Börse im Übernahmefieber Gewinnen mit der Jagd auf Übernahmekandidaten

Der Dax tastet sich an die 10.000-Punkte-Marke heran, die Luft an der Börse wird dünner. Warum Anleger jetzt die Aktien von Unternehmen kaufen sollten, die im Visier von Firmenjägern stehen, in welchen Branchen das Übernahmefieber steigt.

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Quelle: Marcel Stahn

Von Stefan Hajek, Matthias Hohensee, Hauke Reimer, Christof Schürmann, Cornelius Welp und Sebastian Kirsch

Fressen oder gefressen werden? Kaum einem europäischen Unternehmenslenker stellt sich diese Frage so massiv wie Vodafone-Chef Vittorio Colao. Im September hatte er angekündigt, seine 45 Prozent am US-Mobilfunker Verizon Wireless für 130 Milliarden Dollar an den Partner Verizon zu verkaufen. Vor einem Monat genehmigten die Kartellbehörden den Deal. Nun steht Colao unter Zugzwang, er muss fressen, die Milliarden wie geplant für Zukäufe im Kernmarkt Europa einsetzen. Denn mit seiner prall gefüllten Kasse könnte Vodafone sonst selbst gefressen werden. US-Gigant AT&T soll ein Auge auf die Briten geworfen haben. Ein Zusammenschluss würde einen Giganten mit knapp 380 Milliarden Dollar Marktwert schaffen. Seit Ende August hat die Vodafone-Aktie fast 30 Prozent zugelegt, fast doppelt so viel wie der Index Eurostoxx 50.

Die größten Deals der Unternehmensgeschichte
Platz 1072,0 Mrd. Dollar zahlte der Kabelkonzern Comcast für AT&T Broadband (2001). Quelle: dapd
Platz 972,6 Mrd Dollar zahlte der Versicherer Travelers Group für Citicorp (1998). Quelle: REUTERS
Platz 872,7 Mrd Dollar zahlte der Mobilfunkkonzern AT&T für BellSouth (2006). Quelle: AP
Platz 774,6 Mrd Dollar zahlte der Ölmulti Royal Dutch Petroleum für Shell Transport & Trading (2004). Quelle: dapd
Platz 676,0 Mrd Dollar zahlte der Pharmakonzern Glaxo Wellcome für SmithKline Beecham (2000). Quelle: AP
Platz 5 78,9 Mrd Dollar zahlte der Ölkonzern Exxon für Mobil (1998). Quelle: AP
Platz 489,2 Mrd Dollar zahlte der Pharmamulti Pfizer für Warner-Lambert (1999). Quelle: AP

Noch aber ist der Markt nicht heiß gelaufen. Übernahmen deutscher Unternehmen im Gesamtwert von 82 Milliarden Euro hat der Dienstleister Dealogic in seiner Datenbank, 37 Prozent mehr als 2012, aber deutlich weniger als die 137 Milliarden aus dem Rekordjahr 2007. Für Anleger ein gutes Zeichen: Der Markt für Fusionen und Übernahmen signalisiert noch nicht, dass die Börse übertreibt. „Nach einem Plus von 25 Prozent im Dax 2013 suchen Anleger Sondersituationen. Im reifen Haussezyklus tritt das Thema Übernahmen so in den Vordergrund“, beobachtet Michael Kollenda, Vorstand von Salutaris Capital Management in München.

Übernahmefantasie und bereits laufende Aufkäufe stützen die Kurse begehrter Unternehmen. Selbst wenn die Börse einbricht, verliert ein Aufkäufer nicht schlagartig das Interesse an seinem Zielobjekt. Er wird eher weiter Stücke einsammeln. Gerade bei heiß laufenden Börsen bieten Übernahmeaktien deshalb Kurschancen und Sicherheit. Was spricht dafür, dass es 2014 mehr Übernahmen geben wird?

  • Historisch niedrige Zinsen ermöglichen günstige Finanzierungen.
  • Unternehmen sind noch nicht zu teuer. „Die Bewertungen sind im Durchschnitt noch attraktiv“, urteilt Alexander Roos, Leiter des Geschäfts mit Übernahmen bei Boston Consulting. Unternehmen suchten bei Übernahmezielen Wachstum und Innovationen. „Allerdings sind viele aus Angst vor volkswirtschaftlichen Schocks immer noch zurückhaltend“, sagt Roos.

Die größten Übernahmen und Aktienpaket-Verkäufe 2013

  • Doch diese Ängste lassen offenbar nach. „Das Umfeld hat sich stabilisiert, die Unternehmen haben viel Bargeld und stehen unter Druck, für Wachstum zu sorgen“, sagt Alexander Doll, Co-Deutschland-Chef von Barclays. In stagnierenden Branchen, etwa der Telekomindustrie, könnten Firmen nur noch durch Übernahmen wachsen.
  • „Viele der potenziellen Übernahmeziele haben sich schlankgespart und lupenreine Bilanzen, was sie noch attraktiver macht“, sagt Tim Schmiel, auf Übernahmen spezialisierter Manager von VM Vermögen in Düsseldorf. Potenzielle Ziele könnten dank hoher Cash-Flows Zinsen für Kredite aus Übernahmefinanzierungen selbst tragen.
  • Auch der Kursaufschwung dürfte helfen. „Börsennotierte Unternehmen können den Weg der Kapitalerhöhung nutzen oder ihre Aktien als Währung einsetzen“, sagt Jens Maurer, Leiter des deutschen Übernahmegeschäfts bei Morgan Stanley.

Die wohl heißesten Gerüchte

Übernahmekandidaten für Anlegerwetten
  • Ein Treiber sind aktivistische Investoren. Fonds wie Cevian und Finanzhaie wie Carl Icahn kaufen sich bei Unternehmen ein und drängen das Management zu Verkäufen von Teilen oder Zukäufen. „Sie haben mehr Geld eingesammelt als je zuvor und sind bereit, sogar die weltgrößten Unternehmen anzugreifen“, sagt Wolfgang Fink, Chef des deutschen Investmentbankings bei Goldman Sachs.

