Hegdefonds haben eine gute Nase für intransparente Märkte. Bei keiner anderen Branche wetten sie so hemmungslos auf den Untergang wie bei Solaraktien. Zeitweise waren 45 Prozent der Q-Cells-Aktien verliehen – hauptsächlich für Wetten auf fallende Kurse.
Deutsche Solaraktien sind für Hedgefonds das ideale Opfer. Sie sind vergleichsweise klein, es ist schwer abzuschätzen, wer am Ende überleben wird, und die schlechte Nachrichtenlage schwächt die Branche insgesamt. Klein ist gut, weil die Zocker wenig Kapital brauchen, um die Kurse zu bewegen. Branchenprimus SMA Solar bringt 1,1 Milliarden Euro auf die Waage, Solarworld sogar nur 330 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Der kleinste Dax-Wert, die Lufthansa, ist 4,6 Milliarden Euro schwer. Unsichere Perspektiven für die Solarbranche sind der ideale Nährboden für Gerüchte; auch angeheizt durch Hedgefonds. Je angeschlagener eine Branche ist, desto leichter lassen sich Kurse mit Gerüchten in den Keller treiben. Jetzt kürzt auch noch die Bundesregierung die Subventionen für Solarstrom; eine willkommene Steilvorlage für Zocker.
Das Ende der fetten Subventionen ist jedoch nicht der Untergang der Solaraktien. Ganz im Gegenteil. Bisher verzerrt die staatliche Förderung den Wettbewerb. Auch schwächere Unternehmen können Geld verdienen. Für Anleger ist schwer abzuschätzen, wie viel Solaraktien tatsächlich wert sind. Entsprechend chaotisch sehen die Kurscharts aus. Wie Gummibälle springen Solarworld oder Q-Cells auf und ab. Inzwischen sind die deutschen Solaraktien zu reinen Zockerpapieren verkommen.
Rote Zahlen
Wenn jetzt die Stromkunden weniger Subventionen zahlen müssen, trennt sich die Spreu vom Weizen. So macht sich beispielsweise Solarhybrid ernsthaft Sorgen um seine Zukunft. Ohne Fördergelder stünden Projekte auf der Kippe.
Die Liste der Sorgenkinder ist lang. Q-Cells und Solarworld schreiben rote Zahlen. Solon ist inzwischen nur noch eine leere Hülle. Mitleid ist unangebracht. Unternehmen, die ohne Zuschuss nicht überlebensfähig sind, verabschieden sich. So ist der Markt.
Wer überlebt, nähert sich schrittweise der Normalität. Solarmodule werden billiger und effizienter. Die Kosten für Solarstrom sinken. Bereits 2014 soll in Ländern rund um den Äquator Strom aus Fotovoltaikanlagen genauso viel kosten wie der konventionelle Energiemix aus Gas, Kohle und Atomkraft. Ist Solarstrom erst einmal wettbewerbsfähig, sind Solaraktien Technologietitel wie andere auch.
Dann entscheiden über den Erfolg nur noch die Qualität von Technologie und Produkten und die Fähigkeiten des Managements. Subventionen, ob vom Staat oder vom Stromkunden, haben dagegen ausgedient. Anleger müssen sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie sich diese oder jene Änderung bei den Förderregeln auf die Solaraktien auswirken könnte.
Die Zocker müssten sich dann ein anderes Spielzeug suchen – gute Aussichten für Anleger.