Börse Welche Aktien von der Energiewende profitieren

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Grundlaststrom ist jene Elektrizität, die immer produziert und immer gebraucht wird, egal, ob es gerade Bedarfsspitzen gibt oder nicht.

Allein in den USA ließen sich mit Smart Grids bis zu 15 Prozent des Strombedarfs einsparen, schätzt Google, das zusammen mit GE gerade ein solches Netz aufbaut. Dazu sind neben digitalen, sogenannten intelligenten Stromzählern, wie sie zum Beispiel die US-Firmen Itron, GE und Skyworks herstellen, vor allem Softwarelösungen nötig, die die Stromflüsse lenken und regeln. Die Berliner PSI gehört neben Siemens zu den führenden Anbietern solcher Lösungen.

Die billigste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Das klingt banal, umso erstaunlicher ist, dass weltweit Energie trotz enorm steigender Preise noch immer im großen Stil vergeudet wird. Seit den Energiekrisen der Siebziger gab es zwar unzählige Initiativen zum Energiesparen; doch wurden bisher alle Erfolge stets vom insgesamt schneller wachsenden Bedarf wieder wettgemacht. Der globale Energieverbrauch ließe sich nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) über eine bessere Energieeffizienz von Gebäuden, Transport und industriellen Prozessen bis 2050 um bis zu ein Drittel senken. Allein in Deutschland ließe sich bis 2020 der jährliche Stromverbrauch um 68,3 Milliarden Kilowattstunden reduzieren, was der Leistung von zehn Kernkraftwerken entspricht.

Effizienter Einsatz

Allmählich aber werde das Potenzial von Energieeffizienz-Maßnahmen erkannt, meint Liebe von Pictet. Russland und China haben vor Kurzem ihre hochtrabenden Pläne zur Energieeinsparung publik gemacht. Bis 2030 will Premier Wladimir Putin 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs, gemessen am BIP (Bruttoinlandsprodukt), einsparen. Die Industrie will nun – auch auf Druck von Anlegern – dagegen angehen. "Energieeffizienz ist aus Investoren-Sicht das einfachste Feld, in die Energiewende zu investieren", meint Fondsmanager Diana, "denn anders als bei Wind oder Solar zahlen sich Investitionen in der Regel schnell aus, haben für Unternehmen einen unmittelbaren Kosteneffekt."

Schätzungen zufolge kosten veraltete Lager, Relais, Leitungen, Pumpen, Ventile, Elektromotoren und Getriebe in Industrieunternehmen bis zu 40 Prozent der verbrauchten Energie. Neben Siemens und ABB ist Schneider Electric einer der großen Player in der Energieeffizienz. Im angelsächsischen Raum ist Konkurrent Cooper stark vertreten. Vom Austausch alter, ineffizienter elektromechanischer Bauteile profitiert auch Johnson Controls; die Amerikaner investieren stark in Speichertechnik, wollen sich wegentwickeln vom reinen Automobilzulieferer. Die deutsche KSB ist weltweit führend im Geschäft mit hochwertigen Pumpen. Ähnlich wie Gazprom für Gas, können Anleger Schneider Electric als Basisinvestment für Energieeffizienz einsetzen. Die Franzosen sind in der Automatisierungstechnik weltweit führend, außerdem bei Trafos und Relais. Daneben hat Schneider Regel- und Steuertechnik im Programm, mit der sich der Energieverbrauch von Industrieprozessen um bis zu 30 Prozent senken lässt.

Auch im Gebäudemanagement ist der Konzern aktiv – ein Geschäft, in dem sich sonst traditionell Mittelständler wie Centrotec oder Imtech tummeln. 40 Prozent der verbrannten und verstromten Primärenergie gehen laut Berechnungen der US-Energiebehörde weltweit nur für das Heizen, Kühlen und Beleuchten von Gebäuden drauf. An der Börse ist diese Botschaft angekommen; die meisten Aktien der Dämmstoffbranche wie Sto, Rockwool oder Steico haben sich in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt.

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