Börsen-Unwort des Jahres: Das schlimmste Finanz-Kauderwelsch

Börsenunwort des Jahres 2005: Heuschrecken

Der schlechte Ruf der Hedgefonds hatte 2005 seinen Ursprung. Den Begriff hatte der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering geprägt, der das Verhalten der „anonymen Investoren“ mit einer Heuschreckenplage verglich. Für Unmut sorgte vor allem die kurzfristige Profitgier mancher Kapitalgeber, die die langfristigen sozialen Kosten ignorierten. In diesem Zusammenhang wurden auch Private-Equity-Gesellschaft genannt, die mit ihren Unternehmensbeteiligungen vor allem das Ziel hatten, kurzfristige Gewinne aus den Konzernen in die eignen Taschen zu leiten.

Quelle: Börse Düsseldorf

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2006: Börsen-Guru

Gurus sind in der hinduistischen Lehre allwissende Propheten. Sie sind also in der Lage in Zukunft zu sehen. An der Börse soll es von solchen Gurus nur so wimmeln. Sie heißen Warren Buffett, George Soros oder John Paulson. Doch in Wirklichkeit kann keiner von ihnen und all den Nichtgenannten auch nur eine Minute in Zukunft blicken. Die Börse Düsseldorf hat das Wort „Börsen-Guru“ daher 2006 zum Börsen-Unwort des Jahres gekürt. Ein Guru im eigentlichen Sinne widerspreche dem Wesen der Börse, so die Jury.

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2007: Subprime

Bis 2007 war es in den USA fast unmöglich keinen Kredit zu bekommen. Wer wollte ging zur Bank und ließ sich den Betrag, den er braucht, auf das eigene Konto spülen. Die Kredite an eigentlich zahlungsunfähige Menschen wurden „Subprime“-Kredite getauft. Ausgebuffte Finanzmathematiker hatten hierzu das Modell der Modelle zur wundersamen Geldvermehrung gefunden. In der schönen neuen Welt konnten sich so selbst mittellose Menschen ein Eigenheim leisten. Doch die Modelle erwiesen sich als dramatisch falsch. Sie fußten auf völlig realitätsfernen Grundannahmen. Die Folge: Zahlreiche Banken gingen Pleite, viele Menschen verloren ihre Existenzgrundlage und riesige Geldsummen gingen über Nacht verloren.

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2008: Leerverkauf

Während sich der Strudel der Subprime-Krise immer schneller drehte, versuchten einige Börsianer aus dem Leid anderer Kapital zu schlagen. Mit sogenannten Leerverkäufen wetteten sie auf einen bestimmten Kursverlauf. Die Jury der Börse Düsseldorf befand den Begriff „Leerverkauf“ jedoch als irreführend. Er lasse befürchten, dass Leerverkäufe ohne jeden Inhalt ablaufen würden. Jeder Verkäufer aber müsse das Wertpapier, auch ein ausgeliehenes, im Depot haben, weil er am Kassamarkt binnen zweier Tage seiner Lieferverpflichtung gegenüber dem Käufer nachkommen müsse.

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2009: Bad Bank

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008/2009 mussten zahlreiche Banken die Segel streichen. Die wohl schwerwiegendste Pleite war die von Lehman Brothers. Sie zog andere Geldhäuser mit in die Zahlungsunfähigkeit. Darunter auch die deutsche Hypo Real Estate (HRE). Die Bundesregierung sah sich gezwungen diese „schlechte“ Bank über die Gründung einer weiteren „Bad Bank“, in der die HRE eingebunden wurde, von den Märkten zu nehmen, um den Problemen der Finanzkrise Einhalt zu gebieten.

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2010: Euro-Rettungsschirm

Die Finanzkrise 2008/2009 wurde von den Märkten gerade erst verdaut, da stand die nächste Krise bereits vor der Tür. Griechenland geriet in immer größere Schwierigkeiten, weil das Land nicht mehr wie zu Zeiten vor der Finanzkrise so einfach und günstig an Kredite kam. Die Vorsicht der Geldgeber ließ Griechenland in die Zahlungsunfähigkeit abstürzen. Auch Spanien, Portugal, Italien und Irland kamen in arge Bedrängnis. An den Märkten stiegen daher die Sorgen um den Euro. Die Börsen rauschten in die Tiefe, der Euro verlor an Wert. Die Minister des europäischen Währungsraumes mussten handeln. Sie beschlossen einen milliardenschweren Euro-Rettungsschirm, um die Auswirkungen der Euro-Krise abzudämpfen und einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu verhindern.

