Börsengang Sieben Gründe, Facebook nicht zu kaufen

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FB soll Aktionäre reich machen

Die Gewinner des Facebook-Börsengangs
Peter Thiel ist bekannt für seine verrückten Investmentideen. Quelle: REUTERS
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Quelle: dapd
Dustin Moskovitz Quelle: dapd
Facebook-Managerin Sheryl Sandberg Quelle: REUTERS
Napster-Gründer Sean Parker Quelle: AP
Internet-Invester Yuri Milner Quelle:
Accel Partners & James BreyerZusammen mit der Investmentfirma Accel Partners war James Breyer (r.) einer der ersten Geldgeber Facebooks: 12,7 Millionen Dollar investierten die Partner 2005 in das soziale Netzwerk. Mit 201,34 Millionen Aktien hat sich dieses Investment auf jeden Fall gelohnt. Zum Börsengang planen die Geldgeber jetzt 38,2 Millionen Aktien davon zu verkaufen – und würden damit 1,34 Milliarden Dollar einstreichen. Quelle: dapd

Aktien für bis zu 14,7 Milliarden Dollar sollen verkauft werden. Rund die Hälfte des Erlöses bekommt Facebook, die andere Hälfte kassieren Risikokapitalfonds, Hedgefonds, Vehikel der Investmentbank Goldman Sachs, die russische Mail.ru und Einzelinvestoren wie der Deutsch-Amerikaner Peter Thiel – und natürlich Zuckerberg selbst. Der will damit vor allem Steuern bezahlen. Facebook dürfte seine Milliarden in den Aufkauf von Technologieunternehmen und den Aufbau von neuen Diensten stecken.

Die ersten Aktien, die auch Zuckerberg bekam, wurden zu sechs Cent ausgegeben. An die Mitarbeiter verteilte Papiere kommen in die Gewinnzone, wenn der Facebook-Kurs über 94 Cent liegt. Daran dürfte es nicht scheitern: Facebook bietet die Aktien in einer Spanne von 34 bis 38 Dollar an. Früheinsteiger, die in der Gründungsphase investierten, fahren Fabelrenditen ein. Peter Thiel etwa, der Facebook einst mit 500.000 Dollar stützte, erhält nun eine Verzinsung auf sein Kapital von 700.000 Prozent.

Und es könnte noch mehr werden. Denn die Facebook-Aktie dürfte zum Börsenstart wegen der sehr hohen Nachfrage in den USA gleich deutlich zulegen. Fragt sich nur, wann und ob deutsche Privatanleger, die das Papier nicht zeichnen können, an der Börse noch zuschlagen sollten.

Optimisten erwarten, dass mit Facebook in den nächsten Jahren ein neuer Online-Gigant entsteht, wie Google, Ebay oder Amazon, ein Riese, der mit fast monopolähnlicher Macht seine Märkte dominiert – und seine Aktionäre reich macht. Die kurze Geschichte des Internets lehrt, dass sich in seinen Marktsegmenten meist ein dominanter Spieler herausbildet, der das Gros des Marktes abgreift.

Möglicherweise ein Modetrend

Bleibt Facebook also die Schaltzentrale des sozialen Internets, des Mitmach-Webs, eine Art freiwilliges Einwohnermeldeamt, das stets über Vorlieben, Geschmack und manchmal sogar Aufenthaltsort seiner Nutzer informiert ist – und vor allem: schafft Facebook es, daraus bei Werbekunden noch mehr Kapital zu schlagen? Denn so viel steht fest: Facebook ist zwar allgegenwärtig, hat aber den kommerziellen Wert seines Wissens über seine 900 Millionen Mitglieder weltweit noch nicht mal ansatzweise ausgeschöpft.

Möglich ist aber auch, dass vor dem Börsengang mal wieder viele ihren Verstand an der Garderobe abgegeben oder aus Gier das Denken ausgesetzt haben. Soziale Netzwerke wie Facebook könnten nur ein Modetrend sein, vergänglich, abhängig vom Wohlwollen ihrer schnell gelangweilten Nutzer, voller ungelöster Konflikte über Datenschutz und Urheberrecht – und womöglich in Kürze abgelöst vom „next big thing“, der nächsten großen Sache im Internet, so wie es Facebooks Vorläufern Friendster und MySpace erging; anfällig zudem für politische Sanktionen, mit Geschäftsmodellen, die erst noch entwickelt werden müssen und die Facebook-Fans vergraulen könnten, wenn sich diese mit zu viel Kommerz konfrontiert sehen.

Kurz: Wird hier viel heiße Luft teuer verkauft wie zuletzt Ende der Neunzigerjahre, als im ersten Dotcom-Rausch allein an der Nasdaq zwischen Anfang 2000 und 2002 fast 4000 Milliarden Dollar vernichtet wurden, als hochfliegende Pläne vom immerwährenden Wachstum jäh zerplatzten? Sozusagen eine Neuauflage des „Krieges um die Augäpfel“, bei dem Umsatz und Gewinn bewusst geopfert werden, um möglichst schnell viele Nutzer auf sich zu vereinen?

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