Sie wurden 2011 aus der Haft entlassen. Arbeiten Sie nun an dem Programm mit den gleichen Mitteln weiter?
Richtig. Die Recherchen sind heutzutage auch viel einfacher geworden. Zu der Zeit, da wir die Daten per Hand eingeben mussten, waren rund 240 Leute auf der ganzen Welt im Einsatz. Wir wollen es jetzt auch online zur Verfügung stellen, sodass jeder sein Portfolio eingeben und damit überwachen kann.
Dieses Programm hat ein zyklisches Modell ermittelt, demzufolge alle 8,6 Jahre eine größere Wirtschaftskrise ausbrechen soll? Wettervorhersagen jenseits von vier Tagen stimmen selten, und Sie wissen auf Monate, was das komplexe System Wirtschaft macht? Was kommt denn als Nächstes?
Ich erwarte einen Crash im Oktober dieses Jahres, weil dann die Blase an Staatsanleihen platzt. Um den 17. herum sollten die meisten das verstanden haben. Erste Anzeichen werden weitere wirtschaftliche Unruhen in Europa sein. Hinzu kommt, dass die Federal Reserve die Zinssätze anheben wird.
Und der Euro bricht vermutlich auch ein?
Korrekt. Mitglieder der EU-Kommission kamen vor Einführung des Euro zu mir, und ich sagte ihnen, dass sie zuvor erst mal alle Schulden konsolidieren müssten, um eine stabile Währung zu erreichen. Sie erklärten mir, dass es dafür noch keine politische Unterstützung gäbe und die einheitliche Währung die erste Priorität sei. Konsolidierung sei im nächsten Schritt geplant. Aber in der nächsten Phase sind dann die betreffenden Personen nicht mehr im Amt, und ihren Nachfolgern fehlt dann der Wille, das durchzusetzen. Die Situation, die dadurch entstanden ist, ist ungefähr so, als gäbe es keine Staatsschulden in den USA, sondern nur die Schulden der Bundesstaaten. Wenn Sie Geld anlegen wollen, wird das zu einem russischen Roulette. Die USA als ein einziger Gesamtschuldner sind viel stabiler. Der Euro hätte als Konkurrenz zum Dollar nur überleben können, wenn die Schulden aller Staaten konsolidiert worden wären. Was passiert also? Man kauft deutsche Bundesanleihen, sodass deren Kurse entsprechend steigen.
Die Mehrheit der Ökonomen sieht Deutschland bisher von den Krisen wenig berührt. Ihr Crash-Szenario scheint das recht exklusiv anders zu sehen.
In dem Fall wird Deutschland vor einer Rezession nicht gefeit sein, es kann sich vom Niedergang der europäischen Nachbarländer nicht abkoppeln. Europa wurde durch diesen Sparkurs auseinandergerissen. Deutschland ist einfach zu sehr auf seine Inflationsangst fixiert, während wir in den USA die Deflation fürchten – jedes Land hat seine historisch bedingten Antipathien gegen die Probleme, mit denen es in der Vergangenheit kämpfte. Ihr Land muss einfach erkennen, welche Prozesse einen Anstieg der Inflation fördern und welche nicht. Und wir sind an einem Punkt angekommen, wo Schuldenmachen die Inflation eher vorantreibt als das Gelddrucken.