Von Stefan Hajek, Matthias Hohensee, Hauke Reimer, Christof Schürmann, Cornelius Welp und Sebastian Kirsch
Fressen oder gefressen werden? Kaum einem europäischen Unternehmenslenker stellt sich diese Frage so massiv wie Vodafone-Chef Vittorio Colao. Im September hatte er angekündigt, seine 45 Prozent am US-Mobilfunker Verizon Wireless für 130 Milliarden Dollar an den Partner Verizon zu verkaufen. Vor einem Monat genehmigten die Kartellbehörden den Deal. Nun steht Colao unter Zugzwang, er muss fressen, die Milliarden wie geplant für Zukäufe im Kernmarkt Europa einsetzen. Denn mit seiner prall gefüllten Kasse könnte Vodafone sonst selbst gefressen werden. US-Gigant AT&T soll ein Auge auf die Briten geworfen haben. Ein Zusammenschluss würde einen Giganten mit knapp 380 Milliarden Dollar Marktwert schaffen. Seit Ende August hat die Vodafone-Aktie fast 30 Prozent zugelegt, fast doppelt so viel wie der Index Eurostoxx 50.
Noch aber ist der Markt nicht heiß gelaufen. Übernahmen deutscher Unternehmen im Gesamtwert von 82 Milliarden Euro hat der Dienstleister Dealogic in seiner Datenbank, 37 Prozent mehr als 2012, aber deutlich weniger als die 137 Milliarden aus dem Rekordjahr 2007. Für Anleger ein gutes Zeichen: Der Markt für Fusionen und Übernahmen signalisiert noch nicht, dass die Börse übertreibt. „Nach einem Plus von 25 Prozent im Dax 2013 suchen Anleger Sondersituationen. Im reifen Haussezyklus tritt das Thema Übernahmen so in den Vordergrund“, beobachtet Michael Kollenda, Vorstand von Salutaris Capital Management in München.
Übernahmefantasie und bereits laufende Aufkäufe stützen die Kurse begehrter Unternehmen. Selbst wenn die Börse einbricht, verliert ein Aufkäufer nicht schlagartig das Interesse an seinem Zielobjekt. Er wird eher weiter Stücke einsammeln. Gerade bei heiß laufenden Börsen bieten Übernahmeaktien deshalb Kurschancen und Sicherheit. Was spricht dafür, dass es 2014 mehr Übernahmen geben wird?
- Historisch niedrige Zinsen ermöglichen günstige Finanzierungen.
- Unternehmen sind noch nicht zu teuer. „Die Bewertungen sind im Durchschnitt noch attraktiv“, urteilt Alexander Roos, Leiter des Geschäfts mit Übernahmen bei Boston Consulting. Unternehmen suchten bei Übernahmezielen Wachstum und Innovationen. „Allerdings sind viele aus Angst vor volkswirtschaftlichen Schocks immer noch zurückhaltend“, sagt Roos.
Die größten Übernahmen und Aktienpaket-Verkäufe 2013
Ziel: Kabel Deutschland
Käufer: Vodafone
Branche: Telekommunikation
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 8,6
Quelle: Mergermarket, eigene Recherchen; betrachtet wurden nur börsennotierte Unternehmen
Ziel: GSW Immobilien
Käufer: Deutsche Wohnen
Branche: Immobilien
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 3,9
Ziel: MAN
Käufer: Volkswagen
Branche: Industrie
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 2,8
Ziel: GBWAG
Käufer: Patrizia Immobilien
Branche: Immobilien
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 2,5
Ziel: Sky DE
Käufer: Twenty-First Century Fox
Branche: Funk und Fernsehen
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 0,9
Ziel: Evonik
Käufer: Temasek
Branche: Industrie
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 0,6
Ziel: Prime Office
Käufer: German Acorn Real Estate
Branche: Immobilien
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 0,5
Ziel: Generali DE
Käufer: Assicurazioni Generali
Branche: Versicherer
Kaufpreis (in Mrd. Euro): 0,4
- Doch diese Ängste lassen offenbar nach. „Das Umfeld hat sich stabilisiert, die Unternehmen haben viel Bargeld und stehen unter Druck, für Wachstum zu sorgen“, sagt Alexander Doll, Co-Deutschland-Chef von Barclays. In stagnierenden Branchen, etwa der Telekomindustrie, könnten Firmen nur noch durch Übernahmen wachsen.
