Börse São Paulo Abgesang auf Brasiliens Milliarden-Illusionen

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Wichtigster Spender bei den Wahlen 2014: JBS

Bei Joesley Batista werden die Investoren nervös, wegen der Nähe des Fleischkonzerns zur Regierung: Ein Viertel seiner Aktien gehört der staatlichen Entwicklungsbank BNDES, welche die Übernahmen der Batista-Brüder im Ausland finanziert hat. Die Investoren beunruhigt, dass der Fleischkonzern der wichtigste private Spender bei den Wahlen 2014 war: Nach offiziellen Angaben finanzierte die Schlachthauskette mit 50 Millionen Dollar die Wahlkämpfe von Abgeordneten, Senatoren und Parteifonds. Acht Millionen Dollar spendete der Konzern direkt in die Wahlkampfkasse der wiedergewählten Präsidentin Rousseff. Inzwischen versucht die Opposition in Untersuchungsausschüssen herauszubekommen, ob bei der Kreditvergabe für JBS alles sauber verlaufen ist.

Lukrative Staatsgeschäfte

Die Fehler von Odebrecht und Esteves und möglicherweise auch der beiden Batistas ähneln sich: Sie konnten nicht der Versuchung widerstehen, sich auf lukrative Geschäfte mit dem Staat einzulassen und Vorteile durch die Nähe zur Regierung zu bekommen. Dann nämlich winken gewaltige Renditen. Eine kleine Paragrafenänderung allein kann Milliarden wert sein. Preise, die am Markt nie akzeptiert würden, werden von Amts wegen durchgewinkt. Staatsbanken finanzieren auf einen Wink aus Brasília Investitionen und Übernahmen zu Zinsen unter der Inflationsrate. Dafür müssen aber eben Schmiergelder bezahlt werden – an Beamte, Politiker und Manager.

Bis vor Kurzem wäre den Tätern nichts passiert. Doch 2014 ist ein Antikorruptionsgesetz in Kraft getreten, das einen Epochenwandel eingeleitet hat. Unternehmen können jetzt bestraft werden, wenn Mitarbeiter einen Beamten oder Konkurrenten bestechen. Bisher redeten sich Unternehmen damit heraus, dass Mitarbeiter aus eigenem Antrieb bestochen hätten.

Für den Ruf der brasilianischen Börse sind die Abstürze der Stars fatal: Wer will künftig noch brasilianische Aktien kaufen, wenn sich die meisten Erfolgsgeschichten der Vergangenheit als Luftnummern erwiesen haben? Investoren fragen sich jetzt, wer als Nächster stürzen könnte. Kandidaten sind etwa die Betreiber privater Universitäten: Kroton, Estacio und Anima zählen zu den größten Bildungskonzernen weltweit. Ihren kometenhaften Aufstieg zu milliardenschweren Kapitalgesellschaften verdanken sie den großzügigen Stipendienprogrammen der Regierung.

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