Börse New York Vorsicht vor dem Kaufrausch an Wall Street

Die ersten Rekorde sind da. Doch nun werden die Akteure an der US-Börse nüchterner. Die Computerprogramme sind heiß gelaufen. Manche Berater raten sogar schon zu einer Verschnaufpause. Andere gehen auf Schnäppchenjagd.

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Händler an der New Yorker Börse. Quelle: AP/dpa

New York An der Wall Street bekommen die Investoren langsam Angst vor der eigenen Courage. Die vergangene Woche erreichten Rekordstände des Dow-Jones-Index dürften für zahlreiche Börsianer kein Signal sein, dass die Kursrally ungebremst weitergeht.

Finanzberater empfehlen ihren Kunden vielmehr eine Verschnaufpause und Vorsicht bei neuen Engagements. "Ich werde auf Nummer sicher gehen", sagt Investmentstratege Paul Mendelsohn von Windham Financial Services. Seine Computermodelle deuten darauf hin, dass der Markt ziemlich heißgelaufen sei. "Es kommt darauf an, jetzt keinen großen Fehler zu machen", rät Mendelsohn.

Auch Frank Fantozzi, Chef des unabhängigen Vermögensverwalters Planned Financial Services, mahnt zur Zurückhaltung: "Wir sagen unseren Kunden, dass sie derzeit eher defensiv in den Markt gehen sollen." Der Finanzberater Rodd Newhouse von Wells Fargo Advisors stellt sich auf eine Kursbereinigung ein: "Ich versuche den Leuten klarzumachen, dass obwohl es einen starken Aufwärtstrend gibt, ein gewisser Rückschlag doch wahrscheinlich ist."

Marktstratege Fred Dickson von D.A. Davidson & Co. verweist auf eine ganze Reihe von bremsenden Faktoren. Dazu zählt neben der ungelösten Euro-Schuldenkrise und den automatischen Kürzungen der US-Staatsausgaben die schleppende Konjunkturerholung. Zudem dürften die amerikanischen Unternehmen nach Einschätzung von Analysten ihre Ergebnisse im laufenden Quartal nicht so stark gesteigert haben wie zu Jahresbeginn erwartet.

Ein breiter Rückzug von den Aktienbörsen ist vorerst allerdings nicht zu erwarten, denn das Interesse der Anleger bleibt groß. "Wenn ich mich für eine Anlageklasse entscheiden müsste, würde ich immer noch die Aktien aussuchen", sagt Vermögensverwalter Fantozzi. "Wir gehen weiter davon aus, dass der Markt zum Jahresende Gewinne ausweisen wird."

Daher kommt es für Investoren nun darauf an, die Spreu vom Weizen zu trennen. Fantozzi glaubt weiter an Standardwerte aus Wachstumsbranchen wie große Industrie- und Technologietitel, während er Rüstungsaktien wegen der Ausgabenkürzungen der Regierung meidet.

Ein anderes Rezept lautet: Schnäppchen rein ins Portfolio und die großen Kursgewinner wieder raus. "Wir reiten weiter auf der Welle mit", sagt Alan Lancz, Präsident des Anlageberaters Alan B. Lancz & Associates. "Aber wir nehmen Gewinne mit bei den Überfliegern, die sich wirklich gut entwickelt haben, und kaufen in Bereichen, die in diesem Jahr nachgegeben und neue Tiefstände erreicht haben", sagt er. "Wir finden immer noch günstige Einstiegsgelegenheiten."

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