- „Viele der potenziellen Übernahmeziele haben sich schlankgespart und lupenreine Bilanzen, was sie noch attraktiver macht“, sagt Tim Schmiel, auf Übernahmen spezialisierter Manager von VM Vermögen in Düsseldorf. Potenzielle Ziele könnten dank hoher Cash-Flows Zinsen für Kredite aus Übernahmefinanzierungen selbst tragen.
- Auch der Kursaufschwung dürfte helfen. „Börsennotierte Unternehmen können den Weg der Kapitalerhöhung nutzen oder ihre Aktien als Währung einsetzen“, sagt Jens Maurer, Leiter des deutschen Übernahmegeschäfts bei Morgan Stanley.
Die wohl heißesten Gerüchte
- Ein Treiber sind aktivistische Investoren. Fonds wie Cevian und Finanzhaie wie Carl Icahn kaufen sich bei Unternehmen ein und drängen das Management zu Verkäufen von Teilen oder Zukäufen. „Sie haben mehr Geld eingesammelt als je zuvor und sind bereit, sogar die weltgrößten Unternehmen anzugreifen“, sagt Wolfgang Fink, Chef des deutschen Investmentbankings bei Goldman Sachs.
Andere Aktivisten wie der Hedgefonds Elliott steigen in laufende Übernahmen ein. Als der US-Konzern McKesson den Pharmahändler Celesio schlucken wollte, kaufte Elliott 25 Prozent der Celesio-Aktien und hätte den Deal blockieren können. Am Mittwoch vergangener Woche sickerte durch, McKesson und Elliott würden sich einigen, Celesio stiegen um gut acht Prozent. Letztlich konnte Elliott einen um 50 Cent erhöhten Preis erzwingen. Wer sich bei den Übernahmen von Kabel Deutschland, Demag oder Techem in Elliotts Kielwasser hängte, verdiente in den vergangenen Jahren gut. Ohne Risiko sind aber auch solche Spekulationen nicht: Am Dienstag wurde bekannt, dass die Übernahme durch McKesson an der mangelnden Zustimmung der Aktionäre vorerst scheitert – obwohl Elliott seine Aktien zu 23,50 Euro andienen wollte. Die Celesio-Aktie verlor daraufhin zunächst 8,5 Prozent. Allem Anschein nach hatte sich Elliott verrechnet.
- Noch mehr Feuerkraft haben Finanzinvestoren. In Private-Equity-Fonds schlummern weltweit 384 Milliarden Dollar, die investiert werden wollen. Der Druck auf die Fondsmanager, das Geld in Unternehmen zu stecken, steigt mit jeder Kursrally. 2013 verkauften sie vor allem Unternehmen, die sie in den Jahren vor der Finanzkrise erworben hatten. „Aber der Druck wächst, auch mehr Neugeschäft zu machen“, sagt Barclays-Banker Doll. Bei nicht börsennotierten Unternehmen kommen die Heuschrecken laut einer Studie des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young (EY) immer seltener zum Zug, die Bereitschaft der Mittelständler, „für ihre Entwicklung mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten, ist eher gering“, sagt EY-Partner Wolfgang Taudte. Fonds, die in Deutschland einsteigen wollen, könnten vermehrt börsennotierte Unternehmen mit breit gestreutem Aktienkapital ins Visier nehmen.
Die wohl heißesten Gerüchte drehen sich um Telekomunternehmen. „Das Potenzial für Übernahmen und Fusionen in dem Sektor ist in Europa groß“, sagt Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei J. Safra Sarasin in Basel. Die Börsen sehen das genauso. Selbst in der üblicherweise ruhigen Zeit um den Jahreswechsel lösten Berichte über Finanzierungspläne des japanischen Mobilfunkers Softbank für den Kauf der Telekom-Tochter T-Mobile US starke Kursbewegungen aus. T-Mobile-US-Aktien legten in 14 Tagen um gut ein Fünftel zu; Titel der Mutter Deutsche Telekom (Anteil rund 70 Prozent) stiegen auf ein Sechs-Jahres-Hoch.
