Folge: Immer mehr wohlhabende Privat- und große institutionelle Anleger kehren an die Börse zurück. Andreas Beck, Leiter des Instituts für Vermögensaufbau, der Zehntausende von Depots analysiert, beobachtet, „dass mit der Fortdauer des Zinstiefs und Anlagenotstands die Anti-Aktien-Front weiter bröckelt“. Viele Anleger seien nach Rendite regelrecht „ausgehungert“, so Beck. Das betreffe wohlhabende Privatleute genauso wie die Manager von Versicherungen, Pensionsgeldern und Stiftungen.
Vergangene Woche erzählte der Manager einer Lebensversicherung stolz, dass er seine Aktienquote 2012 „fast verdoppelt“ habe – von 1,6 auf 2,8 Prozent. Immerhin.
Die Aktienrally aus Mangel an Alternativen könne „noch eine ganze Weile anhalten“, meint sogar der notorisch pessimistische Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer von PSM in München. „Viele institutionelle Anleger stehen Gewehr bei Fuß, sie warten auf einen Rücksetzer, um etwas günstiger reinzukommen, wollen aber die nächste Dividenden-Saison im April und Mai unbedingt mitmachen.“ Sollte der Rücksetzer ausbleiben, würden sie nervös.
„Viele waren schon 2012 nicht dabei, als der Dax kräftig zulegte, jetzt wollen sie unbedingt noch aufspringen“, sagt Hendrik Leber vom Fondsanbieter Acatis.
Droht da schon die nächste Blase? „Die Euro-Krise ist nur besänftigt, nicht behoben; ein Rückschlag ist daher jederzeit möglich“, sagt Reiner Sachs, Vorstand Shareholder Value AG. Doch auch er bleibt optimistisch: Durchaus denkbar sei zum Beispiel, „dass die Weltwirtschaft und damit die Unternehmensgewinne 2013 positiv überraschen und die vorausgelaufenen Kurse einholen“, so Sachs. Auch das wäre nicht das erste Mal, meint der Fondsmanager, „ex ante sind Haussen nie erkennbar“.
China und die Wachstumsdelle
Auch 1980, 1994 und 2003 entstanden langjährige Haussen aus damaliger Sicht quasi aus dem Nichts. Im Nachhinein stellte sich aber stets heraus, dass die Börse die sich abzeichnende Erholung der Umsätze und Gewinne der Unternehmen nur vorweggenommen hatte.
So könnte es auch diesmal laufen. Immer mehr deutet darauf hin, dass China seine Wachstumsdelle von 2012 überwindet und wieder zur Lokomotive der Weltwirtschaft werden könnte. „Auch die USA könnten positiv überraschen“, meint Sachs. Am Dienstag etwa meldete der zuvor verlustreiche Aluminiumkonzern Alcoa überraschend für das letzte Quartal schon wieder Gewinne.