Börsengang Sieben Gründe, Facebook nicht zu kaufen

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Hilft die Microsoft-Allianz?

Selbst T-Aktionäre leicht im Plus. Wie viel Anleger aus 1000 Dollar Einsatz in Tech-Aktien machten.

Kann die Allianz mit dem weltgrößten Softwarekonzern die Facebook-Aktien beflügeln?

Als Microsoft-Chef Steve Ballmer im Herbst 2007 entschied, 240 Millionen Dollar in Facebook zu investieren, hielten das viele für einen Fehler. Microsoft erhielt nur 1,6 Prozent des sozialen Netzwerks, das damals mit 15 Milliarden Dollar bewertet wurde. Ballmer, der zuvor höchstpersönlich einen langen Spaziergang mit dem damals 23-jährigen Facebook-Gründer unternommen hatte, sah das Investment als Brückenkopf im Silicon Valley gegen Google. Eine Übernahme hatte Zuckerberg zuvor abgelehnt, was Ballmer imponierte.

Über die Jahre wurden die Bande zwischen Microsoft und Facebook gestärkt. Um die Ergebnisse seiner Suchmaschine Bing zu verbessern, integrierte Microsoft Inhalte von Facebook. Jüngst griff Ballmer Zuckerberg im Patentstreit mit Yahoo unter die Arme und reichte das Gros der für eine Milliarde von AOL erworbenen Patente zum Freundschaftspreis von 550 Millionen Dollar an Facebook weiter. Microsoft hofft, dass Facebooks Popularität den Absatz des Handybetriebssystems Windows Phone beflügeln kann.

Seit Langem halten sich Gerüchte, dass Zuckerbergs Entwickler sogar an einem eigenen Mobiltelefon basteln, bei dem, ähnlich wie bei Googles Android, eigene Dienste prominent herausgestellt werden. Wenn Zuckerberg dafür Windows Phone verwenden würde, wäre das ein Gewinn für Microsoft.

Doch eine Allianz mit dem Softwarekonzern muss nicht unbedingt förderlich sein. Das beste Beispiel ist dessen enger Schulterschluss mit dem einstigen Handyweltmarktführer Nokia. Das finnische Vorzeigeunternehmen ist abgestürzt und verbrennt so viel Geld, dass bereits offen über einen drohenden Bankrott spekuliert wird.

Macht es Sinn, die Aktie schon am ersten Tag zu kaufen?

Im Gegensatz zum Internet-Boom der Neunzigerjahre steigen Anleger diesmal schon zum Start mit einer hohen Bewertung ein, was den Raum für Kurssprünge begrenzt. Der Online-Händler Ebay startete sein Börsendebüt im September 1998 bei einem Börsenwert von 1,9 Milliarden Dollar. Amazon, derzeit rund 100 Milliarden Dollar wert, legte im Mai 1997 sogar nur 440 Millionen Dollar vor. In der vergangenen Dekade waren die Preise schon höher. Als Google im Sommer 2004 an die Börse ging, wurde das Internet-Unternehmen mit 23 Milliarden Dollar bewertet.

Je höher der absolute Eingangsbörsenwert, desto niedriger die Gewinnchance, so simpel lässt sich aus vergangenen Tech-Börsengängen eine Formel entwickeln.

Die Aktien der alten und neuen Internet-Riesen
Intershop
Lycos Europe
T-Online Bis heute das größte Internet-IPO aller Zeiten, was das Einspielergebnis betrifft: Umgerechnet 2,9 Milliarden Dollar nahm die Telekom-Tochter im April 2000 ein. 27 Euro je Aktie bezahlten Anleger. 2004 bot die Telekom 8,99 Euro als Rücknahmepreis. Ex-Aktionäre erstritten 2010 erst eine Nachzahlung über 1,38 Euro; 2011 wies sie das Bundesverfassungsgericht dann ab. Quelle: Bloomberg
Groupon Der Rabatthändler startete mit einer ambitionierten Bewertung im vergangenen Jahr an der Börse. Den Ausgabekurs haben Aktionäre der ersten Stunde seither nicht wieder gesehen. Und dabei konnte Groupon erst vor kurzem den ersten Gewinn vermelden. Aber die Zweifel am Geschäftsmodell nehmen zu. Quelle: Bloomberg
Pandora Nightmare on Wall Street: Der Kurs des Internet-Radiobetreibers Pandora hat sich schnell halbiert. Wegen Urheberrechtsprobleme hat sich Pandora auch vom deutschen Markt zurückgezogen. Quelle: Bloomberg
Yandex Die russische Suchmaschine lässt Google im Heimatmarkt keine Chance. Nach dramatischen Kursverlusten 2011 erholt sich die Aktie seit Jahresbeginn wieder, liegt aber immer noch fast die Hälfte unter dem Kurs bei Erstnotiz. Quelle: Bloomberg
YelpNoch recht frisch an der Börse, hat die Yelp-Aktie bereits einige Kurskapriolen hinter sich und liegt derzeit deutlich im Minus. Quelle: Bloomberg

Yahoo beispielsweise konnten Anleger zur Emission im Frühjahr 1996 zu einem Gesamtwert von 658 Millionen Dollar kaufen. Keine vier Jahre später hatten Sparer, die mutig 1000 Dollar investierten, daraus das 220-Fache gemacht, wenn sie denn zum Höhepunkt ausstiegen. In derselben Zeitspanne – über knapp vier Jahre – verneunfachte sich eine Investition in Google zum Börsenstart nur noch, weil die Suchmaschine eben schon mit einem absolut hohen Wert an die Börse gegangen war. Zum Vergleich: Um in der Spitze eine Performance wie mit der Yahoo-Aktie zu erzielen, müsste Facebook in knapp vier Jahren fast 23.000 Milliarden Dollar wert sein. Das entspräche rund der Hälfte des heutigen Wertes aller börsennotierten Unternehmen weltweit.

Wie schnell sich hohe Bewertungen rächen, zeigen die Abstürze der letzten großen Internet-Börsengänge an der Nasdaq. Der Kurs des Internet-Radiodienstes Pandora etwa hat sich seit seiner Erstnotiz 2011 halbiert. In Deutschland müssen Anleger schon weit ältere Depotauszüge hervorkramen, um derart hohe Fabelgewinne und -verluste zu finden. Intershop, T-Online, Lycos – die Liste derer, die erst zur Jahrtausendwende Reichtum versprachen, dann aber arm machten, ist lang.

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