Telekomunternehmen im Visier
Schon seit dem Sommer ist der Kurs des Bonner Konzerns wachgeküsst: Weil sich seither eine Konsolidierungswelle in der Branche ankündigt, gewannen T-Aktien rund 40 Prozent. Berichte über Interessenten für T-Mobile US brachten Mitte Dezember noch mal Schwung in den Kurs. Als Interessent wird neben Softbank der Satelliten-TV-Anbieter Dish gehandelt.
Sollte die Telekom ihr US-Abenteuer beenden, stünden ihr endlich die Mittel für einen großen Wurf in Europa zu Verfügung. Das Objekt der Begierde könnte die französische Orange (Ex-France-Télécom) sein. Das große Konsolidierungsspiel kann nur gewinnen, wer in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland signifikante Marktanteile hält oder erwirbt. Lukrativ, nicht wegen ihrer Größe, aber wegen kaufkräftiger Kundschaft, sind zudem die skandinavischen Märkte und Anbieter, die teils in Osteuropa, teils in Asien gut unterwegs sind.
Ein großes Stück vom Kuchen versucht sich Telefónica zu sichern. Bisher sind die Spanier Minderheitsaktionär der Holding Telco, die zwar nur 22,45 Prozent der Anteile an Telecom Italia hält, damit aber den gesamten Konzern kontrolliert. Die Spanier wollen schrittweise die Großaktionäre Mediobanca, Intesa und Generali herauskaufen, um als neuer Mehrheitseigner Telco steuern zu können.
Attraktive Dividende
Bei der deutschen E-Plus, Tochter der niederländischen KPN, sind die Spanier schon wesentlich weiter. Die Aktionäre der niederländischen Muttergesellschaft von E-Plus, KPN, stimmten im Herbst dem Verkauf an Telefónica Deutschland (bekannt als O2) für 8,55 Milliarden Euro zu. Das Geschäft ist noch nicht durch: Die Kartellbehörden nehmen die Übernahme kritisch unter die Lupe. Ein zweiter Interessent für E-Plus und die Mutter steht schon parat. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim könnte über sein Unternehmen América Móvil schnell zuschlagen, falls die Kartellbehörden O2 absagen. Schon im Herbst legte América Móvil ein Angebot für KPN vor, zog dann aber zurück.
Ebenfalls mit attraktiver Dividende, aber mit noch mehr Übernahmefantasie ausgestattet, ist die Teliasonera-Aktie. France Télécom wollte den schwedisch-finnischen Telekomkonzern schon kaufen. 2008 wehrte Teliasonera das Angebot noch ab. Wer die nordeuropäischen und baltischen Märkte erobern will, kommt aber an Teliasonera nicht vorbei. Der aktuelle Börsenwert liegt sogar unter dem ehemaligen Kaufangebot von France Télécom. Da dürfte also noch was gehen.
Daran gemessen ist Telekom Austria ein kleiner Fisch. Die Österreicher sind in der Zange zwischen Staat (28,4 Prozent Anteil) und América Móvil (22,8) geraten. Letztere würde gern aufstocken. Wie die Deutsche Telekom kaufte Telekom Austria insbesondere im Südosten Europas zu. Wegen des schon hohen Anteils von América Móvil an Telekom Austria forderten Gewerkschafter zuletzt eine „vollständige Rückverstaatlichung“. Auch in diesem Fall dürfte es einen Aufschlag für Aktionäre geben.
Die Vodafone-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 nicht mehr billig. Eine Alternative ist, auf Unternehmen zu wetten, die von Vodafone gefressen werden könnten. Nach der Übernahme von Kabel Deutschland könnten die Briten das Kabelimperium von John Malone ins Visier nehmen. Malone hält über seine Holding Liberty Global Kabelnetzbetreiber in zwölf europäischen Ländern. Wer seinen Kunden ein Bündel aus Festnetz, Internet, Mobilfunk und TV bieten will, kommt an Liberty Global nicht vorbei. Auch die BT Group könnte ein Opfer von Vodafone werden. Seit der Trennung von der Mobilfunksparte hat sich die ehemalige British Telecom auf Internet-Anschlüsse für Privathaushalte beschränkt. Attraktiv für Käufer wären neben der Kundenkartei die Festnetzinfrastruktur sowie das Firmenkundengeschäft, das BT Global global betreibt.
