Börse und Notenbanken Geldflut rettet Märkte vor dem Austrocknen

Die Investoren zählen immer noch darauf, dass die Zentralbanker mit einer Geldflut zur Seite stehen, wenn Aktienkurse abstürzen. Eine Analyse zeigt nun: Die Märkte brauchen pro Quartal 200 Milliarden Dollar.

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Damit die Märkte nicht einbrechen, müssen die EZB und andere Zentralbanken Milliarden zuschießen. Quelle: dpa

Eine Put-Option gibt Investoren das Recht, einen Vermögenswert zu einem festgesetzten Preis zu verkaufen. Darauf basiert die Vorstellung, dass Notenbanken einen Boden für fallende Märkte einziehen und auf diese Weise dafür sorgen werden, dass nicht ganze Volkswirtschaften mit in den Abgrund gerissen werden.

Vorige Woche hatten die Märkte wieder einen Schwächeanfall und bei dieser Gelegenheit waren es James Bullard, der Präsident der St. Louis Fed, sowie Andrew Haldane, der Chefvolkswirt der Bank von England, die auf den Plan traten. Bullard sagte, die Fed solle überlegen, ob sie das Ende ihres Programms zum Ankauf von Anleihen nicht hinauszögere, um den Abwärtstrend bei den Inflationserwartungen zu stoppen. Haldane meinte, er sei weniger geneigt, für eine Zinserhöhung zu stimmen als vor drei Monaten.

„Diese Kommentare hinterließen an den Märkten den Eindruck, dass der 'Notenbank-Put' nach wie vor wirksam ist”, schrieben Londoner Devisenstrategen von Morgan Stanley unter Leitung von Hans Redeker am Montag in einer Studie.

Matt King, Leiter Kreditstrategie weltweit bei der Citigroup, hat mit seinen Kollegen ermittelt, wieviel Liquidität die Zentralbanken jedes Quartal bereitstellen müssen, um ein Abrutschen der Märkte zu verhindern.

Sie schätzen, dass die Abwesenheit jeglicher Stimuli mit einem zehnprozentigen Rückgang der Aktienmärkte im Quartal vereinbar ist und kommen auf dieser Basis zu dem Ergebnis, dass die Zentralbanken alle drei Monate rund 200 Milliarden Dollar bereitstellen müssen, um einen Ausverkauf an den Märkten zu verhindern.


Pro Jahr fast eine Billiarde Dollar

Die Federal Reserve und andere Notenbanken drosseln derzeit ihre Nettoliquiditätszufuhr. 2012 betrug sie noch fast eine Billiarde Dollar, doch mittlerweile nähern sie sich der magischen Marke. Aus Sicht von Kings Team „ist eine negative Reaktion an den Märkten schon lange überfällig.”

„Nach unserer Auffassung ist die Marktschwäche eher eine fast schon verspätete Reaktion auf eine vorübergehende Flaute in der Stimulierung durch die Notenbanken – und nicht so sehr auf eine verminderte Wirkung dieser Stimulierung bei der Stützung der Preise von Vermögenswerten”, schrieben sie in einer Studie vom 17. Oktober.

Strategen von Bank of America Merrill Lynch schrieben am Dienstag in einer Studie, ein weiterer Rückgang von zehn Prozent am US-Aktienmarkt werde wohl Spekulationen auf eine vierte Runde quantitativer Lockerung durch die Fed auslösen. Damit würde die Fed genauso reagieren, wie sie es 2010 nach Kursverlusten von elf Prozent und 2011 von 16 Prozent tat.

Die gute Nachricht für Investoren ist aus Sicht von Citigroup, dass die Fed zwar weiterhin ihren Kurs der Drosselung weiterverfolgt und ihr Anleiheankaufprogramm wohl in diesem Monat beenden wird, dass aber die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan diesen Effekt in den kommenden Monaten mit neuen Konjunkturanreizen mehr als wettmachen werden.

Den Grund für die Konjunkturstützung sehen die Citigroup-Experten in der Furcht der Notenbanken, dass ein nachhaltiger Ausverkauf an den Märkten den zaghaften Ausblick für die Wirtschaft umkippen könnte, den sie absichern sollen.

„Solange Notenbanken sich viel mehr Sorgen um eine Rückkehr der Rezession als um Preisblasen machen, haben sie kaum eine andere Wahl, als wieder anzutreten”, heißt es in der Citigroup-Studie.

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