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2011: Euro-Gipfel

Im Zuge der Euro-Krise organisierten die Regierungsmitglieder der Euro-Staaten zahlreiche Treffen, auf denen nach gemeinsamen Lösungen aus der Euro-Krise gesucht wurde. Die Börse Düsseldorf befand jedoch, dass die sogenannten Euro-Gipfel nur geringe Auswirkungen erzielen konnten, was konträr zu den Eigenschaften eines Berggipfels stünde.

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2012: Freiwilliger Schuldenschnitt

Der Schuldenschnitt in Griechenland war ein heiß diskutiertes Thema. Am Ende wurde er als „freiwilliger Schuldenschnitt“ bezeichnet. Allerdings wurden bei diesem zahlreiche Privatanleger enteignet. An den Verhandlungen zum Schuldenschnitt durften sie jedoch nicht teilnehmen.

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2013: Billiges Geld

Um die Kreditvergabe anzukurbeln und die Ansteckungsgefahr der Euro-Schuldenkrise auf die Börsen abzumildern haben sich die Notenbanken auf ein einfaches Mittel geeinigt – billiges Geld. Fed, EZB & Co. haben ihre Leitzinsen auf ein Null-Niveau runtergeschraubt und die Märkte über Anleihekäufe mit riesigen Geldsummen überschwemmt. Das billige Geld hat seinen Zweck zumindest an den Aktienmärkten erfüllt. Dow Jones und Dax konnten 2014 neue Rekordmarken setzen.

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2014: Guthabengebühr

Während die Federal Reserve den Leit- und Einlagezins nicht unter die Null-Prozent-Grenze fallen ließ, ging die Europäische Zentralbank unter Mario Draghi eine Schritt weiter. Seit 2014 sind die Banken mit einem negativen Einlagezins konfrontiert. Gewerbliche Kunden müssen bei größeren Einlagen nun einen „Strafzins“ zahlen. Die Geldhäuser vermeiden jedoch diese Begrifflichkeit. Sie bezeichnen die Strafzinsen beschönigend als „Guthabengebühr“, die laut Dirk Elberskirch, Vorstandschef der Börse Düsseldorf, etwas Positives suggerieren würden. „Es ist schon ein Unding, dass man für Einlagen eine Gebühr an sein Kreditinstitut bezahlen soll. Als `Guthabengebühr` bezeichnet, klingt dies zwar weniger schlimm, deutlich wird aber auch, dass die Maßnahme der EZB nicht wie geplant positiv auf die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen wirkt, sondern schlicht an die Kunden weitergereicht wird und damit verpufft. Ich kann nur hoffen, dass Privatanleger von Guthabengebühren verschont bleiben,“ so Elberskirch zu Begründung zur Wahl des Börsen-Unwortes des Jahres 2014. 

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Börsen-Unwort des Jahres 2015: Zinswende

Jüngst wurde auch das Börsen-Unwort des vergangenen Jahres 2015 gekürt: Der Begriff "Zinswende" ist es geworden. Und zwar deshalb, weil sie schon seit Jahren von Investoren angekündigt wird, aber bis heute nicht umgesetzt wurde. Zumindest nicht im Euroraum, wo mittlerweile Bundesanleihen bis zur Laufzeit sechs Jahre mit Minuszinsen ausgestattet sind und sogar italienische Staatsanleihen negativ rentieren. Dirk Elberskirch, Vorsitzender des Vorstands der Börse Düsseldorf, kommentiert die Entscheidung: „Selbst, wenn nach Minuszinsen mal wieder ein moderater Guthabenzins erzielbar sein sollte, so sind wirklich hohe Zinsen auf lange Zeit nicht in Sicht. Wie auch? Ohne Wende entfernt sich das Boot immer weiter in dieselbe Richtung und Wenden ohne Schwung funktionieren nicht.“

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