Chancenreiche Industriewerte
„Auch in der Industrie gibt es Konsolidierungsbedarf“, sagt Doll. Im Spätsommer 2013 erhöhte die schwedische AB Volvo ihren Anteil am Motorenbauer Deutz von 6,7 auf knapp 25 Prozent. Da der zweite ehemalige Deutz-Großaktionär, Same Deutz-Fahr aus Italien, inzwischen ausgestiegen ist, wäre der Weg für eine Übernahme frei.
Schuler-Aktien bieten ebenfalls Potenzial, trotz 60 Prozent Wertzuwachs in 14 Monaten. Am Pressenhersteller hält die österreichische Andritz 93,6 Prozent und müsste nach derzeitigen Kursen nur gut 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um Altaktionäre abzufinden. Mit 20 Prozent Aufschlag kostete der Komplettkauf 60 Millionen Euro – für die Grazer mit 5,2 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Pappenstiel. Deutlich tiefer in die Tasche greifen müsste Knauf. Der Gipshersteller hat sich in einem ersten Anlauf 7,8 Prozent an Klöckner & Co gesichert. Der Stahl- und Metallhändler ist an der Börse eine Milliarde Euro wert. Vorstellbar ist, dass Knauf sukzessive seine Anteile aufstockt, nachdem der Klöckner-Kurs 2013 in etwa mit dem Markt gelaufen ist und damit keine überhitzte Aufkaufprämie hat.
Fantasie und viel Musik
Fantasie ist auch in der Aktie des Bahntechnikers Vossloh. Nachdem die Familie nur noch etwas weniger als zehn Prozent hält, ist unklar, was mit dem Unternehmen passiert. Heinz Hermann Thiele, Inhaber des Autozulieferers Knorr Bremse, hat zwar dementiert, dass er sein 25-Prozent-Paket an Vossloh aufstocken oder gar Knorr-Bremse mit Vossloh verschmelzen und Vossloh von der Börse nehmen wolle. Besäße Thiele mehr als 30 Prozent der Vossloh-Aktien, müsste er den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Es gebe aber keinen solchen Plan „auf absehbare Zeit“, sagte Thiele im Dezember der WirtschaftsWoche.
Als Optionen bleiben ihm aber eine Verschmelzung mit anderen Unternehmen oder der Verkauf von Teilen. Laut Finanzdienst Bloomberg plant Vossloh, seine Transportsparte an China Railway abzustoßen. Analysten sehen das als Chance für die Chinesen, in Europa Fuß zu fassen.
Noch nicht gefruchtet hat die Spekulation, dass die SMS Gruppe als Großaktionär bei der Technologieholding Elexis aufstocken könnte. Auch deshalb hat sich der Elexis-Kurs 2013 kaum nach oben bewegt, nachdem er sich seit 2009 binnen knapp vier Jahren vervierfacht hatte. Eine Investition in die Aktie sollte sich aber auf längere Sicht lohnen. Denn neben der Übernahmespekulation überzeugt Elexis mit einer hohen Eigenkapitalquote von 59 Prozent, soliden Cash-Flows und guten Gewinnen.
Viel Musik ist in der Aktie des ostdeutschen Fahrradherstellers Mifa. Im Juli kündigte der eine strategische Partnerschaft mit dem größten indischen Fahrradhersteller Hero Cycles an. Es sei vorgesehen, dass Hero eine Minderheitsbeteiligung an Mifa kauft. Details soll es geben, sobald „diesbezügliche Verhandlungen fortgeschritten sind“. Seither ist Funkstille, das Unternehmen sagt, man verhandle noch. In einer (von Mifa bezahlten) Studie schreibt Montega Research, dass sie, wenn es zu einer Kooperation und Minderheitsbeteiligung komme, „eine spätere Übernahme von Mifa nicht für unwahrscheinlich erachten“. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer kontrolliert rund 28 Prozent der Mifa. Interessiert könnte auch die Cycleurope sein, einer der größten europäischen Fahrradkonzerne, mit dem Mifa bei der Entwicklung und Produktion hochwertiger Fahrräder und E-Bikes kooperieren will. Investoren haben das Schicksal des Wettbewerbers Derby Cycle vor Augen, der nach einem gescheiterten Übernahmeversuch durch die niederländische Accell Group 2012 von der niederländischen Pon Holdings übernommen wurde.