Andere Aktivisten wie der Hedgefonds Elliott steigen in laufende Übernahmen ein. Als der US-Konzern McKesson den Pharmahändler Celesio schlucken wollte, kaufte Elliott 25 Prozent der Celesio-Aktien und hätte den Deal blockieren können. Am Mittwoch vergangener Woche sickerte durch, McKesson und Elliott würden sich einigen, Celesio stiegen um gut acht Prozent. Letztlich konnte Elliott einen um 50 Cent erhöhten Preis erzwingen. Wer sich bei den Übernahmen von Kabel Deutschland, Demag oder Techem in Elliotts Kielwasser hängte, verdiente in den vergangenen Jahren gut. Ohne Risiko sind aber auch solche Spekulationen nicht: Am Dienstag wurde  bekannt, dass die Übernahme durch McKesson an der mangelnden Zustimmung der Aktionäre vorerst scheitert – obwohl Elliott seine Aktien zu 23,50 Euro andienen wollte. Die Celesio-Aktie verlor daraufhin zunächst 8,5 Prozent. Allem Anschein nach hatte sich Elliott verrechnet.

  • Noch mehr Feuerkraft haben Finanzinvestoren. In Private-Equity-Fonds schlummern weltweit 384 Milliarden Dollar, die investiert werden wollen. Der Druck auf die Fondsmanager, das Geld in Unternehmen zu stecken, steigt mit jeder Kursrally. 2013 verkauften sie vor allem Unternehmen, die sie in den Jahren vor der Finanzkrise erworben hatten. „Aber der Druck wächst, auch mehr Neugeschäft zu machen“, sagt Barclays-Banker Doll. Bei nicht börsennotierten Unternehmen kommen die Heuschrecken laut einer Studie des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY) immer seltener zum Zug, die Bereitschaft der Mittelständler, „für ihre Entwicklung mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten, ist eher gering“, sagt EY-Partner Wolfgang Taudte. Fonds, die in Deutschland einsteigen wollen, könnten vermehrt börsennotierte Unternehmen mit breit gestreutem Aktienkapital ins Visier nehmen.

Die wohl heißesten Gerüchte drehen sich um Telekomunternehmen. „Das Potenzial für Übernahmen und Fusionen in dem Sektor ist in Europa groß“, sagt Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei J. Safra Sarasin in Basel. Die Börsen sehen das genauso. Selbst in der üblicherweise ruhigen Zeit um den Jahreswechsel lösten Berichte über Finanzierungspläne des japanischen Mobilfunkers Softbank für den Kauf der Telekom-Tochter T-Mobile US starke Kursbewegungen aus. T-Mobile-US-Aktien legten in 14 Tagen um gut ein Fünftel zu; Titel der Mutter Deutsche Telekom (Anteil rund 70 Prozent) stiegen auf ein Sechs-Jahres-Hoch.

Telekomunternehmen im Visier

Schon seit dem Sommer ist der Kurs des Bonner Konzerns wachgeküsst: Weil sich seither eine Konsolidierungswelle in der Branche ankündigt, gewannen T-Aktien rund 40 Prozent. Berichte über Interessenten für T-Mobile US brachten Mitte Dezember noch mal Schwung in den Kurs. Als Interessent wird neben Softbank der Satelliten-TV-Anbieter Dish gehandelt.

Sollte die Telekom ihr US-Abenteuer beenden, stünden ihr endlich die Mittel für einen großen Wurf in Europa zu Verfügung. Das Objekt der Begierde könnte die französische Orange (Ex-France-Télécom) sein. Das große Konsolidierungsspiel kann nur gewinnen, wer in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland signifikante Marktanteile hält oder erwirbt. Lukrativ, nicht wegen ihrer Größe, aber wegen kaufkräftiger Kundschaft, sind zudem die skandinavischen Märkte und Anbieter, die teils in Osteuropa, teils in Asien gut unterwegs sind.

Ein großes Stück vom Kuchen versucht sich Telefónica zu sichern. Bisher sind die Spanier Minderheitsaktionär der Holding Telco, die zwar nur 22,45 Prozent der Anteile an Telecom Italia hält, damit aber den gesamten Konzern kontrolliert. Die Spanier wollen schrittweise die Großaktionäre Mediobanca, Intesa und Generali herauskaufen, um als neuer Mehrheitseigner Telco steuern zu können.

