Börse Wie mächtige Fonds den Dax dominieren

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Und dann müssen alle gleichzeitig verkaufen

Blackrock wird in der Studie als US-Investor gezählt, obwohl in den ETFs zum Beispiel auch Geld deutscher Anleger liegt. Würde das Geld herausgerechnet, läge der Dax-Anteil deutscher Aktionäre höher. Auch wenn die ETF-Anbieter keine detaillierten Zahlen nach Landesherkunft liefern können: Mehr als etwa ein Prozent des Gesamtaktienkapitals macht das Geld deutscher Anleger bei ausländischen ETF-Anbietern selbst bei sehr großzügiger Schätzung nicht aus.

Es gibt Gründe, so angelegtes Kapital US-Investoren zuzurechnen. Denn Anleger geben ihre Stimmrechte ab. Blackrock gewinnt immer größeren Einfluss – etwa über die Stimmabgabe auf der Hauptversammlung oder durch Interventionen hinter den Kulissen. So hat Blackrock-Chef Laurence Fink einen Brief an Dax-Chefs geschrieben und sie gebeten, langfristig zu denken und mehr Geld zu investieren, statt auszuschütten.

Wo Strategen den deutschen Leitindex Ende 2016 sehen
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Blackrock sieht sich selbst als Anleger, der langfristig orientiert sei, „dadurch können wir aktiv auf Unternehmen einwirken und uns für Änderungen einsetzen, die nach unserer Überzeugung langfristig den Wert der Unternehmen erhöhen“. Über „aktives Aktionärstum“ suche man den Dialog.

Eine weitere einflussreiche Gruppe unter den Dax-Investoren sind die Fonds ölreicher Staaten wie Norwegen, Saudi-Arabien oder Kuwait. Verschärfen sich deren Haushaltsprobleme aufgrund sinkender Einnahmen aus Ölgeschäften, versilbern sie Aktien und drücken die Kurse. So verzeichnete Ipreo 2015 gut 60 Prozent Dax-Depotverlust bei der Zentralbank Saudi Arabian Monetary Agency. Die Dax-Depotwerte der Staatsfonds aus Kuwait und Saudi-Arabien gingen um 1,5 Milliarden US-Dollar zurück, gut 30 Prozent. Dahinter können auch Kursverluste der gehaltenen Dax-Aktien stehen. Das Gros dürften aber Verkäufe sein. Setzt sich der jüngste Anstieg des Ölpreises weiter fort, könnte der Trend drehen. Auch die Idee, fünf Prozent von Saudi-Arabiens staatlichem Ölgiganten Saudi Aramco an die Börse zu bringen, könnte Milliarden einspielen. Einen Teil der Einnahmen dürften die Saudis in Deutschland investieren.

Krisen sorgen für Repatriierung von Vermögenswerten

In Krisenzeiten ist ausländisches Kapital scheu: So ging der von Ausländern gehaltene Anteil deutscher Aktien nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers stark zurück. „In dieser Zeit hat weltweit eine Repatriierung von Vermögenswerten stattgefunden“, schreibt die Bundesbank.

Die meisten Investoren finden deutsche Aktien derzeit jedoch attraktiv. Blackrock etwa sagt, dass das Unternehmen europäische Aktien „übergewichtet“, Deutschland als stärkste Volkswirtschaft der Euro-Zone spiele dabei eine „gewichtige Rolle“. Eine Auswahl der Titel sei entscheidend. Finanztitel etwa würde Blackrock „weniger präferieren“, Immobilientitel aber sähen gut aus.

Auch aktivistische Investoren aus dem Ausland interessieren sich für deutsche Aktien. So interveniert der von Chris Hohn geführte britische Hedgefonds TCI aktuell bei Volkswagen. TCI halte über zwei Prozent der Vorzugsaktien, bestätigt TCI-Partner Ben Walker. Fondschef Hohn ist mit seinen Attacken oft erfolgreich gewesen, vor Jahren brachte er den Chef der Deutschen Börse zu Fall.

Jetzt also VW: Deren Manager, findet TCI, machen sich die Taschen voll und leisten zu wenig. In einem Brief hat Hohn Kritik geübt. Ohne den auf Porsche entfallenden Anteil sei der VW-Gewinn seit 2011 zurückgegangen, schreibt er. Die Manager hätten dennoch 400 Millionen Euro verdient. „Das Management ist für sein Versagen belohnt worden“, schreibt Hohn. VW wollte die Aussagen nicht kommentieren. An TCI schrieb VW-Finanzvorstand Frank Witter aber, dass VW einen „konstruktiven Dialog“ mit Investoren begrüße. Bei vielen der von TCI angesprochenen Punkte sei man sich gar einig.

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