Die wichtigsten Fragen zum Börsenjahr 2013
Nein. Und das dürfte vorerst auch so bleiben, weil Zentralbanken und Regierungen die Zinsen unten halten. Nur so können sie vermeiden, dass Staaten von den Schulden erdrückt werden. Wer die Inflation schlagen will, muss begrenzt Risiken eingehen. Mit Aktien zum Beispiel.
Wann, wenn nicht jetzt? Zehnjähriges Baugeld gibt’s für 2,5 Prozent, von der staatlichen KfW für eine neue Heizung oder ein gedämmtes Dach sogar ab einem Prozent. Auch der Einsatz von Erspartem lohnt: Auf der Bank bringt es kaum Zinsen, und Investitionen für Dämmung und Heizung schützen gut vor Inflation. Die wird stark von Öl-, Gas- und Strompreisen getrieben. Und: Maßnahmen, die Erhalt und Modernisierung dienen, steigern den Wiederverkaufswert.
Am Garantiezins aus alten Verträgen kann die Finanzaufsicht nur im Notfall rütteln. Wer neu abschließt, bekommt 1,75 Prozent auf Beiträge garantiert, nach Abzug von Provision und Kosten. Der Garantiezins orientiert sich an der Rendite von AAA-Anleihen im Schnitt der vergangenen zehn Jahre (zuletzt 3,7 Prozent). 60 Prozent davon können sich Versicherer als Garantiezins noch leisten – etwa 2,2 Prozent. Noch bleibt Luft.
Das Schweizer Bankgeheimnis ist praktisch erledigt, weitere Steuer- CDs können durchaus noch in die Hände der Finanzbehörden geraten. Und: Per Selbstanzeige kommen Steuerhinterzieher relativ milde davon. Das muss aber nicht so bleiben. Nebenbei: Was passiert, wenn Bürger ihre Steuern nicht zahlen, lässt sich in Griechenland besichtigen.
Jedes Elternteil darf jedem Kind alle zehn Jahre bis zu 400.000 Euro steuerfrei schenken. Schön fürs Kind: Es bekommt das Elternhaus schon zu deren Lebzeiten und spart Steuern. Wer seine Villa nur steueroptimiert übertragen, aber selbst noch bewohnen will, sollte vorsichtshalber ein Nießbrauchsrecht eintragen lassen. Mit Kindern kann man sich zerstreiten, Verschenktes aber nur bei „grobem Undank“ zurückfordern. Die Hürden dafür aber sind hoch.
Käme eine deutsche Bank oder Sparkasse in Schieflage, müssten zunächst die Einlagensicherungs-systeme der Geldhäuser die Sparer entschädigen. Doch klar ist: Bei Pleite einer sehr großen Bank oder einer Kettenreaktion wären die Töpfe schnell leer. Unabhängig davon garantiert daher seit Ende 2010 das Gesetz pro Kopf und Bank 100.000 Euro; wer mehr hat, sollte das Geld also auf mehrere Banken verteilen.
Eher nicht. Aktien sind, gemessen an der global schwachen Konjunktur und der Euro-Krise, zwar schon recht weit gelaufen. Und Aktienkurse zieht es nach unten, wenn die Wirtschaft darbt. Aber Investoren suchen Rendite. Sichere Staatsanleihen bringen zu wenig. Aktien solide geführter Konzerne mit guten Dividenden rentieren höher als Anleihen der Unternehmen. Wer Geld übrig hat, steckt einen Teil in solide Aktien.
Die goldene Regel heißt: Setze nie alles auf eine Karte. Das gilt auch für Währungen. Problem: Die Fluchtwährungen, allen voran der Schweizer Franken, sind schon sehr teuer. Ein paar norwegische, schwedische oder kanadische Staatsanleihen aber können Sie Ihrem Depot ruhig beimischen.