Attraktive Dividende

Tipps fürs Börsenjahr 2014
Blick in die GlaskugelSelten waren Analysten bei ihrem jährlichen Blick in die Börsen-Glaskugel so optimistisch wie in diesem Jahr. Im Schnitt erwarten die Banken, dass der deutsche Leitindex Dax am Ende des Jahres bei rund 10.120 Punkten steht. Die größten Optimisten, in diesem Jahr die Analysten von Barclays, erwarten sogar einen Sprung auf 11.000 Punkte. Es gibt aber auch skeptische Stimmen. Die Helaba und die National Bank aus Essen rechnen damit, dass der Schlussstand 2014 etwas unter dem von 2013 liegen wird. "Das war eine ziemlich unglaubliche Rally und irgendwann werden wir eine Korrektur sehen müssen, wenn voraussichtlich auch noch nicht im Januar", prognostizierte Aktienstratege Peter Garnry von der Saxo Bank. Quelle: dpa
Geldpolitischer KurstreiberGrund zur Skepsis gibt es. Denn es sind weniger die fundamentalen Daten, die die Kurse in die Höhe schießen lassen, als die Handlungen der Notenbanker. Mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik haben EZB-Chef Mario Draghi und Fed-Chef Ben Bernanke den Grundstein für die Börsen-Rally 2013 gelegt. Bernanke kündigte kurz vor Weihnachten an, die Wertpapierkäufe der Fed langsam um 10 Milliarden Euro zurückzufahren. Damit sorgte er für ein Jahresend-Feuerwerk an den Börsen, der Dax kletterte auf über 9600 Punkte und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten. Auch 2014 wird vieles an den Börsen von Draghi und Co. abhängen. Zieht die Fed ihr Tapering durch? Schafft auch die EZB die Kehrtwende? Oder senkt Draghi die Zinsen noch weiter? Genug Unruhepotenzial gibt es auf jeden Fall. Quelle: dpa
Einstieg verpasst?Um rund 25 Prozent hat der Dax im vergangenen Jahr zugelegt. Das Problem: Viele Privatanleger in Deutschland konnten davon nicht profitieren. Die Furcht vor Blasen am Aktienmarkt ist noch so präsent wie nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes. Nur langsam kehren Anleger an die Börse zurück, an den globalen Aktienmärkten war 2013 das erste Jahr seit 2006 mit einem Nettozufluss. Laut dem deutschen Fondsverband BVI wurden zwischen Januar und Oktober sogar über sechs Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen. Dabei gibt es auch für sicherheitsbewusste Anleger passende Aktieninvestments. Quelle: AP
Für SicherheitsfansAuch sicherheitsbewusste Anleger müssen nicht auf Aktien verzichten. Allerdings birgt die Auswahl einzelner Aktien höhere Risiken, gewisse Marktkenntnisse sind erforderlich. Einfacher haben es Anleger mit Indexzertifikaten. Deren Entwicklung ist nicht an einzelne Papiere, sondern an jeweils einen ganzen Index wie beispielsweise den Dax geknüpft. Steigt der Leitindex, ist auch das Zertifikat mehr wert. Zwar ist mit einer Mischung aus Einzelaktien im Zweifel eine noch höhere Rendite drin, dafür ist das Risiko bei Indexzertifikaten aufgrund der Mischung vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass die Papiere im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds günstig sind. Quelle: AP
Überschaubares RisikoWer dennoch Geld für einen aktiv gemanagten Fonds investieren will und Wert legt auf ein überschaubares Risiko, setzt am besten auf Mischfonds. Hier wird nicht nur in Aktien, sondern auch in festverzinsliche Papiere wie Anleihen investiert. Bekannt für ausgewogene Mischfonds ist der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch von Bert Flossbach und Kurt von Storch. Ihr Fonds Multiple Opportunities R investiert neben Aktien und Anleihen auch in Edelmetalle. Die Manager haben dabei keine Beschränkungen, was den Anteil von Aktien oder Anleihen angeht. Was zählt, ist die positive absolute Rendite. Auch DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen ist für seinen ausgewogenen Mischfonds bekannt. Quelle: dpa
DividendenjagdWer als sicherheitsverliebter Anleger auf Aktien setzen will, stürzt sich mit Vorliebe auf dividendenstarke Titel. Grundsätzlich kann die Strategie zum Erfolg führen. Allerdings ist auch da Vorsicht geboten. Denn nicht immer bedeutet eine hohe Dividende gleichzeitig ein florierendes Geschäftsmodell. Wird die Dividende aus der Substanz gezahlt statt aus erwirtschafteten Gewinnen, ist das kein gutes Zeichen. Dennoch gibt es einige Papiere, die sich auch aufgrund ihrer stabilen Ausschüttungen lohnen. Im Dax gehört dazu die Allianz. Die Versicherung ist für eine stetige Ausschüttungspolitik bekannt, außerdem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als dem zehnfachen des Jahresgewinns vergleichsweise günstig. Ähnlich sieht es beim Rückversicherer Munich Re aus. Wem die Auswahl einzelner Aktien zu kompliziert ist, kann auch hier auf einen Fonds setzen. Einige investieren gezielt in Papiere mit hoher Dividendenrendite, etwa der DWS Top Dividende oder der M&G Global Dividend A. Quelle: dpa/dpaweb
Mittleres RisikoWer mit Zukäufen ins neue Jahr starten will und etwas risikofreudiger ist, kann auf einzelne Aktien setzen. Dabei muss immer auf den Preis geachtet werden. Gerade lukrative Papiere im MDax, der zweiten Börsenliga, sind oft schon sehr teuer - Anleger zahlen ein Vielfaches des Jahresgewinns für eine Aktie. Es gibt aber auch noch Aktien großer Dax-Konzerne, die erschwinglich sind. Dazu zählt unter anderem die VW-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn. Sollte die globale Konjunktur 2014 wie erwartet weiter anziehen, dürften die Wolfsburger davon profitieren. Insbesondere die Entwicklung in China ist entscheidend. Auch Vorzugsaktien von BMW punkten bei Privatanlegern mit einem niedrigen KGV bei gleichzeitig attraktiver Dividendenrendite. Wem die Rendite bei Mischfonds zu niedrig ausfällt, der kann auch auf spezialisierte Fonds setzen, die beispielsweise gezielt in deutsche, europäische oder US-Aktien investieren. Quelle: dpa

Bei der deutschen E-Plus, Tochter der niederländischen KPN, sind die Spanier schon wesentlich weiter. Die Aktionäre der niederländischen Muttergesellschaft von E-Plus, KPN, stimmten im Herbst dem Verkauf an Telefónica Deutschland (bekannt als O2) für 8,55 Milliarden Euro zu. Das Geschäft ist noch nicht durch: Die Kartellbehörden nehmen die Übernahme kritisch unter die Lupe. Ein zweiter Interessent für E-Plus und die Mutter steht schon parat. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim könnte über sein Unternehmen América Móvil schnell zuschlagen, falls die Kartellbehörden O2 absagen. Schon im Herbst legte América Móvil ein Angebot für KPN vor, zog dann aber zurück.

