Börsengang von Voltabox „Wir bringen die E-Aktie“

E-Mobilität ist nun auch an der Börse. Aktien des Batterieherstellers Voltabox gibt es für einen ersten Preis von 30 Euro. Das junge Unternehmen will weiter wachsen – und nimmt auch einen Versprecher nicht zu wichtig.

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Quelle: Pressefoto

Frankfurt Das Telefon klingelt. Es ist eines von vielen im Handelssaal der Frankfurter Börse, auf dem gerade jemand anruft. Aber es ist eines, das am Freitagmorgen besonders im Fokus ist. Der Konsortialführer hebt ab. Er schaut auf den Bildschirm vor sich, dann auf die Dax-Handelstafel hinter sich. Es sind nur noch wenige Sekunden, bis er verkünden wird, worauf alle warten. Börsianer und Pressevertreter vor Ort warten seit acht Uhr morgens. Das Team des Batterieherstellers Voltabox wartet schon seit Mai – damals wurde es von einer GmbH zu einer AG, steuerte damit den Börsengang an. Der IPO, der erste Preis, zu dem nun Wertpapiere von Voltabox gehandelt werden können: 30 Euro.

Damit ist der IPO höher als die Preisspanne von 20 bis 24 Euro, die noch vor wenigen Tagen bekannt gegeben worden war. Bei Voltabox, einer Tochter des Autozulieferers Paragon, ist man über das Ergebnis des Börsenstarts hocherfreut. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Jürgen Pampel. „Das ist ein überwältigendes Ergebnis.“

Überwältigt dürfte das Team von Voltabox auch sein, weil die Firma die erste ihrer Art an der Börse ist. Sie sieht sich selbst als Pionier der Elektromobilität, weil Christoph Becker, ein Vorfahre von Aufsichtsratschef Klaus Dieter Frers, bereits 1835 ein Fahrzeug entwickelt hat, das von einem Elektromotor angetrieben wurde. „Wir bringen die E-Aktie“, sagt Frers siegessicher. Elektromobilität gebe es jetzt auch an der Börse zu kaufen. Auch Pampel sagt stolz: „Voltabox ist an der Börse, Voltabox ist E-Mobilität.“

Nach dem Diesel-Skandal haben Verbraucher und Anleger Vertrauen in die großen Automobilhersteller in Deutschland verloren. VW, BMW und Daimler sind allesamt im Dax notiert. Sie setzen zwar stärker als zuvor auf E-Autos, aber ihr Hauptgeschäft läuft noch mit dem Verbrennungsmotor. Da kommt es bei deutschen sowie bei internationalen Investoren gut an, dass nun ein Unternehmen mit Fokus auf Elektromobilität den Schritt aufs Börsenparkett gewagt hat.

Und darauf war Voltabox gut vorbereitet. Im vergangenen Jahr setze das Unternehmen 14,5 Millionen Euro um. Für 2017 rechnet der Batteriehersteller mit einem Umsatz von rund 25 Millionen Euro, den er vor allem mit Lithium-Ionen-Batterien für den Massenmarkt, hoch entwickelten Batteriesystemen für den industriellen Einsatz und Leistungselektronik für Hochleistungsfahrzeuge macht.

Voltabox gründete sich 2011 in einem neu geschaffenen Geschäftsbereich innerhalb der Paragon AG. 2014 dann folgte die Ausgründung – Voltabox war als GmbH für sich selbst verantwortlich. Drei Jahre später folgte nun die Börsennotierung. Mit den fünf Millionen neuen Aktien (von insgesamt 6,3 Millionen) will der Konzern 152 Millionen Euro Kapital einsammeln und das Wachstum finanzieren.


Preisspanne wird angehoben

Neben Pampel waren am Freitagmorgen noch zwei andere Männer im Fokus. Zum einen Finanzvorstand Andre Klasing, wie sein Kollege Pampel in roter Krawatte mit besticktem Voltabox-Logo. Zum anderen Aufsichtsratschef Frers, ohne rote Krawatte, ohne Voltabox-Logo, aber in Begleitung seiner Frau. Frers war auch sichtlich stolz, als er die Börsenglocke ergriff, sie in die Luft hielt und kräftig läutete. Der Moment, als Voltabox seinen ersten Preis feierte, war zwar nicht so pompös wie kürzlich beim Börsenstart von Delivery Hero – damals fiel Konfetti aufs Parkett. Aber gute, aufgeregte und gleichzeitig erleichterte Stimmung war trotzdem zu spüren.

Immerhin war der IPO höher als erwartet. Die sogenannte Freeze-Phase nach Verkünden der Preisspanne, in der keine Kauf- und Verkaufaufträge mehr eingegeben, verändert oder gelöscht werden dürfen, wurde wieder aufgehoben. Es gab noch andere Preisangebote, sodass der Konsortialführer das Orderbuch für 15 Minuten wieder eröffnete. „Der Markt muss die Chance haben, darauf reagieren zu können“, sagt Patrick Kalbhenn, Sprecher der Deutschen Börse. „Was für das Unternehmen gut ist“, fügt er hinzu, denn die Preisspanne wurde auf 29 bis 32 Euro angehoben.

Nach der Preisverkündung gilt: Die insgesamt 6,3 Millionen Aktien können ab Freitag zu einem Preis von 30 Euro gehandelt werden. 40 Prozent davon sind für den Streubesitz, die anderen 60 Prozent hält die Paragon AG, die langfristig Mehrheitsaktionärin bleiben will. Ganz getrennt sind die beiden Firmen seit dem Börsengang also nicht. Daran hat wohl auch Martin Reck, Managing Director der Deutschen Börse, gedacht, als er zu Anfang der Auktion eine kurze Rede hielt. „Lieber Aufsichtsrat der Paragon AG“, wollte er beginnen. Dann stockte er, denn Klaus Dieter Frers sitzt schließlich im Aufsichtsrat von Voltabox. Er ist gleichzeitig Gründer und Vorstandschef von Paragon.

Mit Paragon im Rücken schaut Voltabox also nun nach vorn. Das Unternehmen agiert in einer Branche, der die Zukunft gehört. Es sitzt auf gut gefüllten Auftragsbüchern und will 2019 sogar einen Umsatz von etwa 100 Millionen Euro erreichen. „Der Markt wächst offensichtlich“, sagt Jürgen Pampel, „und unser Unternehmen auch, mit erstaunlichen Wachstumsraten.“ Demnächst wolle es in Baufahrzeuge und Landmaschinen investieren. „Wir werden organisch wachsen und wir werden auch ganz klar durch Zukäufe größer werden.“ Voltabox führe Gespräche, wolle sich aber nicht weiter äußern. Die Pläne sind sehr ambitioniert , doch das geglückte Börsendebüt bietet schon mal gute Vorzeichen.

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