Indem Sie sicherstellen, dass sie etwas bekommen, wenn Ihnen etwas zustößt: Unerlässlich ist eine Risikolebensversicherung, für etwa 30 Euro monatlich gibt es im Todesfall 250.000 Euro. Dazu regelmäßig eine feste Summe ansparen, am besten in Aktien für ein Kinderdepot. Vorsichtige schließen noch eine Kinder-Invaliditätsversicherung ab, die greift weiter als eine Unfallpolice.
Kredite sind billig, Konsum kurbelt die Wirtschaft an. Ist Ihr Job sicher, kaufen Sie sich was Schönes, viel Zinsen gibt es sowieso nicht. Bei Immobilien gilt: Auch Niedrigzins-Kredite müssen verlängert und zurückgezahlt werden. In zehn Jahren können die Zinsen viel höher sein. Wer zu wenig tilgt, ist bis zur Rente nicht schuldenfrei. Baukredite also nur so hoch ansetzen, dass Sie die Rückzahlung in einem vernünftigen Zeitraum stemmen können.
Die Preise sind hoch, eigentlich ein guter Zeitpunkt. Aber die Euro-Krise ist nicht gelöst, Sachwerte bleiben gefragt. Wer verkaufen will, braucht vor allem aber einen Plan, wie er das Geld anlegt. Wer es nur auf dem Sparbuch parken möchte, sollte seine vermietete Wohnung behalten. Das gilt erst recht für das Eigenheim – so man sich wohl darin fühlt.
Im Zweifel ja. Wer Gold als Währung betrachtet, kann Papier immer in Edelmetall tauschen, egal, zu welchem Preis. So gesehen ist Gold das einzige Tauschmittel, das Inflation und Währungsreform überlebt hat. Wer davor Angst hat, kauft Gold – als Versicherung.
Kaum. Solange die EZB Banken Geld für 0,75 Prozent gibt, müssen nur kapitalschwache Institute für zwei bis drei Prozent Geld sammeln. Oft greift dann nur die ausländische Einlagensicherung. Bei Pleiten wird es mühsam, an sein Geld zu kommen.
Klar doch, wenn Sie Spaß daran haben – und etwas davon verstehen. Die Angst vor Inflation treibt die Preise von Sachwerten, auch von schönen, nutzlosen, wie Cézanne und Mercedes SL. Aber Vorsicht: Laien werden von Experten übervorteilt. Lassen Sie sich unabhängig beraten, auch wenn das erst mal Geld kostet.
Kollenda sieht Kandidaten derzeit vor allem im High-Tech-Bereich. Nanofocus entwickelt optische 3-D-Oberflächen-Messtechnik und will in die Produktionsüberwachung einsteigen. Interessant wäre das vor allem für die Automobilbranche. Die muss bei neuen Motoren den Spritverbrauch senken; dazu ist es notwendig, die Reibung innerhalb des Motors zu verringern.
Nanofocus hat Überwachungssysteme entwickelt, die Motorblöcke aus der laufenden Produktion zerstörungsfrei vermessen können. Früher musste man den Block zersägen, um genaue Stichproben zu nehmen. „Ein Unternehmen wie VW oder BMW könnte versuchen, sich diese Technologie exklusiv zu sichern und Nanofocus zu kaufen, um die Belieferung von Mitbewerbern zu verhindern“, hofft Kollenda.
Üppige Gewinne
Er verweist auf den Bieterkampf in der Carbon-Industrie, der Werkstoff wird für leichte Bauteile benötigt. BMW-Erbin Susanne Klatten hat sich über ihr Investmentbüro SKion, das 26,9 Prozent an SGL Carbon hält, und indirekt als Hauptaktionärin von BMW (der Autobauer besitzt weitere 16 Prozent an SGL) schon fast die Aktienmehrheit gesichert. Weitere Zukäufe werden aber von anderen Investoren blockiert; so hält VW knapp zehn Prozent, der Maschinenbaukonzern Voith rund neun.
Mit im Spiel ist Klatten auch beim Windanlagenbauer Nordex. Dessen Vorstandschef katapultierte am Dienstag den Aktienkurs um gut neun Prozent nach oben, als er in einem Interview die Aktie als Übernahmeziel chinesischer Branchengrößen ins Spiel brachte.