Ebenfalls mit attraktiver Dividende, aber mit noch mehr Übernahmefantasie ausgestattet, ist die Teliasonera-Aktie. France Télécom wollte den schwedisch-finnischen Telekomkonzern schon kaufen. 2008 wehrte Teliasonera das Angebot noch ab. Wer die nordeuropäischen und baltischen Märkte erobern will, kommt aber an Teliasonera nicht vorbei. Der aktuelle Börsenwert liegt sogar unter dem ehemaligen Kaufangebot von France Télécom. Da dürfte also noch was gehen.

Daran gemessen ist Telekom Austria ein kleiner Fisch. Die Österreicher sind in der Zange zwischen Staat (28,4 Prozent Anteil) und América Móvil (22,8) geraten. Letztere würde gern aufstocken. Wie die Deutsche Telekom kaufte Telekom Austria insbesondere im Südosten Europas zu. Wegen des schon hohen Anteils von América Móvil an Telekom Austria forderten Gewerkschafter zuletzt eine „vollständige Rückverstaatlichung“. Auch in diesem Fall dürfte es einen Aufschlag für Aktionäre geben.

Die Vodafone-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 nicht mehr billig. Eine Alternative ist, auf Unternehmen zu wetten, die von Vodafone gefressen werden könnten. Nach der Übernahme von Kabel Deutschland könnten die Briten das Kabelimperium von John Malone ins Visier nehmen. Malone hält über seine Holding Liberty Global Kabelnetzbetreiber in zwölf europäischen Ländern. Wer seinen Kunden ein Bündel aus Festnetz, Internet, Mobilfunk und TV bieten will, kommt an Liberty Global nicht vorbei. Auch die BT Group könnte ein Opfer von Vodafone werden. Seit der Trennung von der Mobilfunksparte hat sich die ehemalige British Telecom auf Internet-Anschlüsse für Privathaushalte beschränkt. Attraktiv für Käufer wären neben der Kundenkartei die Festnetzinfrastruktur sowie das Firmenkundengeschäft, das BT Global global betreibt.

Chancenreiche Industriewerte

„Auch in der Industrie gibt es Konsolidierungsbedarf“, sagt Doll. Im Spätsommer 2013 erhöhte die schwedische AB Volvo ihren Anteil am Motorenbauer Deutz von 6,7 auf knapp 25 Prozent. Da der zweite ehemalige Deutz-Großaktionär, Same Deutz-Fahr aus Italien, inzwischen ausgestiegen ist, wäre der Weg für eine Übernahme frei.

Schuler-Aktien bieten ebenfalls Potenzial, trotz 60 Prozent Wertzuwachs in 14 Monaten. Am Pressenhersteller hält die österreichische Andritz 93,6 Prozent und müsste nach derzeitigen Kursen nur gut 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um Altaktionäre abzufinden. Mit 20 Prozent Aufschlag kostete der Komplettkauf 60 Millionen Euro – für die Grazer mit 5,2 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Pappenstiel. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müsste Knauf. Der Gipshersteller hat sich in einem ersten Anlauf 7,8 Prozent an Klöckner & Co gesichert. Der Stahl- und Metallhändler ist an der Börse eine Milliarde Euro wert. Vorstellbar ist, dass Knauf sukzessive seine Anteile aufstockt, nachdem der Klöckner-Kurs 2013 in etwa mit dem Markt gelaufen ist und damit keine überhitzte Aufkaufprämie hat.

Fantasie und viel Musik

Die größten Profiteure von Fusionen
Platz 10: Leonardo & Co. (1,9 Milliarden US-Dollar)500 Meter vom Mailänder Scala-Theater liegt das Büro der Leonardo-Bank. In Mailand wurde das Kreditinstitut 1999 gegründet, heute ist sie in Deutschland die zehntgrößte Bank bei Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) – zumindest gilt das für das erste Quartal 2012. Für diese Zeit ermittelte Thomson Reuters die führenden Geldhäuser bei Transaktionen. Dabei geht der Medienkonzern nach der Höhe des Transaktionsvolumens, das die Banken verschoben. Bei der Leonardo-Bank waren es im ersten Jahresviertel etwa 1,9 Milliarden US-Dollar in Deutschland. Im Vorjahreszeitraum landete die italienische Bank noch auf Platz 43 der Rangliste. Quelle: AP
Platz 9: Goldman Sachs (2,1 Milliarden US-Dollar)Das New Yorker Bankhaus Goldman Sachs landete mit seinen 2,1 Milliarden US-Dollar an betreutem Transaktionsvolumen auf Platz 9. Damit rutschte die Bank im Ranking zwei Plätze nach unten. Gemessen an den Aktienemissionen belegt Goldman Sachs laut Thomson Reuters in Deutschland jedoch Platz 1. Im ersten Quartal gab das Geldinstitut Aktienpakete im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar heraus. Quelle: REUTERS
Platz 8: Macquarie (3,5 Milliarden US-Dollar)Auch die Australier legten beim M&A-Ranking kräftig zu. Belegte die Investmentbank Macquarie im Vorjahreszeitraum noch Platz 43, hat sie sich im ersten Quartal auf Platz 8 vorgekämpft – mit einem Transaktionsvolumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 7: Lazard (3,5 Milliarden US-Dollar)Bruce Wasserstein, Vorstandsvorsitzender der New Yorker Investmentbank Lazard, hat wenig Grund, sich zu freuen. Sein Bankhaus belegte im Vorjahreszeitraum noch Platz 5. Mit einem Transaktionsvolumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 6: Citi (3,5 Milliarden US-Dollar)Die Citi Group hat sich vom elften auf den sechsten vorgekämpft. Sie begleitete im ersten Quartal 2012 Fusionen und Übernahmen im Wert von 3,5 Milliarden US-Dollar. Außerdem gab sie 217 Millionen Dollar an Aktien, sowie 5,5 Milliarden an Anleihen heraus. Quelle: dapd
Platz 5: Nordea (3,5 Milliarden US-Dollar)Das Kreditinstitut von Christian Clausen (Foto), Vorstandsvorsitzender der schwedischen Nordea-Bank, feiert Premiere in der Thomson-Reuters-Studie – und das gleich auf Platz 5. Die skandinavische Bank begleitete, wie die Häuser auf den drei vorherigen Plätzen auch, Übernahmen und Fusionen im Wert von 3,5 Milliarden Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 4: JP Morgan Chase & Co. (4,3 Milliarden US-Dollar)4,3 Milliarden Dollar an Transaktionen betreute das New Yorker Bankhaus JP Morgan Chase im ersten Quartal. Damit kann sie aber nicht an ihre Form des ersten Quartals des Vorjahres anknüpfen. belegte sie damals noch den zweiten Platz, reicht es diesmal nur für Platz 4. Allerdings glänzt sie bei den Investment-Banking-Gebühren. Mit 57 Millionen Dollar nahm sie laut Thomson Reuters so viel wie keine andere Bank in Deutschland ein – und stieß damit die Deutsche Bank vom Thron. Quelle: AP

