Börsen Asien Japans Börse feiert Macron

Der Yen wird schwächer, die Aktien steigen - Asiens größter Finanzplatz begrüßt das Ende der Frexit-Angst. Allerdings ist die Dauer der Rally ist umstritten, da die Anleger den Sieg schon vorweggenommen hatten.

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Tokio Anleger in Japans Finanzmarkt haben mit deutlicher Erleichterung auf den Sieg von Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen regiert. Der Euro stieg bis zehn Uhr morgens Ortszeit um etwa ein Prozent auf mehr als 123 Yen, der US-Dollar immerhin noch um ein halbes Prozent auf fast 113 Yen, da die Angst über einen möglichen Zerfall der Eurozone vorerst gebannt ist.

Mit dem schwächeren Yen legte bis dahin auch der Nikkei-Index der Tokioter Börse um 1,8 Prozent auf 19787 Yen zu. In Japan herrscht sogar Hoffnung, dass es noch Luft nach oben gibt. Itsuo Toshima, ein Kolumnist der Wirtschaftszeitung Nikkei, glaubt, dass der Yen im gleichen Maße schwächer werden wird, in dem sich nun die Unsicherheit in der Welt legen könnte.

Er kalkuliert, dass der US-Dollar nach seinem jüngsten Fall wieder auf 115 Yen steigen und der Nikkei die Mauer von 20.000 Yen überspringen könnte. Und er ist kein Einzelfall. Laut einer Vorwahlumfrage der Investmentbank Nomura erwarteten große japanische Bond-Anleger für den Fall eines Macron-Sieges mehrheitlich, dass der Euro in den kommenden sechs Monaten stärker wird.

Doch das Ausmaß einer möglichen globalen Kursrally ist umstritten, da die Finanzmärkte bereits einen Sieg des ehemaligen Investmentbankers vorweggenommen hatten – auch in Japan. Seit Mitte April stieg der Euro gegenüber dem Yen bereits von ängstlichen 115,36 auf über 120 Yen. „Jegliche Erleichterungsrally dürfte daher kurzfristig beschränkt sein“, urteilt das UBS CIO Wealth Management in einem Bericht.

Der Fokus würde sich jetzt auf Frankreichs Wirtschaft und die Parlamentswahlen im Juni verschieben, meinen die Schweizer Vermögensverwalter. Immerhin sehen sie ohne Frexit-Angst wieder rosiger in die Zukunft.
Sie erwarten, dass Frankreichs Wirtschaft dieses Jahr um 1,3 Prozent wachsen wird. Außerdem legen für sie jüngste Umfragen nahe, dass Macrons junge Bewegung En Marche! deutlich besser als bisher erwartet abschneiden könnte und damit die Chancen steigen, dass er sein Reformprogramm auch umsetzen kann.

Ihre Hoffnung ziehen die Beobachter aus einer Umfrage von Opinion Way am 3. Mai, nach der Macrons Wahl-Bund 249 bis 286 der 577 umkämpften Sitze gewinnen könnte. Damit hätte der parteilose Kandidat eine starke politische Hausmacht, die ihm bisher fehlt.

Die Börsen in Festlandchina und Hongkong wiederum zeigten sich weitgehend unbeeindruckt von Macrons Wahlsieg. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng Index stieg zwar zum Auftakt des Handelstages um 0,32 Prozent. Der Shanghai Composite und Shenzhen Composite startete jedoch mit einem Minus von 0,51 Prozent und 0,429 Prozent. Analysten machten strengere Vorgaben des Pekinger Finanzministeriums für Lokalregierungen für den Schwachen Marktauftakt verantwortlich.
Die Börsen in Schanghai und Shenzhen sind noch weitgehend von internationalen Finanzmärkten abgekoppelt. Daher haben internationale Großereignisse traditionell einen geringeren Einfluss auf die Bewertungen der Unternehmen als innenpolitische Entscheidungen. Die Börse in Hongkong ist hingegen voll in das internationale Finanzsystem integriert und reagiert daher stärker auf globale Ereignisse.

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