Im Juli hatte der französische Luxuskonzern LVMH für zwei Milliarden Euro den Kaschmirweber Loro Piana übernommen. „Der Trend zu Übernahmen in der Luxusbranche beschleunigt sich“, sagte damals Milton Pedraza, Chef des New Yorker Beraters Luxury Institute LLC, gegenüber Bloomberg. Mit dem Kauf des italienischen Familienunternehmens könnte LVMH den Grundstein für weitere Übernahmen legen. Gelingen könnten die, wenn LVMH den bisherigen Piana-Inhaber Pier Luigi Loro Piana in der Geschäftsführung seines Unternehmens lässt. Dann könnten sich weitere Unternehmer dazu entschließen, ihre Marken LVMH zum Kauf anzubieten – wenn sie weiter die Möglichkeit haben, mitzuentscheiden. So gilt auch Diego Della Valle mit seinem Konzern Tod’s als Kandidat für eine Übernahme. Das Unternehmen ist vor allem für seine Mokassins bekannt. Della Valle sitzt im Aufsichtsrat von LVMH; außerdem hält eine LVMH-Tochter 3,5 Prozent an Tod’s. Potenzial hat Tod’s auf aktuellem Kursniveau noch: Mit einem geschätzten KGV von gut 20 für 2014 ist Tod’s günstiger als europäische Modeaktien, die im Schnitt gut 15 Prozent teurer sind.
Ein weiterer Luxusriese, die französische Kering (vormals PPR), zieht bei Puma die Strippen. Als die Ergebnisse des nach Adidas zweitgrößten deutschen Sportartikelherstellers zu wünschen übrig ließen, setzte Kering 2013 einen Chefwechsel durch. Kering hatte 2007 von den Tchibo-Erben 27 Prozent übernommen und relativ schnell auf 60 Prozent aufgestockt. Seither sammelte man weiter fleißig Puma-Anteile ein und hält inzwischen 83 Prozent. Gut möglich, dass dies noch nicht das Ende ist.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Harte Gewinne mit Software
Über 80 Prozent seit Empfehlung zugelegt hat das Papier des Softwareunternehmens IBS. Allerdings dürfte das Beste jetzt gelaufen sein. Anleger sollten die üppigen Gewinne mitnehmen. Stecken könnte man sie zum Beispiel in die kleine (knapp 40 Millionen Euro Umsatz), aber hochprofitable GK Software. Das Unternehmen ist auf Softwarelösungen für den Einzelhandel spezialisiert. Zu den Kunden zählen Hornbach, Tchibo, Netto, Kaufhof und Douglas. Aufträge, wie zuletzt von Migros, werden oft zusammen mit SAP reingeholt. SAP beteiligte sich zum Jahresende mit gut fünf Prozent und hat ein bis Ende 2020 laufendes Vorkaufsrecht an den faktisch gut 52 Prozent, die noch in der Hand der Gründer sind. Die wollten auf dem aktuellen Kursniveau keine Aktien abgeben. Bei höheren Kursen könnte sich das ändern.
Heiß begehrte Software und IT
Heiß begehrt sind Unternehmen, die über Cloud-Technologie verfügen, also Programme und Daten auf große Rechner im Internet auslagern. Der TecDax-Wert Cancom übernahm deshalb Pironet, die vor allem Mittelständler wie die Kulmbacher Brauerei oder den 1. FC Köln mit Softwaredienstleistungen beliefert. Ein Angebot von Cancom an die Aktionäre von Pironet von Mitte Dezember über 4,50 Euro pro Aktie wurde noch einmal auf 4,80 Euro erhöht. Cancom hält fast 75 Prozent, dürfte aber noch aufstocken. Schon jetzt plant Cancom Gewinnbeiträge von Pironet ein.
Dass auch nach einer Mehrheitsübernahme durchaus noch Kursgewinne drin sind, beweist P&I Personal & Informatik. Das Unternehmen bietet Cloud-basierte Software für Personalmanagement. P&I wurde von der Carlyle Group an den Finanzinvestor Edge Holding weitergereicht. Der meldete zuletzt knapp 92 Prozent der Stimmrechte und bietet den Aktionären 50 Euro je Aktie, P&I notiert darüber.
