Wie lautet ihr Fazit? Bekommen wir eine Herbstrally am Aktienmarkt?
Die Chancen sind gut, dass sich zum Ende des Sommers ein Ende der Unsicherheiten einstellt: Bundestagswahl entschieden, Tapering beschlossen und Karlsruhe winkt die Rettungspolitik durch. Dann spricht alles für einen zweiten Aktienfrühling im Herbst. Die Welt wird weiter gerettet, wir haben eine konjunkturelle Belebung weltweit, die deutsche Konjunktur profitiert vom guten Export. Das zeigen die Frühindikatoren schon an. Der Ifo-Index ist zum vierten Mal in Folge gestiegen. Ich halte diesen Index aufgrund seiner sauberen Berechnung für einen der besten Frühindikatoren der Welt. Die Anleger werden trotz schwierigem, instabilem Makrokosmos nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern in ihrem Mikrokosmos das Beste daraus machen: Alle Faktoren sprechen dann ganz klar für Aktien – ein fast perfektes Szenario.
Haben Sie auch einen Rat für eher kurzfristig orientierte Anleger?
Die Zocker können natürlich auf die gefallenen Engel setzen, etwa einzelne Banken, Stahlhersteller oder die Düngemittelindustrie. Auch die Schwellenländer werden wiederkommen, weil Amerika kein Interesse daran hat, dass ihnen die Außenhandelspartner wegbrechen, die gleichzeitig wichtige Abnehmer für US-Staatsanleihen sind. So funktioniert das Spiel nun mal: Die Schwellenländer dürfen exportieren, wenn sie dafür auch Staatsanleihen übernehmen. Und China ist zum Wachstum verdammt. Damit ergeben sich auch kurzfristige Chancen für risikofreudige Anleger. Auch Industriemetalle werden mit einer Erholung der Weltkonjunktur wieder gefragter sein.
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, wieder auszusteigen?
Eine weltwirtschaftliche Rezession wie 2009 können wir uns nicht noch einmal leisten. Also wird das System politisch und geldpolitisch stabilisiert, koste es, was es wolle. Da brauchen Anleger also keine Angst zu haben, dass unsere Finanzwelt frühzeitig zusammenbricht. Und übrigens: Selbst wenn sie zusammenbrechen sollte, bin ich mit meinen Aktien als verbrieftem Sachkapital immer noch besser dran, als mit Staatspapieren und Geldvermögen – denn das ist in Deutschland in den vergangenen 200 Jahren sechsmal gestrichen worden. Aktien haben überlebt.