Frühjahr erholt. Der am Donnerstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex von Markit und JMMA für die Industrie stieg im Oktober auf 52,8 Punkte und damit so hoch wie seit sieben Monaten nicht mehr.

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