US-Giganten mit vollen Kassen
Auch für die US-Technologieriesen bleibt der Aufkauf von Unternehmen eine wichtige Wachstumsstrategie, vor allem in den Boommärkten Internet, Tablets und Smartphones, Online-Werbung, Cloud Computing und Datenanalyse.
Synaptics aus dem Silicon Valley liefert die Software für die Steuerung von Displays in Notebooks, Smartphones und Tablets, beispielsweise Amazons Kindle und Googles Nexus 5. Während Apple selbstentwickelte Technologie für die Steuerung seiner iPhones und iPads verwendet, setzt die Konkurrenz auf die Lösungen von Synaptics. Das Unternehmen ist relativ unbekannt und nicht teuer. Für Giganten wie Samsung und Lenovo könnten die Kalifornier zum Ziel werden; die Asiaten wollen sich stärker im Silicon Valley einkaufen.
Auch Softwareanbieter Tibco könnte für Wettbewerber – Oracle, SAP, EMC, IBM – attraktiv sein. Tibco ist Spezialist für das Zusammenführen und Verwalten von Daten. Seine Produkte haben einen guten Ruf, sind in der Regel aber teurer als die der Konkurrenz. Tibco-Chef Vivek Ranadive hatte deshalb zuletzt Probleme, Wachstum vorzuweisen, was die Aktie unter Druck brachte. Tibco ist deshalb mit einem Börsenwert vom 3,6-fachen Jahresumsatz relativ billig. Seine Spotfire-Sparte, die große Datenmengen visualisiert, ist sehr erfolgreich im Wachstumsmarkt Datenanalyse. Der direkte Wettbewerber Tableau Software setzt nur knapp 200 Millionen Dollar um, wird aber mit dem 20-fachen Jahresumsatz bewertet.
Perlen in Wachstumsmärkten
Als weitere Perle im Wachstumsmarkt Big Data gilt Teradata. Das Unternehmen ist ein Pionier bei Data-Warehousing (Zusammenführen und Auswerten von großen Datenmengen). Kunden sind Telekom- und Handelsriesen. 2012 zog Teradata aus 2,7 Milliarden Dollar Umsatz 419 Millionen Dollar Gewinn. Doch das Wachstum hat sich 2013 abgeschwächt, vor allem wegen des Preisdrucks der Wettbewerber: Oracle, SAP, IBM, EMC und auch Amazon investieren stärker in Data-Warehousing. Die Aktie ist 2013 von 64 auf 45 Dollar gefallen. Teradata könnte mit seinem Umsatz von unter drei Milliarden Dollar zu klein sein, um in diesem Markt auf Dauer gegen die Großen zu bestehen. Zumindest einer der Top-Manager eines Wettbewerbers kennt das Unternehmen bestens: Mark Hurd, der frühere HP-Chef und jetzige Stellvertreter von Oracle-CEO Larry Ellison, führte früher Teradata.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Internet-Größen wie Google, Yahoo oder Facebook kaufen in der Regel noch nicht börsennotierte Wachstumsunternehmen. Jetzt fordert die Börse, dass sie ihren Umsatz signifikant ausbauen, deshalb könnten sie vermehrt börsennotierte Unternehmen kaufen, deren Geschäftsmodelle ausgereift sind. Zum Beispiel die Vermarkter Yelp und OpenTable, die beide mit dem Vermitteln von Dienstleistungen, vorrangig von Restaurantbuchungen, gut Umsatz machen. Die Aktien sind schon teuer, was jedoch einen Aufkauf nicht ausschließt.
Für Größen wie Yahoo oder Google würde eine Übernahme Sinn machen. Yahoo wollte Yelp schon vor dem Börsengang schlucken, scheiterte aber. Der erwartete Börsengang der chinesischen Yahoo-Beteiligung Alibaba aber dürfte Milliarden in die Kassen von Yahoo spülen.
Chefin Marissa Mayer steht unter dem Druck, in Bereiche mit bewährten Geschäftsmodellen zu expandieren, und könnte deshalb einen Aufpreis für Yelp oder OpenTable akzeptieren.