Fantasie ist auch in der Aktie des Bahntechnikers Vossloh. Nachdem die Familie nur noch etwas weniger als zehn Prozent hält, ist unklar, was mit dem Unternehmen passiert. Heinz Hermann Thiele, Inhaber des Autozulieferers Knorr Bremse, hat zwar dementiert, dass er sein 25-Prozent-Paket an Vossloh aufstocken oder gar Knorr-Bremse mit Vossloh verschmelzen und Vossloh von der Börse nehmen wolle. Besäße Thiele mehr als 30 Prozent der Vossloh-Aktien, müsste er den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Es gebe aber keinen solchen Plan „auf absehbare Zeit“, sagte Thiele im Dezember der WirtschaftsWoche.

Als Optionen bleiben ihm aber eine Verschmelzung mit anderen Unternehmen oder der Verkauf von Teilen. Laut Finanzdienst Bloomberg plant Vossloh, seine Transportsparte an China Railway abzustoßen. Analysten sehen das als Chance für die Chinesen, in Europa Fuß zu fassen.

Noch nicht gefruchtet hat die Spekulation, dass die SMS Gruppe als Großaktionär bei der Technologieholding Elexis aufstocken könnte. Auch deshalb hat sich der Elexis-Kurs 2013 kaum nach oben bewegt, nachdem er sich seit 2009 binnen knapp vier Jahren vervierfacht hatte. Eine Investition in die Aktie sollte sich aber auf längere Sicht lohnen. Denn neben der Übernahmespekulation überzeugt Elexis mit einer hohen Eigenkapitalquote von 59 Prozent, soliden Cash-Flows und guten Gewinnen.

Viel Musik ist in der Aktie des ostdeutschen Fahrradherstellers Mifa. Im Juli kündigte der eine strategische Partnerschaft mit dem größten indischen Fahrradhersteller Hero Cycles an. Es sei vorgesehen, dass Hero eine Minderheitsbeteiligung an Mifa kauft. Details soll es geben, sobald „diesbezügliche Verhandlungen fortgeschritten sind“. Seither ist Funkstille, das Unternehmen sagt, man verhandle noch. In einer (von Mifa bezahlten) Studie schreibt Montega Research, dass sie, wenn es zu einer Kooperation und Minderheitsbeteiligung komme, „eine spätere Übernahme von Mifa nicht für unwahrscheinlich erachten“. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer kontrolliert rund 28 Prozent der Mifa. Interessiert könnte auch die Cycleurope sein, einer der größten europäischen Fahrradkonzerne, mit dem Mifa bei der Entwicklung und Produktion hochwertiger Fahrräder und E-Bikes kooperieren will. Investoren haben das Schicksal des Wettbewerbers Derby Cycle vor Augen, der nach einem gescheiterten Übernahmeversuch durch die niederländische Accell Group 2012 von der niederländischen Pon Holdings übernommen wurde.

Die wichtigsten Fragen zum Börsenjahr 2013

Kollenda sieht Kandidaten derzeit vor allem im High-Tech-Bereich. Nanofocus entwickelt optische 3-D-Oberflächen-Messtechnik und will in die Produktionsüberwachung einsteigen. Interessant wäre das vor allem für die Automobilbranche. Die muss bei neuen Motoren den Spritverbrauch senken; dazu ist es notwendig, die Reibung innerhalb des Motors zu verringern.

Nanofocus hat Überwachungssysteme entwickelt, die Motorblöcke aus der laufenden Produktion zerstörungsfrei vermessen können. Früher musste man den Block zersägen, um genaue Stichproben zu nehmen. „Ein Unternehmen wie VW oder BMW könnte versuchen, sich diese Technologie exklusiv zu sichern und Nanofocus zu kaufen, um die Belieferung von Mitbewerbern zu verhindern“, hofft Kollenda.

