Börse im Übernahmefieber Gewinnen mit der Jagd auf Übernahmekandidaten

Seite 4/7

Fantasie und viel Musik

Die größten Profiteure von Fusionen
Platz 10: Leonardo & Co. (1,9 Milliarden US-Dollar)500 Meter vom Mailänder Scala-Theater liegt das Büro der Leonardo-Bank. In Mailand wurde das Kreditinstitut 1999 gegründet, heute ist sie in Deutschland die zehntgrößte Bank bei Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) – zumindest gilt das für das erste Quartal 2012. Für diese Zeit ermittelte Thomson Reuters die führenden Geldhäuser bei Transaktionen. Dabei geht der Medienkonzern nach der Höhe des Transaktionsvolumens, das die Banken verschoben. Bei der Leonardo-Bank waren es im ersten Jahresviertel etwa 1,9 Milliarden US-Dollar in Deutschland. Im Vorjahreszeitraum landete die italienische Bank noch auf Platz 43 der Rangliste. Quelle: AP
Platz 9: Goldman Sachs (2,1 Milliarden US-Dollar)Das New Yorker Bankhaus Goldman Sachs landete mit seinen 2,1 Milliarden US-Dollar an betreutem Transaktionsvolumen auf Platz 9. Damit rutschte die Bank im Ranking zwei Plätze nach unten. Gemessen an den Aktienemissionen belegt Goldman Sachs laut Thomson Reuters in Deutschland jedoch Platz 1. Im ersten Quartal gab das Geldinstitut Aktienpakete im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar heraus. Quelle: REUTERS
Platz 8: Macquarie (3,5 Milliarden US-Dollar)Auch die Australier legten beim M&A-Ranking kräftig zu. Belegte die Investmentbank Macquarie im Vorjahreszeitraum noch Platz 43, hat sie sich im ersten Quartal auf Platz 8 vorgekämpft – mit einem Transaktionsvolumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 7: Lazard (3,5 Milliarden US-Dollar)Bruce Wasserstein, Vorstandsvorsitzender der New Yorker Investmentbank Lazard, hat wenig Grund, sich zu freuen. Sein Bankhaus belegte im Vorjahreszeitraum noch Platz 5. Mit einem Transaktionsvolumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 6: Citi (3,5 Milliarden US-Dollar)Die Citi Group hat sich vom elften auf den sechsten vorgekämpft. Sie begleitete im ersten Quartal 2012 Fusionen und Übernahmen im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar. Außerdem gab sie 217 Millionen Dollar an Aktien, sowie 5,5 Milliarden an Anleihen heraus. Quelle: dapd
Platz 5: Nordea (3,5 Milliarden US-Dollar)Das Kreditinstitut von Christian Clausen (Foto), Vorstandsvorsitzender der schwedischen Nordea-Bank, feiert Premiere in der Thomson-Reuters-Studie – und das gleich auf Platz 5. Die skandinavische Bank begleitete, wie die Häuser auf den drei vorherigen Plätzen auch, Übernahmen und Fusionen im Wert von 3,5 Milliarden Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 4: JP Morgan Chase & Co. (4,3 Milliarden US-Dollar)4,3 Milliarden Dollar an Transaktionen betreute das New Yorker Bankhaus JP Morgan Chase im ersten Quartal. Damit kann sie aber nicht an ihre Form des ersten Quartals des Vorjahres anknüpfen. belegte sie damals noch den zweiten Platz, reicht es diesmal nur für Platz 4. Allerdings glänzt sie bei den Investment-Banking-Gebühren. Mit 57 Millionen Dollar nahm sie laut Thomson Reuters so viel wie keine andere Bank in Deutschland ein – und stieß damit die Deutsche Bank vom Thron. Quelle: AP

Fantasie ist auch in der Aktie des Bahntechnikers Vossloh. Nachdem die Familie nur noch etwas weniger als zehn Prozent hält, ist unklar, was mit dem Unternehmen passiert. Heinz Hermann Thiele, Inhaber des Autozulieferers Knorr Bremse, hat zwar dementiert, dass er sein 25-Prozent-Paket an Vossloh aufstocken oder gar Knorr-Bremse mit Vossloh verschmelzen und Vossloh von der Börse nehmen wolle. Besäße Thiele mehr als 30 Prozent der Vossloh-Aktien, müsste er den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Es gebe aber keinen solchen Plan „auf absehbare Zeit“, sagte Thiele im Dezember der WirtschaftsWoche.

Als Optionen bleiben ihm aber eine Verschmelzung mit anderen Unternehmen oder der Verkauf von Teilen. Laut Finanzdienst Bloomberg plant Vossloh, seine Transportsparte an China Railway abzustoßen. Analysten sehen das als Chance für die Chinesen, in Europa Fuß zu fassen.

Noch nicht gefruchtet hat die Spekulation, dass die SMS Gruppe als Großaktionär bei der Technologieholding Elexis aufstocken könnte. Auch deshalb hat sich der Elexis-Kurs 2013 kaum nach oben bewegt, nachdem er sich seit 2009 binnen knapp vier Jahren vervierfacht hatte. Eine Investition in die Aktie sollte sich aber auf längere Sicht lohnen. Denn neben der Übernahmespekulation überzeugt Elexis mit einer hohen Eigenkapitalquote von 59 Prozent, soliden Cash-Flows und guten Gewinnen.

Viel Musik ist in der Aktie des ostdeutschen Fahrradherstellers Mifa. Im Juli kündigte der eine strategische Partnerschaft mit dem größten indischen Fahrradhersteller Hero Cycles an. Es sei vorgesehen, dass Hero eine Minderheitsbeteiligung an Mifa kauft. Details soll es geben, sobald „diesbezügliche Verhandlungen fortgeschritten sind“. Seither ist Funkstille, das Unternehmen sagt, man verhandle noch. In einer (von Mifa bezahlten) Studie schreibt Montega Research, dass sie, wenn es zu einer Kooperation und Minderheitsbeteiligung komme, „eine spätere Übernahme von Mifa nicht für unwahrscheinlich erachten“. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer kontrolliert rund 28 Prozent der Mifa. Interessiert könnte auch die Cycleurope sein, einer der größten europäischen Fahrradkonzerne, mit dem Mifa bei der Entwicklung und Produktion hochwertiger Fahrräder und E-Bikes kooperieren will. Investoren haben das Schicksal des Wettbewerbers Derby Cycle vor Augen, der nach einem gescheiterten Übernahmeversuch durch die niederländische Accell Group 2012 von der niederländischen Pon Holdings übernommen wurde.

Die wichtigsten Fragen zum Börsenjahr 2013

Kollenda sieht Kandidaten derzeit vor allem im High-Tech-Bereich. Nanofocus entwickelt optische 3-D-Oberflächen-Messtechnik und will in die Produktionsüberwachung einsteigen. Interessant wäre das vor allem für die Automobilbranche. Die muss bei neuen Motoren den Spritverbrauch senken; dazu ist es notwendig, die Reibung innerhalb des Motors zu verringern.

Nanofocus hat Überwachungssysteme entwickelt, die Motorblöcke aus der laufenden Produktion zerstörungsfrei vermessen können. Früher musste man den Block zersägen, um genaue Stichproben zu nehmen. „Ein Unternehmen wie VW oder BMW könnte versuchen, sich diese Technologie exklusiv zu sichern und Nanofocus zu kaufen, um die Belieferung von Mitbewerbern zu verhindern“, hofft Kollenda.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%