Börsenkenner Rudolf Ferscha "Liquidität schützen"

Seite 4/4

Hochfrequenzhandel muss nicht gebremst werden

Wie hoch könnten die Einnahmen sein?

Europaweit einige Milliarden Euro pro Jahr. Wenn fiskalisch mehr gewünscht wird, könnte man auch die Brokeragegebühren, die derzeit ebenfalls oft umsatzsteuerfrei sind, mit einbeziehen.

Ihre Steuer würde den Hochfrequenzhandel überleben lassen. Soll der überhaupt nicht gebremst werden?

Er muss nicht gebremst werden, sollte aber fairer ablaufen. Ich spreche von Fällen, in denen Hochfrequenzhändlern ein privilegierter Marktzugang gewährt wird, durch Technologie oder durch Lücken im Regelwerk.

Börsen, auch die in Frankfurt, verkaufen Hochfrequenzhändlern Serverplätze direkt neben ihren eigenen Zentralrechnern, dadurch sind deren Orders um Millisekunden schneller an der Börse. Sie können automatisch Kurse anfragen, sich dann aber blitzschnell zurückziehen. So bewegen sie Kurse, ohne ein Geschäft abschließen zu müssen.

Wenn sich Käufer und Verkäufer auf einen Preis und eine Stückzahl einigen und bildlich gesprochen die Hände zum Abschluss ausstrecken, hat dann oft nur einer der beiden die Möglichkeit, die Hand noch zurückzuziehen...

...und zwar derjenige, der dafür zahlt, geografisch näher an der Börse dran zu sein. Fair ist das nicht.

Neue Technologien machen es notwendig, Regeln nachzuschärfen. Börsen und Aufsichtsbehörden müssen die Integrität des Marktes herstellen. Eine drakonische Steuer, die alle Hochfrequenzhändler vom Markt fernhält, würde aber dazu führen, dass der Markt auf zu viel Liquidität verzichten müsste.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%