Üppige Gewinne

Was Experten für den Kapitalmarkt 2014 erwarten
Jeden Winter veröffentlichen die internationalen Banken ihren Kapitalmarktausblick für das kommende Jahr: Wie entwickeln sich einzelne Währungen, Staatsanleihen, die Inflation, das Wirtschaftswachstum einzelner Länder und Wirtschaftsregionen oder die Leitindizes. Als Rückversicherung geben viele Geldhäuser neben ihren Prognosen aber auch gleich noch mit an, dass natürlich alles ganz anders kommen kann. So gab beispielsweise der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert, zum Abschluss seines Kapitalmarktausblickes zu, dass gleich ein ganzes Bündel möglicher Gefahren die Zuversicht der Investoren ins Wanken bringen und sämtliche Aktienprognosen über den Haufen werfen könnte. So könnte die Angst vor dem Platzen von Preisblasen an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen. Im Folgenden also die Analystenprognosen - wie immer ohne Gewähr. Quelle: Fotolia
Aktienprognose von SchroedersDie Experten der britischen Vermögensverwaltung Schroeders gehen davon aus, dass europäische Aktien auch 2014 ein starkes Aufwärtspotenzial haben. "Ein verbessertes Ertrags-Momentum dürfte als nächster Impulsgeber für einen Aufschwung bei europäischen Aktien dienen", sagt Rory Bateman, Leiter britische und europäische Aktien bei Schroders. Für ihn ist im kommenden Jahr ein Stockpicking-Ansatz der Schlüssel zum Erfolg, um die Gewinner unter den europäischen Werten zu ermitteln. "Anleger sollten sich nun darauf konzentrieren, zwischen den verschiedenen Grautönen innerhalb des europäischen Marktes zu unterscheiden. Allgemeingültige Anlagestrategien für bestimmte Sektoren oder Ländern sind nämlich nicht mehr angebracht. 2014 wird für den europäischen Aktienmarkt ein Jahr der Einzeltitelauswahl", ist der europäische Aktienexperte überzeugt. Er rät beispielsweise zu Papieren von Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor sowie zu Konsumgüterherstellern. Quelle: Screenshot
Schroeders zur Entwicklung bei den BankenMit Blick auf die viel befürchtete Bankenkrise in Europa kann Bateman beruhigen: „Das Risiko einer systemischen Bankenkrise in Europa ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Banken in der Region haben den Fremdkapitalanteil und die Risikopositionen in ihren Bilanzen abgebaut und geben Aktien aus. Der Sektor ist also auf dem richtigen Weg, um die in Basel III festgelegte Kernkapitalquote von zehn Prozent bis Ende 2013 umzusetzen – weit vor der gesetzlich vorgesehenen Frist.“ Außerdem werde die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 die Vermögensqualität im Bankensektor prüfen. Und auch wenn einzelne Banken vermutlich zusätzliches Kapital benötigen werden, geht der europäische Aktienexperte davon aus, dass das Vertrauen damit nicht nur wiederhergestellt, sondern auch signalisiert werde, dass die europäischen Banken kein systemisches Risiko mehr darstellen. Während spanische Banken aufgrund von Immobilienkrediten mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, würden notleidende Kredite auch den italienischen Banken gewisse Unsicherheiten bescheren. Quelle: dpa
DAX-Prognose der TargobankDer Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang blickt optimistisch in das kommende Börsenjahr: „Wir sehen für den DAX ein Rückschlagpotenzial bis 8.300 Indexpunkte, erwarten ihn aber zum Jahresende 2014 bei rund 10.700 Zählern“, sagt er. Obwohl der deutsche Leitindex in den letzten zwei Jahren gut 30 Prozent zugelegt habe, sei er noch nicht überwertet. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in der Nähe der langfristigen Durchschnitte", so Lang. Die große Skepsis der Vergangenheit, die sich in sehr niedrigen Bewertungen niederschlug, sei in hoffnungsvolle Erwartungen umgeschlagen. Quelle: obs
Rohstoffausblick der TargobankBei den Rohstoffmärkten werde sich auch 2014 nicht viel tun, so Lang. Jedenfalls lasse die Aufwärtsbewegung weiter auf sich warten. Quelle: dpa
Targobank zur Inflation und GeldpolitikChefvolkswirt Lang geht davon aus, dass die US-Notenbank FED unter neuer Führung eine Wende in der Geldpolitik einleiten, aber sehr, sehr viel Augenmaß walten lassen wird. "Die Notenbanken werden ihre Geldpolitik nur ändern, wenn die Konjunktur anzieht." Es sei dennoch möglich, dass die FED im Laufe des zweiten Quartals 2014 ihr Anleihen-Ankauf-Programm reduziere. Und weiter: "Je lockerer die europäische Geldpolitik wird, desto fester notiert der Euro." Der Glaube an mögliche Wunderwaffen der EZB und vor allem an den "Magier" Draghi erstaune, solle aber nicht beiseite gewischt werden. "Wir sind skeptisch, ob ein Zurückfahren der lockeren Geldpolitik, womit im ersten Halbjahr 2014 gerechnet werden sollte, in den USA wirklich einen stärkeren Dollar bedingt. Das gilt umso mehr, wenn Europa sich 2014 aus der Rezession befreien kann." Inflation spielt Lang zufolge 2014 keine Rolle. "Es ist sogar möglich, dass sich der Preisauftrieb für den gesamten Euroraum der Null-Linie nähert", prognostiziert er. "Das wird der EZB nicht gefallen." Auch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den europäischen Südländern dürfte sie beunruhigen. Quelle: REUTERS
Targobank zur Weltkonjunktur und den Anleihemärkten"Die Weltkonjunktur wird sich in den kommenden sechs Monaten nur langsam erholen", sagt Lang. "Belebungseffekte gehen von den USA aus, aber weiter nur sehr verhalten von den Emerging Markets." So werde die chinesische Wirtschaft erst in der zweiten Hälfte 2014 Fahrt aufnehmen. Europa könne sich zwar aus der Rezession befreien, doch ein konjunktureller Aufwärtstrend werde sich frühestens Mitte 2014 herausbilden. "Deutschland kann mit positiven Wachstumsraten rechnen", glaubt der Experte. An den Rentenmärkten haben "Südeuropäische Anleihen Kurspotenzial, weil es der Politik gelingen sollte, die Euro-Krise weiter einzudämmen", sagt Lang. "Die jüngsten, wenn auch nur marginalen Rating-Verbesserungen für Griechenland und Spanien, sind Vorboten einer Stabilisierung in der Eurokrise." Das Schwerpunktinvestment der Targobank blieben aber dennoch Unternehmensanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Quelle: dpa

Er verweist auf den Bieterkampf in der Carbon-Industrie, der Werkstoff wird für leichte Bauteile benötigt. BMW-Erbin Susanne Klatten hat sich über ihr Investmentbüro SKion, das 26,9 Prozent an SGL Carbon hält, und indirekt als Hauptaktionärin von BMW (der Autobauer besitzt weitere 16 Prozent an SGL) schon fast die Aktienmehrheit gesichert. Weitere Zukäufe werden aber von anderen Investoren blockiert; so hält VW knapp zehn Prozent, der Maschinenbaukonzern Voith rund neun.

Mit im Spiel ist Klatten auch beim Windanlagenbauer Nordex. Dessen Vorstandschef katapultierte am Dienstag den Aktienkurs um gut neun Prozent nach oben, als er in einem Interview die Aktie als Übernahmeziel chinesischer Branchengrößen ins Spiel brachte.

Im Juli hatte der französische Luxuskonzern LVMH für zwei Milliarden Euro den Kaschmirweber Loro Piana übernommen. „Der Trend zu Übernahmen in der Luxusbranche beschleunigt sich“, sagte damals Milton Pedraza, Chef des New Yorker Beraters Luxury Institute LLC, gegenüber Bloomberg. Mit dem Kauf des italienischen Familienunternehmens könnte LVMH den Grundstein für weitere Übernahmen legen. Gelingen könnten die, wenn LVMH den bisherigen Piana-Inhaber Pier Luigi Loro Piana in der Geschäftsführung seines Unternehmens lässt. Dann könnten sich weitere Unternehmer dazu entschließen, ihre Marken LVMH zum Kauf anzubieten – wenn sie weiter die Möglichkeit haben, mitzuentscheiden. So gilt auch Diego Della Valle mit seinem Konzern Tod’s als Kandidat für eine Übernahme. Das Unternehmen ist vor allem für seine Mokassins bekannt. Della Valle sitzt im Aufsichtsrat von LVMH; außerdem hält eine LVMH-Tochter 3,5 Prozent an Tod’s. Potenzial hat Tod’s auf aktuellem Kursniveau noch: Mit einem geschätzten KGV von gut 20 für 2014 ist Tod’s günstiger als europäische Modeaktien, die im Schnitt gut 15 Prozent teurer sind.

Ein weiterer Luxusriese, die französische Kering (vormals PPR), zieht bei Puma die Strippen. Als die Ergebnisse des nach Adidas zweitgrößten deutschen Sportartikelherstellers zu wünschen übrig ließen, setzte Kering 2013 einen Chefwechsel durch. Kering hatte 2007 von den Tchibo-Erben 27 Prozent übernommen und relativ schnell auf 60 Prozent aufgestockt. Seither sammelte man weiter fleißig Puma-Anteile ein und hält inzwischen 83 Prozent. Gut möglich, dass dies noch nicht das Ende ist.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Harte Gewinne mit Software

Über 80 Prozent seit Empfehlung zugelegt hat das Papier des Softwareunternehmens IBS. Allerdings dürfte das Beste jetzt gelaufen sein. Anleger sollten die üppigen Gewinne mitnehmen. Stecken könnte man sie zum Beispiel in die kleine (knapp 40 Millionen Euro Umsatz), aber hochprofitable GK Software. Das Unternehmen ist auf Softwarelösungen für den Einzelhandel spezialisiert. Zu den Kunden zählen Hornbach, Tchibo, Netto, Kaufhof und Douglas. Aufträge, wie zuletzt von Migros, werden oft zusammen mit SAP reingeholt. SAP beteiligte sich zum Jahresende mit gut fünf Prozent und hat ein bis Ende 2020 laufendes Vorkaufsrecht an den faktisch gut 52 Prozent, die noch in der Hand der Gründer sind. Die wollten auf dem aktuellen Kursniveau keine Aktien abgeben. Bei höheren Kursen könnte sich das ändern.

Heiß begehrte Software und IT

Die zehn besten US-Aktien

Heiß begehrt sind Unternehmen, die über Cloud-Technologie verfügen, also Programme und Daten auf große Rechner im Internet auslagern. Der TecDax-Wert Cancom übernahm deshalb Pironet, die vor allem Mittelständler wie die Kulmbacher Brauerei oder den 1. FC Köln mit Softwaredienstleistungen beliefert. Ein Angebot von Cancom an die Aktionäre von Pironet von Mitte Dezember über 4,50 Euro pro Aktie wurde noch einmal auf 4,80 Euro erhöht. Cancom hält fast 75 Prozent, dürfte aber noch aufstocken. Schon jetzt plant Cancom Gewinnbeiträge von Pironet ein.

Dass auch nach einer Mehrheitsübernahme durchaus noch Kursgewinne drin sind, beweist P&I Personal & Informatik. Das Unternehmen bietet Cloud-basierte Software für Personalmanagement. P&I wurde von der Carlyle Group an den Finanzinvestor Edge Holding weitergereicht. Der meldete zuletzt knapp 92 Prozent der Stimmrechte und bietet den Aktionären 50 Euro je Aktie, P&I notiert darüber.

US-Giganten mit vollen Kassen

Auch für die US-Technologieriesen bleibt der Aufkauf von Unternehmen eine wichtige Wachstumsstrategie, vor allem in den Boommärkten Internet, Tablets und Smartphones, Online-Werbung, Cloud Computing und Datenanalyse.

Synaptics aus dem Silicon Valley liefert die Software für die Steuerung von Displays in Notebooks, Smartphones und Tablets, beispielsweise Amazons Kindle und Googles Nexus 5. Während Apple selbstentwickelte Technologie für die Steuerung seiner iPhones und iPads verwendet, setzt die Konkurrenz auf die Lösungen von Synaptics. Das Unternehmen ist relativ unbekannt und nicht teuer. Für Giganten wie Samsung und Lenovo könnten die Kalifornier zum Ziel werden; die Asiaten wollen sich stärker im Silicon Valley einkaufen.

Auch Softwareanbieter Tibco könnte für Wettbewerber – Oracle, SAP, EMC, IBM – attraktiv sein. Tibco ist Spezialist für das Zusammenführen und Verwalten von Daten. Seine Produkte haben einen guten Ruf, sind in der Regel aber teurer als die der Konkurrenz. Tibco-Chef Vivek Ranadive hatte deshalb zuletzt Probleme, Wachstum vorzuweisen, was die Aktie unter Druck brachte. Tibco ist deshalb mit einem Börsenwert vom 3,6-fachen Jahresumsatz relativ billig. Seine Spotfire-Sparte, die große Datenmengen visualisiert, ist sehr erfolgreich im Wachstumsmarkt Datenanalyse. Der direkte Wettbewerber Tableau Software setzt nur knapp 200 Millionen Dollar um, wird aber mit dem 20-fachen Jahresumsatz bewertet.

Perlen in Wachstumsmärkten

Die größten Buy-Outs aller Zeiten
Platz 11: DellDer Computerhersteller Dell wird durch den gleichnamigen Gründer und Chef Michael Dell übernommen. Mit am Board: Der Software-Gigant Microsoft und der Finanzinvestor Silver Lake wollen sich an dem Buyout beteiligen. Der Dell-Deal soll 24,4 Milliarden US-Dollar teuer sein. Bei einem Buy-Out übernehmen Private-Equity-Investoren Anteile oder gleich das ganze Unternehmen. Es handelt sich stets um eine fremdfinanzierte Übernahme, die auch durch den ursprünglichen Gründer erfolgen kann. Quellen: Thomson Reuters, Business Insider, eigene Zusammenstellung. Quelle: dpa
Platz 10: Hilton Hotels Corp Im Juli 2007 übernahmen die Blackstone Group LP für 26 Milliarden US-Dollar (Schulden inklusive) die Hotelgruppe. Die Investmentgesellschaft war mit einem Schlag der größte Hotelbesitzer der Welt. Quelle: Thomson Reuters Quelle: dpa/dpaweb
Platz 9: Kinder Morgan IncDie Knight Holdco LLC kaufte den Energie- und Pipelinebetreiber aus Texas im Mai 2006 für 26,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: dpa
Platz 8: Harrah's Entertainment Inc.Im Oktober 2006 kaufte eine Investorengruppe den Spielautomaten- und Casinobetreiber für 27,4 Milliarden US-Dollar. Quelle: AP
Platz 7: Alltel Corp.Das US-amerikanische Telekommunikationsunternehmen geriet im Mai 2007 für 27,5 Milliarden US-Dollar in die Fänge der Atlantis Holding LLC, einer Holding, die aus der Goldman Sachs-Tochter GS Capital Partners and TPG Capital bestand. Quelle: AP
Platz 6: First Data CorpDas Private-Equity-Unternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co kaufte den Kreditkarten- und Gelddienstleister First Data Corp im April 2007 für 29,0 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 5: BAA PLC, seit 2013 Heathrow Airport Holdings LimitedIm März 2006 übernahm die Airport Dvlp & Invest Ltd. die Betreibergesellschaft des größten britischen Flughafens für knapp 30 Milliarden US-Dollar. Quelle: Reuters

Als weitere Perle im Wachstumsmarkt Big Data gilt Teradata. Das Unternehmen ist ein Pionier bei Data-Warehousing (Zusammenführen und Auswerten von großen Datenmengen). Kunden sind Telekom- und Handelsriesen. 2012 zog Teradata aus 2,7 Milliarden Dollar Umsatz 419 Millionen Dollar Gewinn. Doch das Wachstum hat sich 2013 abgeschwächt, vor allem wegen des Preisdrucks der Wettbewerber: Oracle, SAP, IBM, EMC und auch Amazon investieren stärker in Data-Warehousing. Die Aktie ist 2013 von 64 auf 45 Dollar gefallen. Teradata könnte mit seinem Umsatz von unter drei Milliarden Dollar zu klein sein, um in diesem Markt auf Dauer gegen die Großen zu bestehen. Zumindest einer der Top-Manager eines Wettbewerbers kennt das Unternehmen bestens: Mark Hurd, der frühere HP-Chef und jetzige Stellvertreter von Oracle-CEO Larry Ellison, führte früher Teradata.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Internet-Größen wie Google, Yahoo oder Facebook kaufen in der Regel noch nicht börsennotierte Wachstumsunternehmen. Jetzt fordert die Börse, dass sie ihren Umsatz signifikant ausbauen, deshalb könnten sie vermehrt börsennotierte Unternehmen kaufen, deren Geschäftsmodelle ausgereift sind. Zum Beispiel die Vermarkter Yelp und OpenTable, die beide mit dem Vermitteln von Dienstleistungen, vorrangig von Restaurantbuchungen, gut Umsatz machen. Die Aktien sind schon teuer, was jedoch einen Aufkauf nicht ausschließt.

Für Größen wie Yahoo oder Google würde eine Übernahme Sinn machen. Yahoo wollte Yelp schon vor dem Börsengang schlucken, scheiterte aber. Der erwartete Börsengang der chinesischen Yahoo-Beteiligung Alibaba aber dürfte Milliarden in die Kassen von Yahoo spülen.

Chefin Marissa Mayer steht unter dem Druck, in Bereiche mit bewährten Geschäftsmodellen zu expandieren, und könnte deshalb einen Aufpreis für Yelp oder OpenTable akzeptieren.

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